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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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französischen Pass, den sie jetzt benutzte - und den Vanderveen eingehend inspiziert hatte -, stand der Name Nina Sebbar.
    In der letzten Nacht hatte sie vorgeschlagen, das Hotel sofort zu verlassen, doch er hatte sich geweigert. Ein Aufbruch mitten in der Nacht war verdächtiger als einer am Morgen. Trotzdem hatte er kaum geschlafen, weil er immer damit rechnete, dass die Polizei die Zimmertür eintreten könnte. Es war nicht passiert, und sie hatten die erste Fähre von Calais nach Dover genommen, wo sie die übliche Zollkontrolle über sich ergehen lassen mussten. Anschließend waren sie mit dem National Express nach London gefahren, und von der Waterloo Station war man mit dem Taxi in ein paar Minuten beim Embankment Café. Sie waren eine Stunde zu früh eingetroffen, sodass Vanderveen genügend Zeit für eine in Ruhe genossene Mahlzeit blieb. Und dafür, nach neugierigen Blicken Ausschau zu halten.
    Embankment Café, zwölf Uhr mittags. Auf der Terrasse wird ein Mann im grauen Anzug und mit einer grünen Paisley-Krawatte sitzen, mit einer Aktentasche und der Times unter dem Arm. Folgen Sie ihm, aber mit Abstand.
    Vanderveen hatte kein Faible für diese Spielchen, doch in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl. Er musste Bescheid wissen, insbesondere über Thomas Rühmann und sein Büro in Berlin. Die geschäftlichen Beziehungen des Österreichers zu den Aufständischen reichten in eine Zeit zurück, als er noch nicht mit den Irakern zusammengearbeitet hatte. Er hatte Rühmann nur einmal persönlich getroffen, und auch da nur kurz. Der Sinn des Treffens hatte darin bestanden, ihm die Waffe zu
beschreiben, die er für den Anschlag in New York benötigte, und Rühmann hatte die in ihn gesetzten Erwartungen voll erfüllt. Seitdem hatte sich einiges geändert, und jetzt, durch kein oder wenig eigenes Verschulden, war er zu einer schweren Hypothek für die gesamte Operation geworden. Das war nach oben weitergegeben worden, und damit war sein Schicksal besiegelt.
    Auch Zeit war ein entscheidender Faktor. Im Moment hatte er noch keine Ahnung, was Kealey vorhatte. Er musste warten, bis sich in Washington die Räder zu drehen begannen, und das hieß, dass er schneller handeln musste, als ihm unter anderen Umständen lieb gewesen wäre. Am Abend wollte er auf jeden Fall ein zweites Mal in den Staaten anrufen, doch fürs Erste galt es, andere Dinge zu bedenken.
    Raseen stellte ihre Tasse auf den Tisch und beugte sich vor. »Können wir hier reden, Russell?«
    Vanderveen blickte sich unauffällig um. Wegen des Wetters waren nur wenige Tische auf der Terrasse besetzt. Die nächsten Gäste saßen fünf Meter weit weg, doch angesichts ihres vorgerückten Alters und des Lärms an ihrem Tisch würden sie ohnehin nichts verstehen, bestimmt keine leise Unterhaltung auf Französisch.
    »Wenn du glaubst, dass wir unbesorgt reden können, musst du mich nicht Russell nennen, Nina«, sagte er lächelnd.
    Sie erwiderte das Lächeln, und er schüttelte belustigt den Kopf. Ihre Fähigkeit, sich jeder Umgebung anzupassen, erstaunte ihn immer wieder. Obwohl sie laut al-Tikriti aus privilegierten Verhältnissen stammte, hatte sie ihre Jugend in einem Land verbracht, das Frauen praktisch keine Freiheiten gewährte. Er hatte sie noch nie mit einem Kopftuch gesehen, doch sie schien sehr gut ohne auszukommen. Auch hatte er sie
nie beten sehen, geschweige denn fünfmal am Tag, und doch wirkte sie keinesfalls wie eine reuige Sünderin. In knapp zwei Wochen würde der heilige Monat des Ramadan beginnen, und es war klar, dass sie nicht die Absicht hatte zu fasten. Bisher hatte sie stets gegen seine Erwartungen gehandelt. Ihre Anpassung an westliche Verhaltensweisen machte ihre Gegenwart noch verwirrender. Wenn die Dinge nach den Wünschen ihrer Auftraggeber liefen, würde die Befreiung der irakischen Frau in Zukunft bestimmt keine Fortschritte machen. Er verstand einfach nicht, warum sie ihnen half.
    »Wie viel weißt du über den Mann, den wir gleich treffen, Will?«
    »So gut wie nichts. Warum fragst du?«
    Sie schien zu zögern. »Macht es dir keine Sorge, dass du praktisch nichts über ihn weißt? Dieser Mann könnte die Seiten gewechselt haben und gegen uns arbeiten.«
    »Möglich«, räumte er ein. »Aber unwahrscheinlich. Glaub mir, deine Landsleute haben sehr viel Zeit und Geld in diese Operation investiert. Sie werden nicht das ganze Unternehmen aufs Spiel setzen, indem sie das Risiko eingehen, mit einem nicht vertrauenswürdigen Mann

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