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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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theoretisch.«
    »Gut«, sagte Holly und warf sich bäuchlings auf das Eisfeld, bevor sie ihre Meinung ändern konnte.
    Holly spürte, wie ihr Körper sich versteifte, während sie über den Gletscher glitt. Vor ihr erstreckte sich das Eis, vom steten Wind zu eleganten Schwüngen und Kurven geformt. Dank dieses Windes, der sie von hinten anschob, kam sie auch relativ gut vorwärts, wenn man bedachte, dass sie erst ein paar Minuten zuvor noch mehrere Knochenbrüche gehabt hatte.
    Wieder einmal von der Magie gerettet.
    Doch nun hatte sie keinen einzigen Funken mehr übrig.
    Der tote Fuchs lag rauchend auf einem Bett aus Schnee und schmolz sich selbst ein Grab.
    Holly riss den Blick von den traurigen Augen des Tieres los, die sie aus dem verkohlten Kopf anschauten, und sah zu dem Ice Cube hinüber, der ein Stück entfernt stand, zwar unbeachtet von den Amorphobotern, aber hinter ihrer Suchlinie.
    Ich muss irgendwie die Linie durchbrechen, ohne dass sie mich bemerken. Ihre Sensoren reagieren auf Wärme. Also kriegen sie ein bisschen Wärme, mit der sie sich beschäftigen können.
    Holly schaltete die Klimaanlage in ihrem Anzug ein, die laut Helmanzeige noch fünf Minuten Laufzeit hatte, und wählte bei ihrer Neutrino die Leuchtraketen-Einstellung. Versehentlich aktivierte sie dabei mit ihrem Blinzeln auch den Musikplayer in ihrem Helm. Zum Glück war der Ton abgestellt, und es gelang ihr, Grazen McTortoors Metal-Ballade »Troll Sundown« abzuschalten, bevor die Bots die Vibrationen bemerkten.
    Das wäre das erste Mal, dass Grazen McTortoors Musik jemanden tötet. Er wäre bestimmt begeistert.
    Holly rollte sich auf den Rücken und sah hinauf in einen Himmel aus Pech und Granit, dessen mächtige Wolken wie von Flammen umzüngelt waren.
    Wärme.
    Sie stützte ihre Hand auf, richtete die Waffe gen Himmel und schoss eine Fontäne von Leuchtraketen in die Luft.
    Wenn doch nur jemand da wäre, der sie sieht und uns zu Hilfe kommt .
    Das entspannte Gezwitscher der Amorphoboter steigerte sich zu einem lauten Wimmern. Es war Zeit, sich in Bewegung zu setzen.
    Bevor ihr gesunder Elfenverstand einsetzen konnte, war Holly auf den Beinen und rannte los, direkt auf Artemis’ Kiste zu, die Neutrino immer im Anschlag.
    Ist mir egal, was Foaly sagt. Wenn eins von diesen rotäugigen Monstern mir zu nahe kommt, werde ich ausprobieren, was eine Plasmagranate mit seinen Innereien anstellt.
    Sämtliche Bots hatten ihre Sensoren auf die herabschwebenden Leuchtraketen gerichtet, die sich wie die Flammen eines Schweißbrenners durch die Wolken schnitten. Sie fuhren Gel-Periskope aus und verfolgten den Flug der Leuchtraketen wie ein Haufen unförmiger Erdmännchen. Vielleicht hätten sie die bewegliche Wärmequelle bemerkt, die über den Gletscher schlidderte, doch sie waren darauf programmiert, immer nur der stärksten Quelle zu folgen.
    So clever sind sie also doch nicht.
    Holly lief so schnell, wie ihre geschwächten Knochen es zuließen.
    Das Gelände war eben, aber tückisch. Der frische Septemberschnee hatte sich über die Vertiefungen gelegt, und Holly wäre beinahe in einer Traktorfurche ausgerutscht. Ihr Knöchel knackte, brach jedoch nicht. Zum Glück.
    Bisher lief alles gut: Die Bots waren völlig gebannt von den Leuchtraketen und schienen sich nicht für die Wärmestrahlung zu interessieren, die Holly aussandte. Sie schlug einen Bogen um das Shuttlewrack und versuchte, weder das Ächzen des verkohlten Metallrumpfs noch das Brustteil der Pilotenuniform zur Kenntnis zu nehmen, das mit der Windschutzscheibe verschmolzen war. Hinter dem Shuttle lag Artemis’ großes Experiment: die Schneekanone.
    Genau das, was wir jetzt brauchen .
    Holly kniete sich vor den Ice Cube. Das Bedienfeld war schnell gefunden, und glücklicherweise hatte es einen Omnisensor, so dass es kein Problem war, den Ice Cube mit ihrem Helmcomputer zu synchronisieren. Jetzt konnte sie Zeitpunkt und Ziel der Kanonenschüsse nach Belieben steuern. Sie stellte einen Countdown ein und machte sich umgehend wieder auf den Rückweg, dorthin, woher sie gekommen war.
    Unterwegs fiel ihr auf, dass die Leuchtraketen sehr lange brannten, und sie nahm sich vor, Foaly zu den neuen Modellen zu gratulieren − woraufhin sie prompt erloschen.
    Kaum waren die hübschen Lichter am Himmel verschwunden, wandten sich die Amorphoboter wieder ihrer methodischen Suche nach Lebenszeichen auf der Erde zu. Einer von ihnen wurde losgeschickt, den einzelnen Wärmefleck zu erkunden, der sich durch

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