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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Telefonate. Als im folgenden Frühjahr vor dem New York Court of Appeal eine Anhörung stattfand,
zogen drei Zeugen der Anklage ihre Aussagen zurück. Sofort beschuldigte man Mason, er habe sie durch Freunde einschüchtern lassen, doch diese Behauptung konnte nie durch Beweise untermauert werden. Dazu kam, dass die Tatwaffe aus einer Asservatenkammer gestohlen worden war. Das Urteil wurde aufgehoben und ein neues Verfahren angeordnet, doch zu einer zweiten Anklage kam es nie. Ein Jahr später hatte sich der Bezirksstaatsanwalt weniger komplizierten Fällen zugewandt, und Mason war ein freier Mann.
    Dummerweise trug ihm die Affäre einen gewissen Ruf ein, der die Polizei veranlasste, ihn rund um die Uhr zu überwachen. Irgendwann wurde der Druck zu groß. Eine zweite Verurteilung im Jahr 1993 - wegen Tätlichkeit gegen einen Polizisten - brachte ihm eine dreijährige Haftstrafe ein, wiederum in Attica. Nach dem ersten Monat schwor er sich, nie wieder hinter Gittern zu landen. Die seit 1973 in New York gültigen Rockefeller-Gesetze sahen selbst für geringfügige Vergehen im Zusammenhang mit Rauschgift lange Haftstrafen vor, und Mason, obwohl bisher nie wegen eines Drogendelikts verurteilt, hatte keine Lust, mit der Anwendung dieser Gesetze Bekanntschaft zu machen. Als er 1996 entlassen wurde, wegen guter Führung zwei Monate vor Ablauf der Zeit, wendete er seine Aufmerksamkeit einer boomenden neuen Branche zu, wo das Risiko geringer und die Expansionsmöglichkeiten besser waren. Ab jetzt verschob er auf dem schwarzen Markt Waffen der Kategorie III.
    Der Neuanfang bereitete ihm keine Probleme. Als Notgroschen hatte er Zehntausende auf Offshorekonten eingezahlt, und er kannte viele Leute in der Stadt. Sein neues Geschäft expandierte in beängstigendem Tempo zu Beginn der Neunziger, als die Bandenkriege auf den amerikanischen Straßen immer
schlimmer wurden, doch aus einer Reihe von Gründen schaffte er es nie, auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen. Er wusste, wie die Lage aussah: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kamen aus der Ukraine tonnenweise Waffen und Munition, und die Nachfrage war groß - nicht nur in Sierra Leone und anderen afrikanischen Ländern, sondern auch bei gewalttätigen Gruppierungen im Nahen Osten, von denen die bekannteste die Volksfront zur Befreiung Palästinas war. Doch für ihn blieb all das außer Reichweite. Er hatte einfach nicht die nötigen Verbindungen, um auf internationalem Parkett agieren zu können.
    Geändert hatte sich das erst vor einem halben Jahr. Seine Verbindung zu den Irakern war durch Robert Boderon zustande gekommen, den Mason nur dem Ruf nach kannte. Auf Boderons Bitte hin wurde über einen Mittelsmann ein Treffen arrangiert. Bei dieser ersten Zusammenkunft machte er Mason ein simples, aber sehr verlockendes Angebot. Pro Monat sollten Waffen im Wert von nicht weniger als hundertfünfzigtausend Dollar verschoben werden, und Mason sollte fünfzig Prozent des Profits nur für den Transport bekommen. Für den Kauf der Waffen war Boderon zuständig.
    Zuerst hatte er gezögert. Das Angebot war zu gut, um wahr zu sein, und er konnte nicht nur hinter den Kulissen agieren, sondern musste selbst mit anpacken, was aus offensichtlichen Gründen gefährlich war. Doch schließlich siegte die Gier über seine Bedenken. Und jetzt, während sein Blick über die mattschwarzen Kisten glitt, dachte er daran, in welcher Weise nicht nur sein Ruf, sondern auch sein Bankkonto von dieser einen Transaktion profitieren würde. Nachdem Boderon seinen Anteil vom Profit abgezogen hatte, würde er über vierhundertfünfzigtausend Dollar bekommen. Einen Teil davon musste er
in eine neue Operationsbasis investieren, denn dieses Lagerhaus nutzte er schon fast einen Monat. Trotzdem, nach Abzug aller Kosten blieb immer noch jede Menge Geld übrig, um neue Ware zu kaufen. Boderon hatte Zugang zu neuen Waffen, auf die die Araber verdammt scharf waren, und er war nur zu bereit, ihren Wunsch zu erfüllen, solange sie seinen Preis akzeptierten.
    Ronnie Powell riss ihn aus seinen Gedanken. »Ich kann den Schlüssel für den Gabelstapler nicht finden, Tony.«
    Mason überprüfte verärgert, ob er nicht im Zündschloss steckte, doch da war er nicht. »Scheiße … wahrscheinlich oben im Büro.«
    »Ich sehe nach.«
    »Überlass das mir. Kümmert euch lieber um die Arbeit.«
    Powell zuckte die Achseln und wandte sich der nächsten Kiste zu, während Mason die Eisentreppe hochging, die unter seinem Gewicht

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