Der Atlantis-Komplex
sich ein Rinnsal aus Blut. Foaly beugte sich zu ihm hinunter und versuchte, ihn mit einer energischen Ermahnung aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen.
»Komm schon, Menschenjunge«, sagte er und stupste Artemis in den Unterarm. »Jetzt ist nicht der richtige Moment, um dir einen lauen Lenz zu machen.«
Artemis’ einzige Reaktion darauf war ein kaum merkliches Zucken seines Armes. Das beruhigte Holly − immerhin war er noch am Leben.
Sie stolperte über den Kraterrand und wäre beinahe gefallen.
»Von lauem Lenz kann hier ja wohl kaum die Rede sein«, entgegnete sie.
Foaly versetzte Artemis erneut einen Stupser. »Das war bildlich gemeint. Und solltest du nicht längst dabei sein, diese Roboter mit deinem Stift zu töten?«
Hollys Augen leuchteten auf. »Geht das denn?«
Foaly schnaubte. »Klar. Sofern dein Stift statt einer Graphitmine einen supertollen Dämonen-Magiestrahl hat.«
Holly fühlte sich immer noch angeschlagen, aber trotz der körperlichen und seelischen Strapazen sah sie deutlich, wie ernst die Lage war. Ein seltsames metallisches Klicken erklang, begleitet von tierähnlichen Lauten, fast wie ein Zwitschern, erst leise, dann immer lauter und schneller.
Der Lärm kratzte an Hollys Stirn, als versuche jemand, ihr die Haut abzuziehen.
»Was ist das?«
»Die Amorphoboter kommunizieren«, flüsterte Foaly. »Sie tauschen Terabytes an Informationen aus, und zwar drahtlos. Was einer weiß, das wissen innerhalb von Nanosekunden alle.«
Mit dem Omnisensor in ihrem Handschuh überprüfte Holly Artemis’ Vitalfunktionen. Die Anzeigen teilten ihr mit, dass er leichte Herzgeräusche hatte und dass der Scheitellappen seines Gehirns ungewöhnlich aktiv war. Davon abgesehen, konnte ihr Helmcomputer lediglich feststellen, dass Artemis nicht tot war. Wenn sie also dieses neue Unglück überlebte, dann bestand zumindest eine Chance, dass er es auch schaffen würde.
»Wonach suchen die, Foaly?«
»Wonach die suchen?«, wiederholte der Zentaur mit einem hysterischen Grinsen.
Plötzlich spürte Holly, wie ihre Sinne wieder voll funktionsfähig wurden. Die Magie hatte die Heilung ihrer Verletzungen beendet. Ihr Becken schmerzte immer noch ein wenig, und das würde vermutlich auch noch ein paar Monate anhalten, aber sie war wieder einsatzbereit und somit vielleicht auch imstande, sie in die unterirdische Zivilisation zurückzubringen.
»Reiß dich zusammen, Foaly. Sag mir, was diese Dinger können.«
Der Zentaur schien verärgert zu sein, dass jemand ihn ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt mit Fragen belästigte, wo es doch so viel wichtigere Dinge zu klären gab.
»Also wirklich, Holly! Muss das sein?«
»Verdammt noch mal, Foaly, jetzt rück schon raus damit!«
Foaly seufzte mit flatternden Lippen. »Das sind Bio-Sphären. Amorphoboter. Dumme, hauptsächlich aus Plasma bestehende Maschinen. Sie sammeln Proben von Pflanzen und analysieren sie in ihrem Plasma. Ganz einfach. Und völlig harmlos.«
»Harmlos?«, entgegnete Holly. »Ich glaube, jemand hat deine Amorphoboter umprogrammiert.«
Das Blut wich aus Foalys Wangen, und seine Finger begannen zu zucken. »Nein. Unmöglich. Diese Raumsonde sollte auf dem Weg zum Mars sein und dort nach Mikroorganismen suchen.«
»Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass deine Sonde entführt worden ist.«
»Es gibt noch eine andere Erklärung«, meinte Foaly. »Es könnte sein, dass ich das alles nur träume.«
Holly ließ sich nicht beirren.
»Wie können wir sie stoppen, Foaly?«
Angst flackerte über Foalys Gesicht wie ein Sonnenstrahl über einen See. »Sie stoppen? Die Amorphoboter sind dafür konstruiert, einen längeren Aufenthalt im All zu überstehen. Du könntest einen von denen auf die Oberfläche eines Sterns fallen lassen, und er würde lange genug überleben, um Informationen an seine Sonde zu senden. Natürlich habe ich einen Vernichtungscode eingebaut, aber ich vermute mal, der ist deaktiviert worden.«
»Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben. Können wir sie nicht erschießen?«
»Auf keinen Fall. Sie lieben Energie. Die nährt ihre Zellen. Wenn du auf sie schießt, werden sie nur noch größer und mächtiger.«
Holly legte die Hand auf Artemis’ Stirn, um seine Temperatur zu überprüfen.
Ich wünschte, du würdest aufwachen , dachte sie. Wir könnten jetzt gut einen von deinen genialen Plänen gebrauchen .
»Foaly«, fragte sie besorgt, »was machen die Amorphoboter jetzt? Wonach suchen sie?«
»Leben«, erwiderte der Zentaur
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