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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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vorausgesetzt, die Sergeantin gestattet es.«
    Omar Jussuf sprach leise. »Hamsa, mein Sohn.«
    »Ja, Onkel.« Der Polizist reagierte auf die Emotionen in Omar Jussufs Stimme.
    »Liegt eine Anklage gegen meinen Sohn vor?«
    »Nein. Er ist die ganze Nacht von mir und Sergeantin Raghavan verhört worden.« Hamsa seufzte. »Sie verstehen, dass wir in einem Mordfall sehr zügig arbeiten müssen. Wenn wir innerhalb von achtundvierzig Stunden keinen Verdächtigen haben, kriegen wir wahrscheinlich nie einen zufassen.«
    »Sind Sie die ganze Nacht auf gewesen?«
    »Dies ist die Stadt, die niemals schläft, Ustas .« Der Polizist lachte resigniert. »Die kurzen und unkalkulierbaren Dienstzeiten des Nahen Ostens kann ich hier nicht einhalten.«
    » Wenn du in ein Dorf kommst, wo man ein Kalb anbetet, sammele Gras und füttere es .«
    »So sagt man zu Hause.« Hamsa redete leise auf Englisch mit jemandem, der bei ihm im Raum war. Im Hintergrund hörte Omar Jussuf die schrille Stimme der Sergeantin. Dann sprach Hamsa wieder in den Hörer. »Sergeantin Raghavan ist einverstanden, dass Sie mit Ihrem Sohn sprechen können, Ustas . Sie verständigt das Untersuchungsgefängnis. Man wird Sie dort erwarten. Und, Ustas , versuchen Sie bitte, ihn zur Vernunft zu bringen. Es hilft niemandem, wenn er die Klappe hält.«
    »Danke, Hamsa.« Omar Jussuf legte auf.
    Chamis Sejdan hatte eine zweite Rothmans geraucht, während sein Freund gesprochen hatte. Er sah Omar Jussuf an. »Hast du sonst noch was auf dem Herzen?«
    »Ich glaube, ich bin verfolgt worden. Gestern in der U-Bahn, als ich aus Little Palestine zurückkam.« Er starrte auf die schwarze Verglasung des gegenüberliegenden Gebäudes. Obwohl es noch früh war, erkannte er die Silhouetten von Büroangestellten, die bereits vor ihren Computern saßen. »Es beunruhigt mich, nach Brooklyn zurückzukehren.«
    Chamis Sejdan stieß Rauch aus der Nase. »Ich habe immer gewusst, dass wir beide eines Tages zusammen im Knast enden würden. Und außerdem habe ich bei diesem kalten Wetter keine Lust auf die Aussichtsplattform des Empire State Building. Auf geht’s nach Brooklyn.«
    Als sie den Hotelflur entlanggingen, heulte die elektronische Sirene des Rauchmelders in Omar Jussufs Zimmer los.

Kapitel
9
    Ein pockennarbiger Latino brüllte mit heiserer Stimme und schwerem Akzent durchs Stimmengewirr und Rumpeln des D-Zugs. »Am Jüngsten Tag werdet ihr dabei sein!«, schrie er, den Kopf zurückgelegt wie ein Markthändler, um sich im überfüllten Waggon Gehör zu verschaffen. »Er wird es der Welt verkünden, und ihr werdet verbreiten, was Er sagt. Nur Jesus Christus kann euch retten!«
    Chamis Sejdan befingerte seine Rothmansschachtel. »Ich sollte ihn daran erinnern, dass nur die an Allah Glaubenden gerettet werden«, murmelte er.
    »Allah ist sehr groß, Hochwürdiger Scheich.« Omar Jussuf pochte seinem Freund mit dem Finger auf die Brust. »Jesus ist ein Prophet, der im Koran genannt wird. Vielleicht ist dieser Typ ja am Ende sogar ein Moslem. Doch wie viele von den Gläubigen, die gerettet werden, dürften wohl ehemalige PLO-Kämpfer mit einer Vorliebe für schottischen Whisky und Flüche sein? Ich nehme an, die Antwort lautet: keiner.«
    »Da könntest du recht haben. Ach, dann scheiß doch auf die Gläubigen.«
    »Wenn es Allahs Wille ist.« Omar Jussuf lächelte.
    »Ich vertraue mich ganz der Obhut Allahs an.« Chamis Sejdan rieb sich die Handflächen, als wüsche er sich die Hände. »Aber wenn das Paradies eine Nichtraucherzone ist wie Amerika, fahre ich lieber zur Hölle.«
    »Für einen Palästinenser kann dieser Wunsch am leichtesten in Erfüllung gehen. Man muss nicht mal von zu Hause weggehen, um hineinzukommen.«
    Als sie Grand Street erreichten, beendete der Latino seine Botschaft: »Alle Menschen, die gerettet werden, werden durch Jesus Christus gerettet. Ihr alle seid auserwählt, gerettet zu werden. Danke fürs Zuhören und einen schönen Tag.«
    »Möge Allah dir seine Gnade schenken«, flüsterte Omar Jussuf, als der Prediger den Waggon verließ.
    Der Zug rumpelte mit niedrigem Tempo über die merkwürdig angsteinflößende Konstruktion der Manhattan Bridge. Flussabwärts, jenseits der massiven Stahlträger und des Gewirrs elektrischer Leitungen, wölbte sich die Brooklyn Bridge übers Wasser. Von den berühmten Türmen verliefen dicke Kabel über die gesamte Länge. Omar Jussuf hatte das Gefühl, unkontrolliert durch die Luft zu fliegen, hoch über dem Fluss und über

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