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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Adelsgeschlechts Grimaldi, das im Fürstentum seit dem 13. Jahrhundert das Sagen gehabt hat. Es gibt auch eine gefällige Büste von Hector Berlioz, dessen man gedenkt, weil er einmal in der Nähe des Opernhauses umfiel, und eine langweilige Bronzestatue, die den argentinischen Rennfahrer Juan Manuel Fangio neben dem Formel-1-Mercedes zeigt, in dem er in Monaco einen seiner vielen Siege errungen hat.
    Doch von diesen Denkmälern abgesehen, findet man wenig andere interessante Statuen – außer im Eingangsbereich eines recht gesichtslosen modernen Bürogebäudes am Quai Antoine 1er, der am Hafen entlangführt. Dort steht eine auffallende und recht aufwendige Statue aus poliertem Teakholz, die den großen griechischen Meergott Poseidon darstellt. Er steht dort, trotz seiner Nacktheit züchtig anmutend, mit einem Vollbart und seinem Dreizack bewaffnet in der Art eines Wächters vor dem wenig bekannten Amt, das seit 1921 die offiziellen Namen der vielen Ozeane und Meere, Golfe und Buchten unseres Planeten erdacht, festgelegt und gebilligt hat.
    Sitz der International Hydrographic Organization ist seit deren Gründung Monaco; und zwar wählte man diesen auf den ersten Blick nicht unbedingt passenden Standort 17 auf Einladung des damaligen Staatsoberhaupts Albert I. hin, eines Mannes, der Seekarten und Portolane sammelte, eine Flotte von Forschungsschiffen unterhielt, sich für Tiefseefische und Meeressäugetiere begeisterte und sich überhaupt mit der Meeresfauna gut auskannte und wissenschaftlich beschäftigte. Die Organisation, die er zu erschaffen half, zählt nahezu alle Staaten der Welt, die eine Ozeanküste besitzen, zu ihren Mitgliedern.
    Eine ihrer Hauptaufgaben ist es – weniger de jure als de facto –, die Grenzen der Ozeane und Meere festzulegen. Wie sich zeigt, ist das keine einfache Aufgabe, und von allem Anfang an gab es Streit: »Die vorgeschlagene westliche Begrenzungslinie des Mittelmeers«, knurrte der marokkanische Delegierte in den zwanziger Jahren verärgert, als Kommentare zu den Grenzfestsetzungen abgegeben werden sollten, »lässt Tanger zu einem Mittelmeerhafen werden, was es ganz gewiss nicht ist.«
    Die ursprünglich für die Festlegung der Meeresgrenzen Zuständigen hatten es für angemessen erachtet, die Grenze des Nordatlantiks vor dem Eingang zur Straße von Gibraltar verlaufen zu lassen; das war aber eine Entscheidung, die sonst niemandem behagt zu haben scheint. Auf Anweisung von oben radierte daher der Kartenzeichner die von ihm gezogene erste Linie wieder aus und zeichnete eine zweite, die eine Meile östlich von Tanger verlief; womit diese Stadt, mit einem einzigen Federstrich gewissermaßen, von einem bloßen Mittelmeerhafen zu einer Stadt am Atlantischen Ozean befördert wurde – was, wie es heißt, alle zufriedenstellte.
    Die andere wichtige Aufgabe, mit der die IHO betraut ist, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Seekarten aller Länder dieser Welt mehr oder weniger das gleiche Bild zeigen. Das ist kein ganz so langweiliger Auftrag, wie es sich anhört. Er ist auf eine Konferenz zurückzuführen, die 1889 in Washington, D.C., abgehalten wurde und bei der von Kapitänen, die gezwungen gewesen waren, nach in Ländern, in denen man wenig Ahnung vom Kartenzeichnen hatte, angefertigten Karten zu navigieren, haarsträubende Geschichten erzählt wurden. Ihre Schiffe, hörte man, seien unvermutet auf nicht vermerkte Untiefen aufgelaufen oder bei der Einfahrt in schlecht gezeichnete Häfen zu Schaden gekommen. Solche Unfälle ließen sich nur verhindern, meinten die Konferenzteilnehmer, wenn alle Seekarten und Navigationshandbücher das Gleiche zeigten oder sagten und, ob sie nun in Großbritannien oder Goa, den USA oder Uruguay hergestellt worden waren, den gleichen hohen Standards genügten.
    Bei einer Seefahrtkonferenz, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Sankt Petersburg abgehalten wurde, forderten die Vertreter der Kriegs- und Handelsmarinen aller Länder die Einsetzung einer internationalen Kommission, die sich mit diesem Problem befassen sollte. 1921, nachdem sich der vom Krieg in Europa aufgewirbelte Staub wieder gelegt hatte, stellte der in Marinekreisen wohlangesehene Fürst von Monaco Unterkünfte und Verpflegung sowie einen Schwarm monegassischer Typistinnen zur Verfügung, um das Seine zur Schaffung der IHO beizutragen, die dann auch formell begründet wurde und seitdem ihren Sitz dort hat, wo sie noch heute, von ihrem persönlichen Schutzgott Poseidon bewacht,

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