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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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erschienen sein. Er hatte eine Pistole, Vanderveen ein Messer. Sie konnte nicht wissen, dass Vanderveen ihm keinerlei Angriffsfläche geboten, sich komplett hinter ihrem Körper verborgen hatte. Und es war sinnlos, es ihr erklären zu wollen, denn es hätte wie eine Entschuldigung geklungen.
    Der Korridor verlief über die gesamte Länge des Gebäudes. Als sie die halbe Strecke zurückgelegt hatten, blieb Everett stehen und drehte sich zu ihm um. Es sah so aus, als wäre ihre freundliche Art nur für das Erdgeschoss bestimmt. Hier oben machte sie einen sehr viel härteren Eindruck. Sie schaute ihn mit einem ernsten, prüfenden Blick an, und er wusste sofort, dass er gleich unangenehme Dinge erfahren würde.
    »Bevor Sie zu ihr gehen, sollten Sie über einige Dinge Bescheid
wissen. Sie haben kein Interesse an der speziellen Natur ihrer Verletzungen gezeigt …«
    »Es ist nicht so, dass ich kein Interesse hätte«, sagte er mit leiser, fester Stimme. Er wollte keinen Zweifel an seiner Haltung aufkommen lassen. »Ich bin wegen ihr hier und sehe nicht, was sich daran ändern sollte, wenn ich Einzelheiten über ihre Verletzungen wüsste.«
    »Ich verstehe das und habe Respekt vor Ihrer Einstellung. Aber ich denke trotzdem, dass Sie es wissen sollten.«
    Kealey atmete tief durch.
    »Die meisten Verletzungen sind oberflächlich. In dieser Hinsicht hat sie extremes Glück gehabt. Die Klinge hat den Gesichtsnerv nicht verletzt, aber die Wunde im Wangenbereich war sehr tief. An der Ohrspeicheldrüse waren keine Schäden zu erkennen, im Gegensatz zu den zygomatischen Muskeln, wo …«
    »Damit kenne ich mich nicht aus«, unterbrach Kealey, darum bemüht, die aufkommende Angst zurückzudrängen. »Sagen Sie einfach, wie schlimm es ist.«
    »Alle verletzten Muskeln konnten erfolgreich behandelt werden. Wir können ihre Rekonvaleszenz als zu über neunzig Prozent abgeschlossen betrachten. Sie macht erstaunliche Fortschritte. Der Gesichtsnerv, der die Bewegungen der Lippen und der Nase steuert, wurde fast durchgetrennt, ist aber vernäht worden. Die Prognose ist gut, sogar sehr gut … Die Nervenschädigung ist mit fast hundertprozentiger Sicherheit vorübergehender Natur, aber ihr Sprachvermögen ist noch ein bisschen beeinträchtigt. Darauf sollten Sie vorbereitet sein.« Everett schwieg kurz, um sich die nächsten Worte zurechtzulegen. »Am schlimmsten ist das Trauma … Wenn man bedenkt, wie es passiert ist … Sie hatte Albträume, litt an Schlaf- und
Appetitlosigkeit. Und natürlich reden wir über eine Gesichtsverletzung …«
    »Will sagen?«
    »Nun, sie war eine wunderschöne Frau«, sagte Everett, als würde das alles erklären.
    »Ist sie immer noch.«
    Everett nickte bedächtig. Kealeys Tonfall klang angespannt und bestimmt, und sie war zu klug, um sich auf eine Debatte einzulassen. »Vielleicht hätte ich es Ihnen nicht erzählen sollen, aber ich hatte den Eindruck, dass sie dem Treffen mit Ihnen mit großer Nervosität entgegensieht. Genauer gesagt hat sie wahrscheinlich Angst davor, von Ihnen gesehen zu werden. Ich hoffe, Sie können mit der Situation umgehen.«
    Er starrte sie an, bis sie den Blick abwendete.
    »Tut mir leid …«
    »Schon gut«, sagte er. »Kann ich jetzt zu ihr?«
    Sie nickte. »Aber vergessen Sie nicht, dass sie Ruhe braucht. Sie haben eine halbe Stunde, aber das war’s dann. Wenn sie möchte, können Sie morgen wiederkommen.«
    Sie drehte sich um und ging, und kurz darauf hörte er ihre Schritte auf der Treppe. Er legte eine Hand auf die Klinke und atmete tief durch. Als er darüber nachdachte, ob er klopfen sollte, fiel ihm ein, dass sie vielleicht nicht laut sprechen konnte oder wollte. Schließlich klopfte er nur ganz leise und trat ein.
     
    In dem Zimmer herrschte Zwielicht, die Vorhänge waren nicht ganz zurückgezogen. Durch das große Fenster, das einen Blick auf den Mühlteich bot, sah er, dass es immer noch schneite. Die Wände waren hellbeige gestrichen, die Möblierung einfach - ein großes Bett mit einer dicken Steppdecke, ein Sessel, ein Sofa, alte Bücherregale. Außerdem gab es einen Fernseher und
etliche Beistelltische, auf denen eine Unmenge von Vasen mit Blumen stand.
    Naomi stand vor einem der Fenster und schaute hinaus. Sie trug einen braunen Kapuzenpulli über einem blauen T-Shirt, eine dicke Schlafanzughose und Wollsocken. Als er die Tür schloss, wandte sie sich nicht um, aber er sah, wie sich ihre Haltung versteifte. Sofort war ihm klar, dass sie ihren ganzen Mut

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