Der Attentäter - The Assassin
Trotzdem konnte das Problem leicht behoben werden. Er musste den Informanten in New York nur ein paar zusätzliche Details wissen lassen, und dieser würde dem FBI einflüstern, Rühmann arbeite für die Iraner. Das machte alles noch undurchsichtiger.
»Wir haben etliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, Herr
Rühmann.« Raseens Stimme klang dunkel und verführerisch. »Ihr Wohlbefinden liegt uns sehr am Herzen.«
»Verstehe«, sagte Rühmann skeptisch. »Sie haben eine interessante Art, Ihre Dankbarkeit zu zeigen. Sie kommen her, um mich vor der Gefahr zu warnen, zücken aber zuerst Ihre Waffen.«
Raseen lächelte höflich und blickte zu Vanderveen hinüber, der bereits ein paar wichtige Dokumente gefunden und sie ordentlich auf den Schreibtisch gelegt hatte. »Wir wussten nicht, ob Sie die Dinge wie wir sehen würden, Herr Rühmann. Schließlich hatten Sie auch eine Waffe.«
Rühmann blickte verärgert zu Vanderveen hinüber. »Wenn Sie meine Hilfe wollen, sollten Sie als Erstes die Finger von meinen Sachen lassen.« Er zeigte auf Raseens Beretta. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich …«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht doch. Legen Sie los.«
Der Österreicher stand auf und ging zum Schreibtisch, wo Vanderveen zur Seite trat, um ihn die Unterlagen zusammensuchen zu lassen. Rühmann wurde immer wütender und lachte schließlich verbittert. »Das ist doch lächerlich«, stieß er gereizt hervor, wobei er unabsichtlich einen Papierstapel vom Schreibtisch fegte. »Ich weiß nicht, wie Sie mich gefunden haben, und es ist mir egal, warum Sie hier sind. Dieser Überfall ist völlig inakzeptabel. Egal, wie diese Geschichte ausgeht, ich werde nie wieder mit Ihnen zusammenarbeiten …«
»Reden Sie keinen Unsinn«, unterbrach ihn Raseen ruhig. »Unsere Geschäftsbeziehung ist äußerst profitabel für Sie. Das sollten Sie wegen Ihrer persönlichen Empfindlichkeit nicht aufs Spiel setzen.«
Rühmann antwortete nicht, aber sein Zorn verrauchte rasch. Er blickte neugierig zur Tür, wo Vanderveen den Rahmen untersuchte.
Seine Finger glitten über das glänzende Holz, und dann ging er weiter und klopfte mit den Knöcheln gegen die mit Samt bespannte Wand. Nach einer Weile drehte er sich zu Rühmann um.
»Was ist da drunter? Putz?«
Rühmann blickte finster drein, als verursachte ihm die Erwähnung eines so ordinären Materials Bauchschmerzen. »Als ich die Wohnung kaufte, war es nackter Stein. Putz habe ich nur auftragen lassen, damit die Tapete hält. Warum?«
Vanderveen runzelte die Stirn, ignorierte die Frage und ging zu den Fenstern, den Blick auf die Dächer am anderen Flussufer richtend. Als ihm klar wurde, dass er vergebens auf eine Antwort wartete, ging Rühmann zu einem hinter dem Schreibtisch hängenden Gemälde, einer Landschaft von Turner, und nahm es behutsam von der Wand. Dahinter befand sich ein Safe.
»Finger weg«, sagte Raseen. Vanderveen drehte sich um, alarmiert durch den scharfen Klang ihrer Stimme, aber sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung.
Sie ging zu Rühmann und forderte ihn auf, zur Seite zu treten. »Wie lautet die Kombination?«
Er nannte sie ihr, und sie öffnete den Safe, in dem sich einige der von Rühmann erwähnten Spezialtüten und ein Stapel nummerierte Schnellhefter befanden. Keine Waffe. Sie ließ ihn vortreten, und er nahm die Schnellhefter heraus und stopfte sie in die Tüten, zusammen mit den auf dem Schreibtisch liegenden Dokumenten.
Es dauerte keine fünf Minuten, die Tüten zu füllen, und Raseen nutzte die Zeit, um ein kleines Fach an der Unterseite von Rühmanns Hewlett-Packard-Laptop aufzuschrauben, die Festplatte herauszunehmen und sie in ihrer Tasche verschwinden zu lassen. Kurz darauf war der Inhalt der burn bags verbrannt,
es stieg nur ein dünner Rauchfaden daraus auf. Vanderveen beobachtete die Szene vom Fenster aus mit unbewegtem Gesicht und der Waffe in der Hand. Der Rucksack stand vor seinen Füßen, und ihm war aufgefallen, dass Rühmann mehrfach neugierige Blicke darauf geworfen hatte.
Der Österreicher ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und seufzte müde. »So, das wär’s. Wann trifft dieser Amerikaner ein?«
»Irgendwann heute Abend«, antwortete Vanderveen, der sich hinkniete und den Reißverschluss seines Rucksacks aufzog. Der Inhalt stammte teilweise von dem Mann aus Dresden, teilweise aus einem Elektronikladen. Zuerst zog er den Sprengstoff hervor, zwei jeweils zweihundertfünfzig Gramm schwere Blöcke Semtex, in grüne
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