Der Attentäter - The Assassin
Handfeuerwaffen leuchtet mir ein, aber warum brauchen Sie eine Waffe mit großer Reichweite? Und Sprengstoff?«
»Das geht Sie nichts an«, sagte Vanderveen. In der letzten Nacht hatte er am Telefon um eine kurze Beschreibung von Rühmanns Haus in Berlin gebeten, und die angeforderten Waffen waren nach diesen Angaben ausgewählt worden. »Können Sie liefern oder nicht?«
»Ja. Ein Mann wartet darauf, sich mit Ihnen zu treffen. Kennen Sie London gut?«
»Gut genug.«
»Sie nehmen ein Taxi zum British Museum und von dort ein anderes nach Charing Cross. In zehn Minuten gebe ich Ihnen telefonisch weitere Informationen. Auf mich wartet bereits ein Wagen, aber es ist besser, wenn wir das Hotel getrennt verlassen und verschiedene Routen nehmen. Wenn wir unser Ziel erreicht haben, werden Sie bekommen, worum Sie gebeten haben.«
»Damit ist uns absolut nicht geholfen.« Raseen warf dem Kurier einen unzufriedenen Blick zu. »Wie sollen wir den Sprengstoff nach Deutschland schaffen? Durch die Zollkontrolle kommen wir damit wohl kaum.«
»Ich verstehe Ihr Problem, genau wie der Lieferant.« Khalils
Stimme klang aggressiv, und er war offensichtlich versucht, Raseen in die Schranken zu weisen. Dass er es nicht wagte, sagte einiges über Raseens Stellung innerhalb der Organisation. Für Vanderveen war es ein weiteres Indiz dafür, wie wichtig diese Frau war.
»Dieser Mann hat die Möglichkeit, den Sprengstoff und die Waffen per Schiff nach Deutschland bringen zu lassen. Wenn Sie die Ware inspiziert haben, wird er Ihnen alles erklären. Ist das nach Ihren Wünschen?«
Vanderveen ignorierte den in seiner Frage liegenden Sarkasmus und nickte. »Wann sollen wir ihn treffen?«
Khalil blickte auf seine protzige Breitling-Uhr, die wie geschaffen dafür war, unerwünschte neugierige Blicke anzuziehen. »In einer knappen Stunde. Besser, Sie machen sich auf den Weg. Sind Sie zum Aufbruch bereit?«
»Ja.«
»Gut. Ich bin gleich zurück.«
Khalil verschwand im Bad und schloss die Tür. Kurz darauf hörten sie ihn urinieren.
Raseen sprang auf und legte eine Hand auf Vanderveens Brust. »Vielleicht hat der MI5 ein Foto von dir«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Aber diesen Mann haben sie schon jetzt im Visier. Er kennt deinen Namen und weiß von Rühmann. Er weiß zu viel, du musst ihn töten. Damit können wir den Sprengstoff vergessen, aber uns bleibt keine andere Wahl.«
Er vergrub sein Gesicht in ihrem duftenden Haar. »Ganz meine Meinung«, murmelte er. »Aber ohne den Sprengstoff müssten wir den Plan ändern. Dafür ist es ein bisschen spät.«
Sie wandte einen Moment den Blick ab. »Vielleicht könnte ich besorgen, was wir brauchen«, sagte sie schließlich. »Aber dafür müsste ich ein paar Telefonate führen.«
»Du kennst einen Lieferanten in Deutschland?«
»Ja. Vor drei Jahren habe ich mit einem Mann aus Dresden zusammengearbeitet. Wenn er noch im Geschäft ist, müsste er unsere Wünsche erfüllen können.«
Er warf ihr einen fragenden Blick zu. Es war das erste Mal, dass sie einen eigenen Vorschlag gemacht und eine ihrer Kontaktpersonen ins Spiel gebracht hatte. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre die Information nützlich gewesen, jetzt war es sinnlos, sich weiter damit zu beschäftigen. »Hör gut zu. Wir folgen ihm nach draußen, aber dann will ich, dass du verschwindest. Entferne dich nicht zu weit und nimm das Telefon mit. Sobald es vorbei ist, melde ich mich.«
»Gut.« Offenbar wollte sie noch etwas sagen, aber der Kurier kam aus dem Bad, griff nach seiner Anzugjacke und zog sie an. Dann klemmte er sich die schwarze Aktentasche unter den Arm und ging zur Tür. Vanderveen steckte die Papiere wieder in den Umschlag, schloss ihn und schob ihn unter seine Jacke, bevor er Khalil nach draußen folgte.
Sie verließen das Hotel getrennt, wie vereinbart, Khalil zuerst, mit einem höflichen Nicken in Richtung des Portiers, als er in den Regen hinaustrat. Zwei Minuten später folgte Raseen in dem knallroten Anorak, und als sie sich dem Ausgang näherte, streifte sie die Kapuze über. Sie schenkte dem Portier ein Lächeln, das dieser beflissen erwiderte. Schließlich kam Vanderveen, in der schwarzen Windjacke, das blonde Haar unter der tief in die Stirn gezogenen Baseballkappe verborgen. Raseen entfernte sich nach rechts in Richtung Embankment Café, aber Vanderveen überquerte die Savoy Street, trödelte ein paar Augenblicke vor einem Zeitungsstand herum und ging dann schnell den Strand hinab.
Ihm war klar,
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