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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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im gleichen Zeitraum hatten sich die Erwartungen leider verzehnfacht.
    Ein Problem war auch die Unwissenheit der Öffentlichkeit beim Thema nationale Sicherheit. Die meisten Leute vergaßen, dass der MI5 selbst keine Verhaftungen vornehmen durfte und in dieser Hinsicht von Polizeieinheiten abhängig war, etwa von der Special Branch. Haines hatte selbst erlebt, wie unbefriedigend es war, wenn nach monatelanger Arbeit andere zu ihrer erfolgreichen Arbeit beglückwünscht wurden. Aber andererseits machte es ihm nichts aus, in der Anonymität zu agieren, und auch gegen die harte Arbeit hatte er nichts … zumindest meistens. Im Moment sehnte er sich allerdings nur danach, dass endlich der Startschuss für das Wochenende fiel, in der Temple Bar wartete man bestimmt schon auf ihn. Er rutschte verärgert auf seinem Sitz hin und her. Warum ging der Scheißkerl
nicht einfach irgendwo essen? Dann hätten sie genug Zeit für den Schichtwechsel.
    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Fahrer in dem Auto hinter ihm hupte. Der Stau hatte sich aufgelöst, und er fuhr weiter und bog in die Southampton Road ab. Zwanzig Sekunden später, er wollte gerade nach rechts auf den Strand abbiegen, musste er vor einer roten Ampel halten. Als er seine Position an Scott durchgegeben hatte, sprang die Ampel auf Grün, und er bog zum fünften Mal an diesem Tag auf den Strand ab.
     
    Vanderveen hatte den Abstand auf anderthalb Meter verringert, und alles um ihn herum schien nicht mehr zu existieren - die Menschenmenge, die Kakophonie der Stimmen, die vorbeirauschenden Autos. Jetzt sah er nur noch diesen Mann, der Khalil genannt werden wollte, seinen eleganten Anzug aus der Savile Row, die Aktentasche in seiner rechten Hand, das Haar, das sich hinten über dem Hemdkragen kräuselte. Er war einmal kurz in einem Geschäft verschwunden, um einen riesigen grünen Schirm zu kaufen, den er jetzt aufgespannt hatte. Wäre das schon früher passiert, wäre alles sehr viel einfacher gewesen, aber es hatte gerade erst wieder zu regnen begonnen.
    Vanderveen blieb kurz stehen, wischte sich Wasser aus den Augen. Der Kurier, offenbar an das Leben in Großstädten gewöhnt, schlängelte sich geschickt durch die Menschenmenge, entgegenkommenden Passanten mit überraschender Wendigkeit ausweichend. Vanderveen sah, dass er zurückfiel. Er beschleunigte seinen Schritt, nach links blickend, um den richtigen Moment abzupassen. Die Autos fuhren viel zu schnell in diesen engen Straßen. Die Stadtverwaltung schien das als unvermeidlich anzusehen, denn ihre Maßnahmen zur Unfallprävention
hielten sich in Grenzen. An den großen Fußgängerübergängen standen Bobbys, und weiße Großbuchstaben auf dem Beton warnten Touristen, an den Rechtsverkehr zu denken. Khalil überquerte die Straße gerade an einem dieser Übergänge, und Vanderveen sah, dass sie bereits ganz in der Nähe der Villiers Street waren. Der Eingang zur U-Bahn-Station Charing Cross war nur noch zwei Straßenecken entfernt.
    Der Kurier zog ein Handy aus der Tasche seines Jacketts, hielt es vor seinen Körper, als er wählte, hob es ans Ohr. Vanderveen blickte die Straße hinab. Die Autos donnerten mit vollem Tempo an ihm vorbei. Er sah einen weißen Rover, einen Renault und ein schwarzes Taxi auf sich zukommen, dahinter einen Doppeldecker. Khalil trat nach rechts, um einer älteren Frau mit mehreren Einkaufstüten auszuweichen, und Vanderveen nutzte die Chance. Er schloss zu dem Kurier auf und ließ erst den Rover, dann den Renault und das Taxi vorbeifahren. Khalil, das Telefon am Ohr, gab Raseen seine Anweisungen, drehte den Kopf nach rechts und begriff sofort, aber es war zu spät. Vanderveen stieß ihn mit beiden Händen direkt vor den Bus. Dann drehte er sich um und verschwand in der Menge, während Bremsen quietschten und Menschen zu schreien begannen.
     
    »Verdammte Scheiße!«
    Haines trat voll auf die Bremse, als die Autos vor ihm sich wieder stauten. Er reckte den Hals und sah Menschen, die auf einen Doppeldecker zuliefen, der drei Fahrzeuge vor ihm stand. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas Schlimmes passiert war. Er zog den Kopfhörer aus dem Ohr, stellte den Motor ab, stieg aus und lief auf den Pulk von Menschen zu. Als er näher kam, sah er ein paar Leute zurücktaumeln, mit kreidebleichen
Gesichtern und weit aufgerissenen Augen. Zu seiner Rechten übergab sich eine junge Frau, und ihr Freund, der kaum weniger mitgenommen wirkte, streichelte ihren Rücken und murmelte beruhigende

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