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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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etwas sagen konnte, ging sie schon davon, in Richtung der Eighth Avenue. Er blickte ihr noch eine Weile nach und fragte sich, ob er sie wiedersehen würde. Dann schloss er das Tor wieder ab und kehrte zum Lagerhaus zurück.

48
    New York City
    Als das Taxi, das sie am La Guardia Airport genommen hatte, Brooklyn verließ und über die Williamsburg Bridge fuhr, schaute Naomi Kharmai auf den East River. Von der Brücke aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf den Franklin Delano Roosevelt Drive, die Lower East Side und die Skyline von Manhattan, aber sie war zu abgelenkt, um die Aussicht zu genießen. In Gedanken war sie bei dem bevorstehenden Treffen mit Rudaki und dem Ereignis der letzten Nacht.
    Noch immer konnte sie kaum fassen, was mit Ryan geschehen war, aber sie bedauerte es kein bisschen, denn schließlich war alles in Erfüllung gegangen, wonach sie sich gesehnt hatte. In ihr Zimmer zurückgekehrt war sie nur, um eine immerhin denkbare peinliche Situation am Morgen zu vermeiden. Sie warf sich auf das Bett und starrte stundenlang an die Decke, weil sie Angst vor dem Einschlafen hatte. Vielleicht würde sie aufwachen und feststellen, dass alles nie geschehen war oder - noch schlimmer - dass er das Geschehene bedauerte. Seltsam, es war zugleich die beste und schlimmste Nacht ihres Lebens, eine verstörende Mischung aus Glück und der Furcht vor dem nächsten Morgen. Aber ihre Sorgen waren unbegründet und ihre Ängste wie weggeblasen, als er sie am Frühstückstisch küsste. Sie glaubte, dass es der Beginn von etwas ganz Neuem war und hätte den Tag am liebsten schon hinter sich gehabt, um über alles mit ihm zu reden. Zugleich war ihr klar, dass sie
sich nicht von der bevorstehenden Aufgabe ablenken lassen durfte, und sie bemühte sich, die Gedanken an ihn zu verdrängen.
    Das Taxi bog erst auf die Kenmare, dann nach links auf die Lafayette Street ein.
    Noch immer hatte sie keinen Plan, wie sie das Gespräch mit Hakim Rudaki angehen sollte. Bestimmt hatte Ryan recht mit seiner Annahme, dass Rudaki dem FBI falsche Informationen zukommen ließ. Angesichts der Details, die Harper über den iranischen Informanten aufgetrieben hatte, war ihr klar, dass es schwierig werden würde, die Wahrheit aus ihm herauszulocken. Er war ein intelligenter Mann mit einem Universitätsabschluss aus Harvard und ein geachtetes Mitglied des akademischen Establishments. Das schüchterte sie nicht ein - immerhin hatte sie sich in Stanford ähnlich gut geschlagen -, aber ihr war trotzdem klar, dass sie seine wissenschaftlichen Errungenschaften in Betracht ziehen musste. Ein so kluger Mann würde sich durch simple psychologische Manipulationen nicht überrumpeln lassen. Diese Erkenntnis beunruhigte sie zutiefst. Sie glaubte an ihre Fähigkeiten, war aber keine Spezialistin für Verhörtechniken. Bisher sah sie keinen Weg, wie sie ihn zum Reden über seine wahre Rolle bei den jüngsten Ereignissen bewegen sollte. Also konnte sie nur darauf setzen, dass sie in der konkreten Situation richtig reagierte, und darauf hoffen, dass Ryan in der South Bronx Erfolg hatte.
    Nach der Landung der Maschine am La Guardia Airport hatten sie sich getrennt. Sein Ziel war die Vyse Avenue, wo er die sichere Wohnung des FBI finden wollte. Sie persönlich schätzte seine Chancen nicht allzu gut ein. Der Boss des New Yorker FBI-Büros hatte Harper versichert, Rudaki werde anwesend sein, wenn sie eintreffe, und das hieß für Ryan, dass
er - selbst wenn er die Wohnung fand - niemanden befragen konnte. Es kam alles auf sie an.
    Es war seltsam, dass es so lange dauerte, bis ihr die ganze Tragweite dieses Gedankens bewusst wurde, doch als es so weit war, empfand sie das Gefühl einer drückenden Last. Falls Vanderveen tatsächlich vorhatte, die Bombe an diesem Nachmittag in der Stadt zu zünden, konnte ihm nur noch Einhalt geboten werden, wenn sie es schaffte, die richtigen Informationen aus Rudaki herauszuholen.
    Und das war ihre Aufgabe. Allein ihre …
    Sofort wurde ihr Mund trocken, und zu einem leichten Schwindel kam ein flaues Gefühl im Magen … Warum wurde ihr das alles erst jetzt bewusst? Wenn sie Vanderveens Absichten richtig einschätzten, was für sie außer Frage stand, lag die Verantwortung für das Leben unzähliger Menschen in ihren Händen. Dieser Gedanke war so überwältigend, dass sie gar nicht bemerkte, dass der Fahrer angehalten hatte. Er war Inder und rief ihr etwas auf Punjab zu, um sie aus ihren Überlegungen zu reißen.
    Nachdem sie ihm

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