Der Attentäter - The Assassin
riesigen Sturm im Blätterwald und in den anderen Medien. Die Öffentlichkeit war aufgebracht, und Will Vanderveen stand noch als Toter im Zentrum einer wahren Medienhysterie. Der ehemalige Soldat der U. S. Army wurde als Psychopath und Auftragsterrorist bezeichnet, doch das waren nur zwei eher einfallslose Prägungen der westlichen Medien, deren Kommentare es sonst an Drastik nicht fehlen ließen.
Nach den Ereignissen des 16. September schien man überall auf sein Bild zu stoßen. Alte Fotografien aus den Archiven der U. S. Army, die auf dubiosen Wegen an die Presse gelangt waren, erschienen auf den Titelseiten von Newsweek und Time . Speziell das Bild auf der zweiten Publikation sorgte für aufgeregte öffentliche Debatten, da es Vanderveen im Jahr 1993 vor einem Hangar in Somalia zeigte, in ein Gespräch mit Major General William F. Garrison vertieft.
Die elektronischen Medien stürzten sich sofort auf das Thema, um die Einschaltquoten zu steigern, und ergingen sich in Spekulationen, Vanderveen habe möglicherweise somalische Milizionäre vor einer bevorstehenden Aktion gewarnt, bei der achtzehn amerikanische Soldaten ums Leben kamen und die später mit dem Namen Schlacht von Mogadischu bezeichnet wurde. Es dauerte nicht lange, bis Hypothesen fast schon als Fakten angesehen wurden, obwohl es keinerlei Beweise gab,
sondern nur ein grobkörniges Foto, das für die internationale Sensationspresse aber schon Beweis genug zu sein schien.
Die Berichterstattung war so übertrieben wie das hysterische Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit an diesem Mann, der seine eigenen Landsleute verraten hatte. Vanderveen war das Thema langer Sondersendungen und Hintergrundberichte von MSNBC und CNN, die zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurden. Vor einer Woche war eine hastig zusammengeschusterte Biografie in die Buchläden gekommen, die bereits auf dem ersten Platz der Bestsellerlisten stand. Alle wollten sich über den ehemaligen Soldaten der Special Forces informieren, der seine dort erworbenen Fähigkeiten einigen von Amerikas schlimmsten Feinden zur Verfügung gestellt hatte, um Tausende von Unschuldigen umzubringen. Und die Empörung wurde noch größer, als klar wurde, dass die von ihm ins Land gebrachte Bombe, wenn Nazeri sein Ziel erreicht und sie zur Detonation gebracht hätte, eine Katastrophe ausgelöst hätte, die sich nur mit der des 11. September 2001 vergleichen ließ. Merkwürdig war, dass die Medien an Amir Nazeri kaum Interesse zu haben schienen. Die Aufmerksamkeit der Nation wurde ausschließlich durch Vanderveen beansprucht.
Harper hatte alles getan, um Kealeys Namen aus dem Trubel herauszuhalten, aber es war unmöglich; die Lebensgeschichten der beiden ehemaligen Soldaten überschnitten sich an zu vielen Stellen. Trotzdem hätte man damit leben können, wenn da nicht dieser lange Artikel in der New York Times gewesen wäre, der eine knappe Woche nach dem vereitelten Anschlag erschienen war. Er enthielt Informationen, die nur von jemandem innerhalb der CIA stammen konnten. Zwar weigerte sich der Journalist, seine Quelle preiszugeben, aber allen Insidern - inklusive Kealey - war klar, wo die undichte Stelle war.
Auch dem Präsidenten. Rachel Fords Motive lagen auf der Hand. Ihre Abneigung gegen die gesamte operative Abteilung war allgemein bekannt. Darüber hinaus hatte sie verlauten lassen, sie glaube nicht an die offizielle Version hinsichtlich der Ereignisse in dem Lagerhaus an der West 37th Street. Nach den Ergebnissen der internen Untersuchung des FBI hatte Special Agent Matt Foster seine Partnerin Samantha Crane getötet, bevor dieser von Naomi Kharmai erschossen worden war. Dem FBI wäre es lieber gewesen, die Verbindung zum Fall Vanderveen zu unterschlagen, aber Fosters Verstrickung war zu offensichtlich. Kealey hatte gefordert, das FBI solle alle Karten auf den Tisch legen, und letztlich hatte er seinen Willen bekommen.
Ford hatte sofort lautstark bekundet, hier sei etwas vertuscht worden, und sie gab Kealey eine Mitschuld am Tod ihrer Nichte. Zuerst schienen ihr einige Leute zu glauben, aber sie verlor jegliche Unterstützung, als sie Kealeys Personalakte an die Presse weitergab. Schon zuvor hatte Hakim Rudaki laut gefragt, woher Foster seine Informationen gehabt habe, sie hätten nur von Samantha Crane stammen können. Das konnte nur bedeuten, dass Ford beteiligt war, zumindest am Rande. Der Präsident hatte sie vor die Alternative gestellt, sich unter den Augen der Öffentlichkeit einer
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