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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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mit zitternden Händen das Geld gereicht hatte, stand sie auf unsicheren Beinen auf der Lafayette Street. Das Civic Center lag einen Block weiter südlich, und sie fragte sich kurz, warum der Taxifahrer so früh angehalten hatte. Dann begriff sie, dass die Straßen um das FBI-Gebäude wahrscheinlich für den Autoverkehr gesperrt worden waren. Sie ging los, folgte der Menge. Die Menschen um sie herum gingen ihren alltäglichen Geschäften nach, ohne etwas von der bevorstehenden Katastrophe zu ahnen. Noch immer ganz benommen von ihrer Erkenntnis, war sie unfähig, ihnen in die Augen zu blicken … Es war so ungerecht. Wie hatte Harper diese schwere Last auf ihren schmalen Schultern abladen können?
Möglicherweise war selbst ihm nicht bewusst, was er von ihr verlangte, doch sie glaubte nicht daran. Harper war alles andere als naiv und hatte genau gewusst, was er tat.
    Verbittert erreichte sie die Duane Street und bog nach rechts ab, wo sie an einer Reihe von Betonbarrieren und einem kleinen Wächterhaus vorbeikam. Rechts stand das U. S. Customs House, und dahinter sah sie den Osteingang des Jacob K. Javits Federal Building. Sie stieg die Stufen hoch, zog die Glastür auf und trat ein. Rechts gab es eine Reihe von Drehkreuzen für Angestellte, die eine Smartcard hatten. Da sie offiziell nicht mehr zur CIA gehörte, konnte sie sich nur durch ihren britischen Pass und ihren Führerschein ausweisen. Sie musste sich anstellen, gemeinsam mit mürrischen Immigranten und ihren schreienden Kindern, die zur Einwanderungsbehörde im dritten Stock wollten. Als sie an der Reihe war, musste sie sich einem Metalldetektortest unterziehen, und anschließend wurde kurz ihre Handtasche durchsucht. Nachdem sie dem Sicherheitsbeamten den Grund ihres Besuchs erklärte hatte, führte er ein kurzes Telefonat und bat sie, auf einer nahen Bank Platz zu nehmen.
    Fünf Minuten später trat ein breitschultriger Mann mit dunklem, welligem Haar zu ihr. Durchaus attraktiv, wenn man davon absah, dass ihm einmal übel die Nase gebrochen worden war, die jetzt ziemlich deformiert wirkte. Als sie seine Hand schüttelte, bemühte sie sich, ihm nicht direkt ins Gesicht zu blicken.
    »Miss Kharmai? Oder sagt man Agentin Kharmai?« Er grinste. »Sorry, dass ich es nicht weiß. Aber Sie können sich wahrscheinlich denken, dass ich nicht viel Kontakt zur CIA habe.«
    Sie bemühte sich um ein Lächeln, doch es fiel ihr schwer,
weil das Gewicht der ganzen Welt auf ihren Schultern zu lasten schien.
    »Ich bin Special Agent Foster. Tut mir leid, dass Sie warten mussten.«
    »Schon in Ordnung, ich war gerade erst angekommen.«
    Sie gingen zum Aufzug. Matt Foster. Irgendwie kam ihr der Name bekannt vor, aber ihr fiel nicht ein, wo sie ihn schon einmal gehört hatte. Als der Lift im zweiundzwanzigsten Stock hielt und die Türen aufglitten, traten sie in einen Empfangsbereich vor der hinteren Wand, an der das FBI-Wappen prangte. Kharmai ging hinter Foster und konnte sein Gesicht nicht sehen, als sie an dem Schreibtisch vorbeigingen, aber etwas musste passiert sein, denn die blonde Sekretärin errötete und wandte den Blick ab. Die harmlose Episode verärgerte sie zutiefst, denn sie hatte das Gefühl, dass es jetzt auf jede Sekunde ankam. Es ging nur noch darum, Will Vanderveen zu finden und ihm Einhalt zu gebieten. Doch dafür musste sie zuerst aus Hakim Rudaki die Wahrheit herausholen.
    Sie traten in einen Raum, wo es unglaublich laut war, weil etliche Leute gleichzeitig telefonierten oder ihre Computertastaturen bearbeiteten. Am anderen Ende gab es ein durch Glaswände abgetrenntes Büro, dessen Tür offen stand. Foster klopfte an den Rahmen und wurde hereingebeten. In der Erwartung, dass ihr ein äußerst unangenehmes Gespräch bevorstand, bemühte sich Kharmai um eine möglichst stoische Miene, was angesichts der Lage gar nicht so leicht war. Sie atmete tief durch und trat ein.

49
    New York City
    Die Vyse Avenue lag zwischen der East 173rd und East 176th Street und war typisch für die drastischen Veränderungen, die den Bewohnern der South Bronx in den letzten Jahren aufgezwungen worden waren. In den Siebzigerjahren hatte die Stadt den kapitalen Fehler begangen, eine große Zahl von Sozialhilfeempfängern in der Gegend zwischen der 152nd Street und dem Cross-Bronx Expressway anzusiedeln. Das Ergebnis war vorhersehbar - die Kriminalität nahm sprunghaft zu, Arbeiterfamilien zogen weg, und schließlich war alles schlimmer als zuvor. Seitdem hatte sich nicht viel

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