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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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wie aus dem Nichts Regenschirme auf, die sich wie Blüten öffneten. Raseen setzte ihre Kapuze auf und drängte sich dichter an ihn. »Was tun wir jetzt?«, fragte sie.

    Er dachte einen Moment nach. Nur ein Auto, das bedeutete, dass der Mann im grauen Anzug beobachtet wurde. Aber sie konnten nicht einfach verschwinden, ein Rückzug war keine Option. Der Zeitdruck zwang sie, das Risiko einzugehen.
    »Wir ziehen das durch. Pass einfach weiter gut auf und tu, was ich sage.«
     
    Fünf Minuten nachdem Vanderveen und Raseen die Halle des Savoy betreten hatten, bremste der grüne Opel in der engen Southampton Road, die von Norden zum Strand führte. Ian Haines, der Mann hinter dem Steuer, nahm einen Styroporbecher von Starbucks aus der Halterung zwischen den Sitzen und stellte mit finsterem Blick fest, dass er leer war. Nachdem er das Fenster ein Stück heruntergelassen hatte, zog er sein blaues Flanellhemd aus, unter dem er ein graues T-Shirt trug, und warf das Hemd auf den Rücksitz. Der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe, und er griff nach seinem Funkgerät. »Was gibt’s Neues, Mike?«
    Lautes Knistern, dann: »Im Moment nichts. Ich behalte die Vorderseite des Gebäudes im Auge.«
    »Gut. Schon brauchbare Bilder geschossen?«
    Mike Scott war mit Abstand der beste Fotograf der Einheit. Neben diesem Job betrieb er ein eigenes kleines Fotostudio am östlichen Ende der Fleet Street. »Zwei Schnappschüsse, von beiden Straßenseiten. Nicht ganz einfach, sein Gesicht in der Menge zu entdecken. Aber ich denke, dass ich letztlich ein paar anständige Bilder haben werde.« Dann, nach einer kurzen Pause. »Mist, ich verdurste hier.«
    Haines kicherte. »In einer Stunde werden wir abgelöst. Bis dahin wirst du’s wohl noch aushalten, oder?«
    »Wenn du’s sagst. Du bist der Boss.«

    Haines lächelte erneut. Er und Scott arbeiteten seit sechs Jahren zusammen, doch merkwürdigerweise wusste keiner von ihnen, wer höher auf der Gehaltsliste stand. Beide hatten bei der British Army gedient, Scott bei den Blues and Royals, Haines beim 2nd Battalion des berühmten Parachute Regiment. Scott war weitaus jünger als Haines und hatte seinen aktiven Dienst 1998 als Corporal beendet. Haines seinerseits war während der Siebzigerjahre zweimal in Nordirland stationiert gewesen und hatte anschließend am Falklandkrieg teilgenommen. Fast hätte er sich beim SAS beworben - sein Kommandeur hatte es oft genug vorgeschlagen -, doch nach mehr als einem Jahrzehnt hatte er die Nase voll.
    1984 war er ausgestiegen. Anschließend hatte er sich ein paar Jahre mit mittelmäßigen, unbefriedigenden Jobs durchgeschlagen und irgendwann beschlossen, sich beim MI5 zu bewerben, dem britischen Inlandsgeheimdienst, der vornehmlich mit dem Antiterrorkampf beschäftigt war. Da er nie eine Universität von innen gesehen hatte, war er nicht besonders optimistisch, doch zu seiner großen Überraschung stellte man ihn nach einem gründlichen Sicherheitscheck ein und teilte ihn einem mobilen Observationsteam zu.
    Haines bedauerte, sich nicht früher beworben zu haben. Die Arbeit war interessant, abwechslungsreich und körperlich nicht so anstrengend, wie man ihn glauben gemacht hatte. Wenn man beim Parachute Regiment gewesen war, fiel einem alles andere leicht, auch der zehnwöchige Ausbildungskurs, den er beim MI5 absolvieren musste. Selbst heute, mit zweiundfünfzig, war er längst nicht das älteste Mitglied des Teams. Beobachter sollten möglichst unterschiedlich aussehen, und dafür gab es gute Gründe. Ein Höchstmaß an Individualität machte ein Observationsteam fast unsichtbar.

    Er nahm die Times vom Beifahrersitz und starrte auf das Farbfoto. In der Regel erfuhren die Mitglieder der mobilen Observationsteams nur sehr wenig über die von ihnen beschatteten Personen. Im Fall des Mannes, den sie jetzt beobachteten, war es nicht anders. Er wusste nur, dass Samir al-Askari siebenundzwanzig Jahre alt war und einen Abschluss vom Eton College und der London School of Business hatte. Gegenwärtig arbeitete er als Kundenbetreuer bei der Export & Finance Bank in Amman, und deshalb hatte man ihm den Codenamen »Banker« verpasst. Er war heute Morgen in Heathrow gelandet, hatte einen jordanischen Pass vorgelegt und war sofort einem MI5-Mitarbeiter im Büro des Geheimdienstes am Flughafen aufgefallen. Interessanterweise stammte die Fahndungsliste, auf der al-Askari stand, vom Auslandsgeheimdienst MI6, doch auf britischen Boden war der MI5 dafür zuständig, ihn

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