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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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sogar etwas an. Klingt das nicht vertraut?«
    In den tiefen Taschen seines Mantels ballte Omar Jussuf die Fäuste.
    »Im Rahmen meiner Regierungstätigkeit habe ich auch die Archive der alten jordanischen Verwaltung gesichtet. Hauptsächlich Dokumente, die das Erziehungswesen betreffen«, sagte Abdel Hadi. »Aber ich bin auch auf einen Polizeibericht über einen Mordfall aus dem Jahr 1965 gestoßen, in dem es um die Verhaftung eines jungen Aktivisten der Ba’ath-Partei aus Bethlehem geht. Man erwartete große Dinge von ihm und dass er ein Führer seiner Generation werden würde, aber er verlor die Nerven und endete in einer hinterwäldlerischen UN-Schule.«
    Hurensohn , dachte Omar Jussuf. Ich hätte nie gedacht, dass jemand etwas über diesen alten Fall weiß . »Vielleicht wurde seine Generation durch Heckenschützen wie Sie verhunzt, sodass er sich lieber auf die kommende Generation konzentrierte – die eine bessere Zukunft schaffen wird.«
    Abdel Hadi grinste Omar Jussuf mit triumphierender Gelassenheit an. »Ihr Sohn mag diesmal der Gerechtigkeit entkommen, genau wie Sie vor vierzig Jahren. Aber eines Tages werde ich diese Information nutzen, um unsere Schulkinder vor Ihren wahnsinnigen Ideen zu schützen. Vielleicht in dieser Woche. Vielleicht schon heute.«
    Omar Jussuf schmeckte Galle in seinem Rachen. »Sie sollten einem Beruf nachgehen, der Ihren Fähigkeiten eher entspricht als die Pädagogik«, sagte er. »Versuchen Sie es doch mal bei der Geheimpolizei.«
    Abdel Hadi senkte die Hand, als wischte er ein Kompliment beiseite. »Im Geist der Solidarität zwischen palästinensischen Brüdern hoffe ich das Beste für Ihren Sohn.« Er lächelte so mitleidig, als empfände er einen dumpfen Schmerz. Dann kratzte er diesen Gesichtsausdruck wie ein Preisschild ab, das über ein älteres, verfallenes geklebt war, und zeigte darunter ein billigeres Grinsen.
    Der Schuldezernent schob sich durch die Nussholztüren des Rats für Wirtschaft und Soziales. Als die Tür hinter ihm zuschwang, streckte Omar Jussuf die Hand aus. Die Tür streifte seinen Ellbogen, und er zuckte zurück. Er drückte die Tür mit der Schulter auf und betrat den Konferenzraum.
    Eine Zuschauertribüne erstreckte sich über zehn Sitzreihen bis hinunter zum Delegiertenbereich. Der dem Saal zugewandte Tisch des Vorsitzenden stand vor einer Wand, die wie die Detailvergrößerung eines syrischen Intarsientischs mit weißen konzentrischen Ovalen auf dunklem Holzgrund verziert war. Die Wand reichte bis zu einer Decke, die unvollendet geblieben war, um die unvollendete Arbeit der UN in den armen Ländern zu symbolisieren. Unterhalb des Vorsitzenden drängten sich die Protokollanten und Bediensteten, die mit ihren Vorbereitungen so ausgefüllt waren wie ein Orchester im Graben mit seiner energiegeladenen Geschäftigkeit. Die Delegierten saßen an langen Tischen, und hinter ihnen befanden sich fünf Sitzreihen für die Mitarbeiter. Aus einer dieser Reihen winkte Magnus Wallander Omar Jussuf zu und dirigierte ihn zu einem Sitz, der mit zerschlissenem, lindgrünem Kord gepolstert war.
    »Was habe ich gestern verpasst?«, fragte Omar Jussuf, als er den Platz erreichte.
    »Der erste Tag der Konferenz bestand aus dem, was Sie als Palästinenser Beki Fadi nennen, leeres Geschwätz«, sagte Wallander. »Man kann nur während der Pausen interessante Gespräche führen und Fortschritte erzielen.«
    »In einer Kommission über Palästina gibt es keinen Platz für den Fortschritt.«
    Der Schwede klopfte Omar Jussuf auf die Schulter, als nun der Vorsitzende die Konferenz zur Ordnung rief. Es war ein ägyptischer Diplomat mit breitem Gesicht, einem teuren grauen Anzug und den müde-wachsamen Augen eines Basarhändlers. Selbst als er ins Mikrofon sprach, legte er den Zeigefinger an den Mund, als müsste er später seine Worte widerrufen und jedermann auffordern zu bezeugen, dass seine Lippen sich tatsächlich bewegt hatten.
    Omar Jussuf überhörte die harten Konsonanten des Ägypters und sein Gefasel zur Geschäftsordnung. Er konzentrierte sich auf die nächsten Schritte, um Ala zu helfen, und überdachte seine Unterhaltung mit Hantasch in der Moschee. Zuerst war es ihm schwergefallen zu akzeptieren, dass Nisar mit Drogen gehandelt hatte, aber als er seine Erinnerungen an den Jungen wachrief, wurde ihm klar, dass diese Enthüllung einen Sinn ergab. Nisar war immer intelligent gewesen, aber nicht nur im akademischen Sinn. Er hatte stets etwas von einem unkonventionellen

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