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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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und jetzt, fast ein halbes Jahr später, war er an sein Versprechen gebunden, das er trotz seiner Ängste nicht bereute.
    Als er gerade ein paar Schriftstücke aus einem Aktenschrank
genommen und sie auf den Schreibtisch gelegt hatte, begann das Faxgerät zu surren, und als er die Ladungsliste ausgefüllt hatte, holte er die Rechnung, die Kohl gerade gesendet hatte. Er überflog sie schnell, alles schien in Ordnung zu sein.
    Er griff nach dem Telefon. Noch ein Anruf, und wenn das erledigt war, gab es kein Zurück mehr.
    Nazeri nahm den Hörer ab und wählte.

38
    Berlin
    Seit seine Geschäfte Thomas Rühmann nach Europa zurückgeführt hatten, bewohnte er die oberste Etage eines vierstöckigen grauen Hauses in der Innenstadt von Berlin, dessen Vorderfront auf eine enge, von parkenden Autos gesäumte Straße ging und dessen Rückseite direkt an der Spree lag. An der Straßenfront grenzte das Haus an ein Antiquitätengeschäft mit bröckelnder Fassade und einen Laden für gebrauchte Musikinstrumente, dessen Wand mit Graffiti und Postern für Konzerte bedeckt war.
    Am Himmel zogen noch immer dicke dunkle Wolken auf, als Karl Lang den Bürgersteig hinabeilte, wobei er einigen Jugendlichen ausweichen mussten, die sich vor dem Laden mit dem Instrumenten tummelten und lautstark debattierten. Die Fahrt von Potsdam nach Berlin dauerte an sich nicht lange, aber er hatte unterwegs eine ausgedehnte Pause eingelegt, um ein Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln und Sauerkraut zu essen, wozu er sich auch ein Hefeweizen gegönnt hatte. Dabei blieb es nicht, nach dem ersten Glas stürzte er mit erstaunlichem Tempo noch zwei weitere herunter. Nach dem gerade überstandenen Treffen versuchte er immer noch, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Er glaubte, es gut verborgen zu haben, aber die Frau hatte ihm Angst eingejagt. Ihre bloße Anwesenheit war verstörend, und obwohl es schwierig war, den Grund genau zu bestimmen,
schien es ihm in erster Linie daran zu liegen, wie sie sich bewegte. Jede ihrer Gesten war bedächtig und elegant, aber auf eine fast schon unnatürliche Weise. Es schien fast, als hätte sie ihr Verhalten für den ganzen Tag im Voraus einstudiert und als fände sie großes Vergnügen daran, ihre Vorstellung auszukosten und die kleinsten Details zu perfektionieren. Noch beängstigender war ihre dunkle, auf seltsame Weise erotische Stimme, deren Geheimnis er nicht deuten konnte. Auf ihn wirkte sie, als wollte die Frau das Vertrauen eines kleinen Tieres gewinnen, um es sofort zu erwürgen, wenn sie es in den Armen hielt.
    Der bloße Gedanke an sie ließ ihn unwillkürlich erzittern. Glücklicherweise würde er die beiden nie wiedersehen. Und seinem Boss würde er nahelegen, seine Geschäfte in Zukunft mit weniger dubiosen Leuten abzuwickeln. An der Haustür angekommen, drückte er mit einem dicken Zeigefinger auf den Klingelknopf.
    Im Erdgeschoss wohnte eine junge Frau, die Rühmann für Hausmeisterdienste bezahlte und die sofort auf den Türöffner drückte. Er ging durch den mit einem betagten Linoleumboden ausgelegten Flur zum Aufzug, ohne zu bemerken, dass die Tür hinter ihm nicht sofort ins Schloss fiel. Als er gerade in den Lift treten wollte, fiel ihm etwas ein. Rühmann hatte ihn gebeten, ein paar Papiere nach Montreal zu faxen, und er hatte die Originale im Auto gelassen. Als er sich gerade umdrehen wollte, spürte er etwas Hartes in seinem Genick, und als er instinktiv einen Schritt nach vorne trat, hörte er eine vertraute Stimme. »Keine Bewegung und Hände hoch.«
    Lang drohte sich der Magen umzudrehen, aber er gehorchte. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Als er die Hände gehoben hatte, spürte er die Mündung der Waffe nicht mehr.

    »Langsam umdrehen.«
    Er tat es. Vor ihm stand Will Vanderveen, mit einer HK Mark 25 mit Schalldämpfer in der Hand, aber er hatte sie gesenkt und hielt sie eher wie ein im Notfall nützliches Accessoire. Sofort dachte Lang an die Glock unter seiner dünnen Baumwolljacke, aber ihm war klar, dass er sie nie schnell genug ziehen konnte. Nach Vanderveen trat auch die Frau in den Aufzug, die kurz die Bedienungselemente studierte und sich dann ihm zuwandte.
    »Für die oberste Etage braucht man einen Schlüssel, oder?«
    Lang nickte, in erster Linie darum bemüht, sein Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Auch jetzt schaffte er es nicht, der Frau in die Augen zu blicken. »Er steckt in meiner Tasche.«
    »Ziehen Sie ihn raus, aber langsam.«
    Er gehorchte und streckte die rechte Hand

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