Der Attentaeter von Brooklyn
auf. »Ich muss weg, Ustas . Ich bin Schiedsrichter bei einem Basketballspiel im Gemeindezentrum. Wo kann ich Sie finden? Ich melde mich, wenn ich etwas herausfinde, was nützlich sein könnte. Raschid ist ein guter Moslem, und ich möchte helfen, ihn zu finden. Ich mag auch Ihren Sohn, obwohl wir ihn nie in der Moschee sehen.«
»Ich wohne im Stewart Hotel in Manhattan.«
Hantasch rieb die Finger aneinander, als ob er Geld zählte.
Omar Jussuf stieß ein Lachen aus, das so klang, als würde man ihn würgen. »Wir sind keine großen Geldleute. Mein Zimmer wird von der UN bezahlt. Ich bin Direktor ihrer Schule in Dehaischa. Mein Freund Abu Adel ist Sicherheitsberater unseres Präsidenten.«
Chamis Sejdan pfiff und hob die Augenbrauen. »Mein Freund verrät all meine Geheimnisse«, sagte er, stand auf und schüttelte einen Fuß, um die Blutzirkulation in Gang zu bringen. »Sie waren sehr hilfreich, Bruder Nahid.«
Bei den Schuhregalen im Eingangsbereich richtete Omar Jussuf die Zierquasten an seinen Schuhen. Sergeant Abajat vermutet, dass diese ehemaligen PLO-Bandenmitglieder Selbstjustiz an einem Drogendealer üben könnten, dachte er. Hantasch wusste, dass Nisar mit Drogen handelte. Er wusste auch, dass die Alamut-Moschee etwas mit den Assassinen zu tun hat. Also wüsste er wahrscheinlich genug, um den Hinweis auf den verschleierten Mann absichtlich zu verschweigen. »Wenn Ihnen bekannt wäre, dass ein Palästinenser in diesem Viertel Drogen verkauft«, rief er über den Teppich Hantasch zu, »was würden Sie dagegen unternehmen?«
Der junge Mann knipste die Lichter in der Moschee aus. Im Dunkeln klang seine heisere Stimme tief. »Ich würde ihn der Polizei ausliefern, Ustas . Sonst nichts.«
Omar Jussuf wartete an der Tür, bis sich Chamis Sejdan die Schuhe geschnürt hatte. »Wollen wir jetzt zu Marwan gehen?«
»Es ist schon spät«, sagte Chamis Sejdan. »Marwan könnte Kundschaft haben – sogar eine Fassade braucht ein paar Gäste. Könnte sein, dass er jetzt nicht reden kann. Geh morgen hin. Dann erwischst du ihn, wenn im Café nichts los ist.«
Am Ende der Treppe flimmerten die Ampellichter auf dem nassen Pflaster. Jenseits der Kreuzung am Ende des Blocks blinkten die roten Warnlampen auf der Verrazano-Sundbrücke. Autos rumpelten an der grünen Ampel vorbei in die Seitenstraße. Omar Jussuf sog die kalte Luft ein. Die Männer in der Moschee beteten in Richtung Mekka, aber die Heimat des Islam in der saudischen Wüste schien ein ferner Planet zu sein. Er fragte sich, woher sie überhaupt wussten, in welche Richtung sie sich wenden mussten? Stiegen ihre Gebete zum Himmel und wurden von dort wie ein Anruf mit einem Satellitentelefon auf die Heilige Stadt zurückgeworfen?
Auf der anderen Straßenseite bewegte sich ein Mann an einer breiten Schutzmauer vor der Kreuzung entlang. Die Ampel sprang um, und die Scheinwerfer eines nach rechts abbiegenden Autos erleuchteten das Gesicht und den schwarzen Mantel des Mannes. Er beobachtete Omar Jussuf. Der Wagen fuhr weiter, und der Mann verschwand. Omar Jussuf ging bis zum Ende des Blocks, aber als er an der Ecke ankam, war von dem Mann keine Spur mehr zu sehen. Er starrte in die Dunkelheit über der leeren Straße.
»Nur weil du einen neuen Mantel hast, müssen wir uns ja nicht in der Kälte aufhalten«, sagte Chamis Sejdan. »Die U-Bahn liegt in dieser Richtung. Beeil dich.«
Zögernd folgte Omar Jussuf seinem Freund. Alle paar Meter blickte er sich um und suchte nach dem Mann, der ihn beobachtet hatte. Sein Puls schlug heftig. Obwohl er es nur für einen Moment gesehen hatte, hatte er das strenge, bärtige Gesicht erkannt.
Es war Ismail. Der vierte Assassine.
Kapitel
15
Der Schnee trieb über die Fifth Avenue. Im lang gestreckten Gebäude der UN-Konferenzhalle wischte Omar Jussuf sich mit einem Handtuch letzte Schneereste von der Stirn. Zarte Flocken sammelten sich am großen Aussichtsfenster und rutschten an der Scheibe abwärts, wo die Wärme der Halle durchs Glas drang. Eine neue Schneeflocke blieb haften, und er legte einen Finger auf die Stelle und fragte sich, ob das Muster des Eiskristalls draußen so einmalig war wie der Fingerabdruck, den er auf seiner Seite auf dem Fenster hinterließ.
Der kurze Moment, in dem die Schneeflocken sich zeigten, bevor sie wieder schmolzen, erinnerte ihn an den Lichtschein, der auf Ismails Gesicht gefallen war. Das plötzliche Auftauchen des vierten Mitglieds der Assassinen irritierte ihn. Stand Ismails Anwesenheit
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