Der Attentäter - The Assassin
wie ich. Bis dahin streiten wir einfach alles ab. Arshad Kassem mag eine Menge Freunde haben, doch auch an Feinden mangelt es nicht. Damit werden wir spielend fertig.«
Aber Ford war noch nicht zufrieden. »Ich will den Namen dieses Agenten«, sagte sie hitzig. »Außerdem verlange ich, dass er bei uns rausfliegt …«
»Das reicht jetzt.«
Fords Kopf wirbelte herum, als sie die ersten Worte des Direktors hörte. Sie errötete leicht, richtete ihren zornigen Blick aber weiter auf Jonathan Harper.
»Die Sache wird gründlich untersucht«, fuhr der Direktor fort. Er blickte Harper an. »Aber wir haben noch ein ernstes Problem, um das wir uns kümmern müssen.«
Harper nickte und räusperte sich. Dann erzählte er von Raschid
al-Umari, Erich Kohl und dem Band, das in al-Umaris Londoner Villa gefunden worden war. »Die Briten haben uns in dieser Angelegenheit sehr geholfen«, schloss er. »Das Resultat der Stimmerkennung scheint zu bestätigen, dass Jason March lebt und mit al-Umari zusammenarbeitet.«
Ford schüttelte den Kopf. Ihr dunkelrotes Haar stand in einem augenfälligen Kontrast zu ihrer blassen Haut. »Ausgeschlossen. Ich habe damals den Bericht gelesen. March wurde im letzten Dezember bei einem Luftangriff getötet …« Sie unterbrach sich, weil sie sah, dass Andrews bereits den Kopf schüttelte.
»Erstens ist Jason March nicht sein richtiger Name, und er ist nicht in dem Ausbildungslager im Libanon ums Leben gekommen«, sagte der Direktor.
Ford wirkte irritiert. »Ich verstehe nicht …«
Andrews nickte Harper zu, der Ford anschaute, deren Miene durch ihre Verwirrung nicht mehr ganz so unnachgiebig wirkte.
»Kurz nach der Ermordung des Mehrheitsführers des Senats im letzten Jahr hat uns der Präsident freie Hand gelassen, den Killer mit allen Mitteln zur Strecke zu bringen. Wir hatten eine ziemlich genaue Vorstellung, wer für die Tat verantwortlich war, doch der Mann, den Sie unter dem Namen Jason March kennen, war - oder ist, wie ich besser sagen sollte - ein ehemaliger Soldat unserer Special Forces. Als solcher ist er mit allen Wassern gewaschen und schwer zu finden. Alles deutete darauf hin, dass die Geschichte noch nicht ausgestanden war. Also haben wir einen ehemaligen Agenten reaktiviert, damit er March jagt. Einen Mann mit der nötigen Erfahrung, der übrigens selbst früher bei der Army war. Tatsächlich hat er March in den Neunzigerjahren selbst ausgebildet. Dann, im Jahr 1997,
während eines Einsatzes in Syrien, hat March fünf Kameraden seines Kommandos erschossen. Beinahe hätte er auch noch seinen Kommandeur getötet, unseren Agenten.«
»Wie heißt er?«
Harper blickte Andrews an, der ihm ermutigend zunickte. »Sein Name ist Ryan Kealey. Er arbeitet schon seit etlichen Jahren für uns.«
Ford prägte sich den Namen ein, weil sie die Personalakte lesen wollte. »Und weiter?«
»Sobald Kealey an Bord war, haben wir ihn mit Naomi Kharmai zusammengebracht, einer Analystin aus unserer Antiterroreinheit. Gemeinsam ist es ihnen gelungen, Marchs wahre Identität zu klären - eigentlich heißt er William Paulin Vanderveen, er stammt aus Südafrika. Es stellte sich heraus, dass Vanderveen einen fanatischen Hass auf die Vereinigten Staaten hegt, einen Hass, der etwas mit dem Tod seines Vaters zur Zeit der Apartheid zu tun hat. Falls Sie die Geschichte interessiert, müssen Sie die Akten lesen, aber letztlich endete alles in Washington. Vermutlich wissen Sie nicht, dass Vanderveen sich Kealey nach dem vereitelten Bombenanschlag vorknöpfen wollte und ihn zu seinem Haus an der Küste von Maine verfolgt hat. Dort kam es zu einem Kampf, der Kealey beinahe das Leben gekostet hatte, doch letztlich war es Vanderveen, der von einer Klippe an der Steilküste ins Meer stürzte. In dieser Nacht tobte ein Sturm, und es war ein Sturz von gut fünfzig Metern. Folglich schien es nur logisch, dass er tot sein musste.«
»Dann haben Sie also bloß angenommen , er wäre tot?« Vor lauter Erstaunen vergaß Ford ihren Zorn. »War wohl die bequemste Lösung.«
»Wir haben der örtlichen Polizei eine Weile bei der Suche geholfen, natürlich diskret. Selbst wenn der Sturz Vanderveen
das Leben gekostet hätte, wäre es praktisch ausgeschlossen gewesen, die Leiche zu finden.«
»Warum wurde die Geschichte unter den Teppich gekehrt?«
»Weil Kealey einer unserer erfolgreichsten Agenten war und ist.« Die anderen waren nicht überrascht über Harpers Wortwahl. Im Geheimdienstgeschäft war Talent kein Thema, es
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