Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
echt. Jeder Quadratzentimeter ihres Rumpfes trug Spuren ihrer turbulenten Reise durch das All. In die kegelförmige Spitze hatten sich lange, gezackte Striemen eingekerbt, wie Narben von Blitzeinschlägen, und die Verkleidung war überall von winzigen Dellen übersät. An einer der drei Steuerflossen fehlte ein großes, halbrundes Stück, als hätte ein außerirdisches Ungeheuer hineingebissen, und in einer rechteckigen Lücke, wo eine Stahlplatte fehlte, hatte sich eine merkwürdig gefärbte Flechte ausgebreitet.
    Selbst Artemis musste es sich eingestehen. »Das Ding wirkt nicht gerade ätherisch. Offenbar habe ich eine lebhaftere Vorstellungskraft, als ich immer dachte.«
    Kurz hintereinander quittierten zwei Schalldämpfer der Sonde den Dienst, und Gedröhn erfüllte den Himmel.
    Artemis deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Sonde und brüllte: »Du bist eh nicht echt!« Doch der Lärm war so laut, dass er seine eigenen Worte nicht hörte.
    Mittlerweile war die Sonde so nah, dass er die Inschrift lesen konnte, die in mehreren Schriften und Zeichen auf der Spitze stand.
    »Ich komme in Frieden«, murmelte er und dachte: Vier Wörter. Tod .
    Auch Holly dachte an den Tod. Bilder einer Tragödie und von Zerstörung schossen an ihrem inneren Auge vorbei wie die Lichter eines Zugwaggons, doch in all dem Chaos blieb ein Gedanke gegenwärtig.
    Von hier aus kann ich ihn nicht erreichen. Artemis wird sterben, und ich kann nichts weiter tun, als zuzusehen.
    Und dann: Butler bringt mich um.

Kapitel 2
    Jadeprinzessin
und Verrückter Bär
    Am Abend zuvor in Cancún, Mexiko
    D er Mann in dem gemieteten Fiat 500 fluchte laut, als sein breiter Fuß Bremse und Gaspedal gleichzeitig traf und er den winzigen Wagen zum x-ten Mal abwürgte.
    Vielleicht wäre es einfacher, dieses Miniaturauto zu fahren, wenn ich auf der Rückbank sitzen könnte und mir die Knie nicht unter dem Kinn klemmten . Er startete den Motor erneut und fuhr mit einer abrupten Bewegung an den Rand der Uferstraße, die sich entlang Cancúns spektakulärer Lagune ausbreitete. Im funkelnden Lichtschein der zahllosen Luxusbalkone vollzog er an dem Fiat einen Akt des Vandalismus, der ihn mit Sicherheit seine Kaution kosten und ihn mit fast genauso großer Sicherheit auf Platz 1 der schwarzen Liste des Autovermieters katapultieren würde.
    »So ist es besser«, knurrte der Mann und schleuderte den Fahrersitz ins Gebüsch.
    Die Leute von der Autovermietung sind selbst schuld , dachte er, um sein Gewissen zu beruhigen. So was passiert nun mal, wenn man einem Mann mit meinem Körperbau ein Spielzeugauto gibt. Das ist so, als wollte man 50-Millimeter-Patronen in eine Derringer-Taschenpistole schieben. Einfach lächerlich .
    Er zwängte sich auf den Rücksitz des Fiats und fädelte sich in den Verkehr ein, der hier selbst um kurz vor Mitternacht noch so dicht war wie am Piccadilly Circus zur Stoßzeit.
    Ich komme, Juliet , dachte er und packte das Lenkrad mit solchem Druck, als hätte es seine kleine Schwester bedroht. Ich bin schon auf dem Weg.
    Der Fahrer dieses spontan umgebauten Fiats war natürlich niemand anders als Butler, Artemis Fowls Leibwächter, obgleich er nicht immer unter diesem Namen bekannt gewesen war. Im Zuge seiner Laufbahn als Glücksritter hatte Butler so manchen nom de guerre angenommen, um seine Familie vor Unannehmlichkeiten zu schützen. Eine Bande somalischer Piraten kannte ihn als Gentleman George, in Saudi-Arabien hatte er sich eine Zeitlang unter dem Namen Captain Steele verdingt (Artemis hatte ihm später vorgeworfen, er habe einen Hang zum Melodramatischen), und für die Isconahua, einen peruanischen Eingeborenenstamm, war der geheimnisvolle Riese, der ihr Dorf vor einer aggressiven Holzfällerfirma beschützt hatte, nur El fantasma de la Selva gewesen, der Geist des Urwalds. Seit er in Diensten der Familie Fowl stand, hatte er natürlich keine Zeit mehr für irgendwelche Nebentätigkeiten.
    Butler war auf Artemis’ Drängen hin nach Mexiko gereist, obwohl ein Drängen kaum mehr nötig gewesen war, nachdem Butler die SMS auf dem Handy seines Schützlings gelesen hatte. Sie waren gerade mitten im morgendlichen Kampfkunsttraining gewesen, als das Handy geklingelt hatte. Eine polyphone Version von Morricones »Miserere«, das Erkennungszeichen, dass eine Nachricht eingegangen war.
    »Kein Handy im Dojo, Artemis«, hatte Butler gebrummt. »Sie kennen die Regeln.«
    Artemis hatte noch einen Schlag gegen das Polster ausgeführt, eine linke Gerade

Weitere Kostenlose Bücher