Der Attentäter - The Assassin
Rühmann dort Zugang hatte?«
»Allerdings. Heute Morgen ist es uns gelungen, Kontakt zu einem Mann namens Paul Owen aufzunehmen, einem Lieutenant Colonel der U. S. Army. Er gehörte zu der Einheit, die seinerzeit für die Untersuchung des Diebstahls verantwortlich war. Laut Owen wurden aus dem Depot in Al Qaqaa neben dem Sprengstoff auch noch vier Daisy Cutter gestohlen, was von unserer Regierung nie offiziell zugegeben wurde.«
»Vier? Ich dachte, Sie suchen nur nach einer.«
»Zwei Bomben wurden einen Monat nach dem Diebstahl in einem Lagerhaus außerhalb von Kerbala gefunden, die dritte vier Wochen später in einem Lastwagen an der iranischen Grenze. Der Verbleib der vierten Bombe ist unklar.«
Best lehnte sich zurück, ließ den Stift fallen und blickte sie nachdenklich an. »Also scheinen wieder mal die Iraner ins Spiel zu kommen. Die Informationen, die wir bisher von der CIA bekommen haben, sind mehr als lückenhaft, Miss Kharmai, aber die Behauptungen über Vanderveens Part scheinen mir die gewagteste Hypothese zu sein. Ich schätze es gar nicht, durch die Erwähnung seines Namens Verwirrung zu stiften.«
»Wir wissen, dass er Verbindungen zu Rühmann hatte und dass er in Bagdad an dem Bombenanschlag auf das Babylon Hotel beteiligt war.«
»Aber Sie können nicht beweisen, dass er in Berlin war oder jetzt hier in New York ist.«
Kharmai hob genervt die Hände, bedauerte die Geste aber sofort. Dieser Mann stand gerade mal zwei Stufen unter dem Direktor des FBI und war bestimmt allergisch gegen jede Andeutung von Respektlosigkeit. »Sir … Meinetwegen, das räume ich ein. Doch selbst wenn wir annehmen, dass er mit dieser Sache nichts zu tun hat, ändert das nichts an der Tatsache, dass sich die Bombe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den Vereinigten Staaten befindet, was durch die in Rühmanns Auto gefundenen Papiere und die Aussage des Besitzers des Lagerplatzes in Montreal bewiesen ist. Angesichts dessen, was während der letzten Wochen im Irak passiert ist, und angesichts der Tatsache, dass das halbe irakische Parlament heute Nachmittag bei den Vereinten Nationen erscheinen wird, gibt es meiner Ansicht nach reichlich Anlass zur Sorge.«
»Das halbe irakische Parlament ist ziemlich übertrieben«, bemerkte Best. »Aber die Sicherheitsvorkehrungen könnten nicht strenger sein, offen gestanden wüsste ich nicht, was wir noch tun könnten. Fünfzig meiner Leute sind vor Ort, verstärkt durch die örtliche Polizei und die Verkehrspolizei. Alles östlich der Second Avenue ist komplett gesperrt, wie auch die Durchgangsstraßen zwischen der 41st und 51st Street. Trotzdem, Fahrzeuge anhalten ist leicht. Mit Fußgängern ist es komplizierter.«
Kharmai nickte. Am Morgen hatte sie in den Nachrichten gehört, dass eine riesige Antikriegsdemonstration angesetzt war. Die Demonstranten hatten eine Erlaubnis beantragt, am Hauptquartier der Vereinten Nationen vorbeimarschieren zu dürfen, die ihnen allerdings vom Bürgermeister verwehrt worden war. Aber die Organisatoren der Veranstaltung hatten sich dadurch nicht abschrecken lassen. Als sie mit Ryan zum Flughafen aufgebrochen war, hatten sich bereits Demonstranten vor den Barrikaden der Polizei an der 51st Street versammelt, und die Menge - zwanzigtausend Leute - erstreckte sich bis zur 54th Street. Unglücklicherweise war das erst der Anfang, denn am Nachmittag, wenn die Vollversammlung zusammentrat, wurden über hunderttausend Menschen erwartet. Das New York Police Department würde alle Hände voll zu tun haben, um diese Menschenmasse unter Kontrolle zu behalten. Jede Straße in der Umgebung des Hauptquartiers der Vereinten Nationen würde total verstopft sein.
Bisher hatte sie nicht darüber nachgedacht, doch jetzt wurde ihr klar, dass auch diese Menschenmenge ein gutes Ziel für einen Anschlag war. Bei diesem niederschmetternden Gedanken wurde ihr erneut ganz anders zumute, aber sie kämpfte ihre Panik nieder, bevor Best etwas auffiel.
Der riss sie aus ihren Gedanken. »Also, wie genau passt Hakim Rudaki in Ihr ziemlich rätselhaftes Szenario?«
»Bisher waren wir nicht in der Lage, Rudaki konkret mit dieser Geschichte in Verbindung zu bringen, doch Tatsache ist, dass es eine große Diskrepanz gibt zwischen dem, was er dem FBI erzählt, und dem, was wir selbst herausgefunden haben. Unsere Erkenntnisse deuten auf einen Iraker, der als graue Eminenz im Hintergrund agiert und aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Aufständischen kooperiert.
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