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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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keine Ahnung, wie sie es rechtzeitig aufhalten könnten. Amerikanische Polizisten haben für so was nicht die richtige Ausbildung.«

    Nazeri schien es zu glauben, aber er blickte Raseen nicht an, während sie sprach. Schon zuvor war Vanderveen aufgefallen, dass er sich in ihrer Gesellschaft unbehaglich zu fühlen schien. Er wusste nicht, ob es an Nazeris Erziehung lag oder an Raseens Art, die auf manche Leute einschüchternd wirkte. Wahrscheinlich an einer Mischung von beidem.
    »Okay«, sagte er. »Alles noch mal von vorn, aber diesmal bist du an der Reihe, und ich gucke zu. Es ist wichtig, dass du richtig mit dem M-60 umgehst. Schwierig ist es nicht, aber es muss korrekt gemacht werden.«
    Nazeri nickte. Er wirkte ruhig, doch als er die grüne Kunststoffröhre annahm, zitterte seine Hand leicht. Vanderveen beobachtete ihn ein paar Sekunden mit unbewegtem Gesicht und gab Raseen dann ein Zeichen, ihm nach draußen zu folgen. Sie verließen das Büro und standen kurz darauf draußen, wo ihr Atem in der kühlen Morgenluft dampfte. Der weiße Isuzu funkelte im Licht der Sonne, die gerade über den Dächern der umliegenden Gebäude aufgetaucht war.
    »Was denkst du?«, fragte er.
    »Dass er nervös ist.«
    »So sehe ich es auch. Ist die Geschichte mit seiner Cousine als Motivation ausreichend?«
    Raseen war mit Nazeri von Montreal nach Manhattan gefahren und hatte die Zeit genutzt, um ihn behutsam zum Sprechen zu bringen. Sie begann mit allgemeinen Fragen, um dann bei seinen Ängsten, Träumen und Sehnsüchten zu enden. Dann kam sie auf Fatima Darabi zu sprechen, um schließlich ihre mit seiner Lebensgeschichte zu verknüpfen. Sie fragte nach ihrer gemeinsamen Kindheit, den entscheidenden Momenten ihrer Jugend. Zuerst hatte Nazeri nur zögernd geredet, doch dann war der Damm gebrochen. Mittlerweile lebte Amir
Nazeri seit vielen Jahren in den Vereinigten Staaten, und die kulturell bedingten Verhaltensmuster, die man ihm schon als Kind eingeimpft hatte, waren mit der Zeit verblasst. Im Laufe der langen Autofahrt war es ihr gelungen, ihn zur Aufgabe seiner Reserve zu bewegen.
    »Meiner Meinung nach hat er sie sehr geliebt«, schloss Raseen. Ihre Stimme klang sachlich; im Iran wurde eine Liebesbeziehung zwischen Cousin und Cousine anders beurteilt als in den Vereinigten Staaten, denn für eine Heirat innerhalb der Familie gab es oft handfeste materielle Motive. »Er glaubt, dass sie seine Gefühle erwiderte. Ihr Tod war das einschneidenste Ereignis seines Lebens.«
    »Aber hat er ihn stark genug verändert?«, fragte Vanderveen. »Das ist doch die Frage.«
    Sie zuckte die Achseln. »Hast du ihm das Dokument gezeigt?«
    »Noch nicht.«
    »Wenn du es tust, werden nicht nur seine Zweifel, sondern auch seine Ängste verschwinden. Ich würde bis zum letzten Moment warten, dann ist die Wirkung am größten. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Er ist bereit, diese Sache durchzuziehen.«
    Vanderveen nickte. »Hast du dein Telefon dabei?«
    Vor dem Aufbruch nach Montreal hatte Raseen zwei Handys gekauft, für jeden eines. »Ja.«
    »Und Geld?«
    »Auch. Ich rufe an, sobald ich Position bezogen habe.«
    »Gut.« Vanderveen schwieg kurz. »Wir treffen uns heute Abend. Dann besprechen wir, wie wir außer Landes kommen.«
    »Okay.« Dann, nach einer kurzen Pause: »Erinnerst du dich,
was du in Deutschland gesagt hast, Will? Über Jonathan Harper?«
    Er nickte. Während der kurzen Fahrt von Potsdam nach Berlin hatte er ihr alles erzählt, was er auf dem Luisenplatz am Telefon von seinem Informanten beim FBI erfahren hatte, bis hin zum Namen des Chefs der operativen Abteilung der CIA.
    »Glaubst du, wir bekommen die Möglichkeit, uns um das Problem zu kümmern?«
    »Vielleicht.« Es war eine unglaubliche Chance. Eigentlich unterlag die Identität des stellvertretenden Direktors der Geheimhaltung, doch dank seiner Quelle beim FBI kannte er jetzt nicht nur seinen Namen, sondern wusste auch ungefähr, wo er wohnte - in der General’s Row in Washington. »Wenn sich die Gelegenheit bietet, statten wir ihm einen Besuch ab. Im Moment haben wir andere Sorgen.«
    »Ja, du hast recht.« Sie ging über den Parkplatz zu dem Tor an der Straße, und Vanderveen folgte ihr. Er schloss das Tor auf und öffnete es, und als Raseen auf der Straße stand, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Beide schwiegen, unschlüssig darüber nachdenkend, ob eine Geste der Zuneigung angebracht war, doch dann war der Augenblick vorbei.
    »Ich melde mich.« Bevor er

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