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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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der Rezeption ein Päckchen abholen. Warten Sie zwanzig Minuten in der Bar, dann kommen Sie nach oben. Zimmer 508. Die Rezeption wird Sie ausrufen.«
    Vanderveen zögerte kurz, bis ihm klar wurde, dass er an der Rezeption des Hotels jeden x-beliebigen Namen benutzen konnte. Man würde nicht nach einem Ausweis, sondern nur nach der Zimmernummer fragen. »Einverstanden. In zwanzig Minuten.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen, und er gab Raseen das Handy zurück. »Du hättest mir sagen sollen, dass du ihm die Nummer gegeben hast«, sagte sie missbilligend. »Eigentlich wollte ich das Telefon gestern schon wegwerfen.«
    »Wir entsorgen es, bevor wir London verlassen.«
    »Was hat er gesagt?«
    Er erzählte es ihr, blickte sie an. »Was denkst du?«
    »Ich weiß nicht.« Sie drängte sich dichter an ihn und sprach leise auf Französisch weiter. »Irgendetwas stimmt nicht. Es ist nur so ein Gefühl, aber trotzdem …«
    Er nickte, blieb stehen und drehte sich zu einem Schaufenster, das sich an einem bedeckten Tag wie diesem noch besser als Spiegel nutzen ließ, um die Szenerie hinter ihnen zu beobachten. Sie blieben eine halbe Minute so stehen, aufmerksam alles beobachtend, ohne das geringste Interesse für die Herbstmode. »Der grüne Opel«, sagte Raseen plötzlich. »Direkt hinter dir.«
    Vanderveen folgte der Bewegung des Wagens in der Scheibe, soweit das trotz der vorbeiströmenden Menschen möglich war. Das kleine, zweitürige Auto war in der gleichen Richtung unterwegs wie sie, und soweit er sah, saß nur der Fahrer darin, ein älterer Mann. Der Opel fuhr in einem konstanten Tempo, gefolgt von einem verbeulten weißen Lieferwagen und einem Renault. Ein paar Augenblicke später war er nicht mehr zu sehen.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass Raseen zur Straßenecke geeilt war und dem Opel nachblickte. »Das Kennzeichen habe ich jetzt erst lesen können«, sagte sie, als er neben ihr stand. »R313CVG.«
    »Jetzt erst?«
    »Das Auto ist eben schon einmal an uns vorbeigefahren, und zwar in derselben Richtung.«
    Ihm war nicht aufgefallen, dass sie darauf geachtet hatte, und sie hatte sich rechts untergehakt, weiter von der Straße entfernt. »Bist du sicher?«
    »Natürlich. Zumindest fast. Ein älterer Mann hinter dem Steuer, keine weiteren Insassen. Wenn ich mich nicht irre, trägt er ein blaues Hemd, doch das spielt keine Rolle. Es ist dasselbe Auto.«
    Vanderveen ging weiter und fragte sich, wie sie auf die Schnelle alles so gut beobachten konnte. Sie folgte ihm zögernd. »Vielleicht hat er sich verfahren.«
    »Er muss richtig Gas gegeben haben, um es so schnell um den Block zu schaffen«, flüsterte sie ihm ins Ohr »Ich weiß, was ich gesehen habe. Wir werden observiert.«
    Ihm lief es kalt den Rücken herunter, aber er versuchte, alles rational zu durchdenken. Was hatte sie wirklich gesehen? Ihr war nur ein Auto aufgefallen. Wenn sie mehr als eines benutzten, würde das nicht so auffallen. Andererseits konnten sie
auch von sich abwechselnden Fußgängern beobachtet werden. Wenn ja, würden sie es erst wissen, wenn die Falle zuschnappte.
    Trotzdem war es merkwürdig. Eigentlich hätten sie nur am Zoll in Dover auffallen können, und dann wären sie auf der Stelle verhaftet worden. Weder der britische Geheimdienst noch die Special Branch, eine Sondereinheit der Polizei, würden es riskieren, Verdächtige wieder aus den Augen zu verlieren. Und sie waren mit Sicherheit nicht scharf darauf, Verhaftungen auf einer belebten Londoner Straße vorzunehmen, wo es von potenziellen Geiseln nur so wimmelte.
    Wenn also jemand beobachtet wurde, folgerte er, dann nicht sie, sondern der Mann, mit dem sie sich in einer knappen halben Stunde treffen würden. Diese Erkenntnis war zugleich mit Angst, Wut und Erleichterung verbunden.
    Sie kamen an einer Horde lauter Teenager vorbei, die im Eingang eines Pizza Hut herumlungerten und plötzlich verstummten, um Raseen lüsterne Blicke zuzuwerfen, die sie nicht zu bemerken schien. Er wartete geduldig, bis auch ihr Nachdenken zu einem Resultat geführt hatte. Statt von Restaurants wurde die Straße jetzt von den geschichtsträchtigen Theatern des Londoner Westends gesäumt.
    »Es geht nicht um uns«, sagte sie schließlich. »Dann hätten sie bereits zugeschlagen, Will. Schon in Dover.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Wir müssen das Treffen ausfallen lassen.«
    Er spürte die ersten Regentropfen, und kurz darauf goss es in Strömen. Die Leute schienen daran gewöhnt zu sein. Überall tauchten

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