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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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glänzendes Gesicht. Auf seinem T-Shirt zeichnete sich ein Fleck ab, kaum erkennbar auf dem dunklen Stoff. Und seine Hände waren blutig.
    »Mein Gott, was ist passiert?«, fragte sie ängstlich. Sie trat näher auf ihn zu, weil sie sich die Wunde ansehen wollte, doch er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Mach dir deshalb keine Sorgen. Hast du etwas abbekommen?«
    Sie blickte an sich herab, ohne einen Blutfleck zu entdecken, und außer ihrem Ellbogen, in dem sie einen pochenden Schmerz spürte, tat nichts weh. »Nein, alles in Ordnung.«
    »Gut.« Mit einer Hand seine Seite haltend, zeigte er mit der anderen auf den bewusstlosen Polizisten. »Schnapp dir sein Funkgerät.« Auch seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er starke Schmerzen hatte. »Lass es verschwinden und leg ihm Handschellen an. Den Schlüssel wird er in der Tasche haben. Pass auf, dass du ihn nicht vergisst. Beeil dich.«
    Kharmai war bereits in Bewegung. Sie kniete neben Lowe nieder, riss das Mikrofon samt Kabel aus dem Funkgerät, löste dieses von seinem Gürtel und warf alles in einen Busch neben dem Bürgersteig. Dann rollte sie ihn auf den Bauch, zog die
schlaffen Arme nach hinten und legte ihm Handschellen an. Nach kurzem Suchen hatte sie den Schlüssel für die Handschellen in einer Tasche für Reservemagazine gefunden und steckte ihn ein. »Erledigt.«
    Kealey, an dem Streifenwagen lehnend, richtete sich unter Schmerzen auf und ging zur Beifahrerseite des Taurus. »Wir müssen verschwinden. Höchstens eine Minute, dann sind die anderen Cops hier. Hast du die Autoschlüssel?«
    »Ja.« Sie zögerte kurz. »Ich muss dich in ein Krankenhaus bringen, Ryan.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe schon alles abgecheckt. Glaub mir, es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Aber …«
    »Wir haben keine Zeit, uns zu streiten, Naomi. Steig ein.«
    Sie tat es und ließ den Motor an, und als er auf dem Beifahrersitz saß, gab sie sofort Gas, um kurz darauf nach rechts in die Reservoir Road abzubiegen. Als der Lärm der Sirenen zu verebben begann, schien sie auf einmal alles einzuholen. Der Adrenalinpegel sank schnell, doch selbst als ihre Atmung sich wieder beruhigt hatte, konnte sie noch nichts gegen das Zittern ihrer Hände tun. Sie schaute ihn an. »Also, wohin fahren wir?«
    Er blickte an seiner Seite hinab und zog eine Grimasse. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Ein Krankenhaus kam nicht in Frage; die Polizei würde bei jeder Notaufnahme nachfragen, ob jemand mit einer Schussverletzung aufgetaucht war. Jetzt musste er der Wahrheit ins Auge blicken. Er hatte in der deutschen Botschaft einen Mann angeschossen und dann brutal einen Cop zusammengeschlagen. Es gab nur eine Zuflucht, nur einen Ort, wo die Washingtoner Polizei keinen Zutritt hatte.
    »Langley«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir fahren nach Langley.«

33
    London
    Mittagszeit im Herzen des Londoner Westend. Bedeckter Himmel, die Art von grauem Wetter, bei dem man ständig mit Regen rechnet, dieser jedoch auf sich warten lässt. Sie saßen vor dem Embankment Café, umgeben von einem gepflegten Rasen, hohen Hecken und Bäumen mit herbstlich gefärbten Blättern. Hinter den Bäumen und einer schmutzigen Ziegelmauer floss träge die Themse, die Waterloo Bridge lag etwas weiter östlich.
    Vanderveen hatte ein typisch englisches Frühstück mit Eiern, Speck und Bohnen bestellt, Raseen begnügte sich mit schwarzem Tee. Während sie ihn trank, warf sie ihm immer wieder merkwürdige Blicke zu. Er führte es teilweise darauf zurück, was in der letzten Nacht passiert war, teilweise auf sein beträchtlich verändertes Aussehen. Nach dem Verlassen des Hotels in Calais hatte er entschieden, dass sie andere Pässe benutzen sollten, was natürlich erforderte, dass sie ihre äußere Erscheinung ändern mussten. Jetzt reiste er als britischer Staatsbürger, unter dem Namen Russell Davies. Das dunkle Haar, der Bart und die getönten Kontaktlinsen gehörten vorerst der Vergangenheit an. Er war zu seinem natürlichen Aussehen zurückgekehrt; das blonde Haar und die grünen Augen wirkten in London weniger auffällig als auf einem staubigen syrischen Markt.
    Auch Raseen sah etwas anders aus, doch bei ihr hielt sich die
Veränderbarkeit ihres Äußeren in engen Grenzen, was sich an den Bildern in ihren diversen gefälschten Pässen zeigte. Jede andere Haarfarbe als ihre eigene fiel bei ihrem Typ sofort auf, und deshalb hatte sie nur Kleinigkeiten verändert. In dem

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