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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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leicht zu erinnern ist; aber wird es jemand ernst nehmen? Ich habe es an jenem Tag ernst genommen. Ich habe die Bande aufgelöst. Die Jungs der PLO arbeiten seitdem aktiv in der Gemeinde mit, anstatt nachts herumzulaufen und ungesunde Dinge zu tun. Meine Aufgabe bestand darin, diese Moschee zu gründen.«
    »Sie haben sie selbst gebaut?«, sagte Omar Jussuf.
    »Ich habe das Geld gesammelt und die Arbeiten beaufsichtigt.«
    »Bei Allah, das ist wirklich imponierend.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Sie nicht so tun müssen, als seien Sie ein Gläubiger. Auf Ihrer Stirn findet sich kein Mal, das vom Beten stammt.« Hantasch hob seine Strickmütze an und zeigte auf eine dunkle Stelle mitten auf der Stirn, die wie ein rauer Höcker aussah. Er grinste so langsam, dass sich die schwarzen Haare an seinem Kinn einzeln zu sträuben schienen, während sich seine Haut vom Mund zurückzog. »Aber ich bin stolz auf diesen Ort. Unsere Bevölkerung wächst und braucht mehr Moscheen.«
    Omar Jussuf erinnerte sich an das mit Gebetszeiten bedruckte Papier in Alas Wohnung. »Wo ist die Alamut-Moschee?«
    »Ich habe noch nie von ihr gehört, Ustas .«
    »Ich glaube, sie muss hier in der Nähe sein.«
    »Das wäre ein merkwürdiger Name für eine Moschee in dieser Umgebung.«
    »Ach ja? Warum?«
    »Wollen Sie mir sagen, dass Sie es nicht wissen, oder verstellen Sie sich nur wieder?« Hantasch hob den Finger und tat so, als runzelte er die Stirn. »Alamut war das Schloss der Assassinen – eine schiitische Sekte. In Little Palestine sind fast alle Sunniten. Ich kann mir nicht denken, dass hier jemand eine Moschee nach einem Schloss der Schiiten nennen würde.«
    Ist die Alamut-Moschee nur ein Scherz meiner kleinen Assassinenbande?, fragte sich Omar Jussuf. Oder verbindet sie das mit Marwan Hammija, einem Schiiten mit Wurzeln in einem Gebiet des Libanon, wo Drogen angebaut werden? »Sie kennen keine Schiiten in diesem Viertel?«
    Hantasch warf Omar Jussuf einen langen Blick aus seinen zusammengekniffenen Augen zu. »Es gibt Marwan, der das Café betreibt.«
    »Und Sie meinen, ich sollte ihn nach der Alamut-Moschee fragen?«
    »Sie sollten mir Fragen stellen, zu denen Sie nicht schon längst die Antworten wissen. Das meine ich, Ustas .«
    Omar Jussufs Wirbelsäule schmerzte, weil er die Beine übereinandergeschlagen hatte, und er verlagerte grunzend die Knie. »Lassen Sie uns auf das zurückkommen, was Sie über Nisar wissen.«
    Unter Hantaschs Augen zuckte die Haut. »Nisar hat ein liederliches Leben geführt.«
    »Saufen und Weiber?«
    »Ich glaube ja.«
    »Wohin wäre er wohl für solche wilden Amüsements gegangen?«
    »Vielleicht nach Manhattan. Einige arabische Klubs haben da Bauchtänzerinnen. Aber wir sind auch nicht weit von Besonhurst und Coney Island entfernt. An diesen Orten kann man allerlei üble Dinge erleben, ohne Brooklyn verlassen zu müssen.«
    »Ist es für einen Araber schwierig, eine Frau anzusprechen?«
    Hantasch strich mit dem Finger an der dünnen Linie seines Barts entlang. »Eine Amerikanerin? Ganz egal, wie leicht das ist, Ustas , es endet immer frustrierend.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein Araber kann mit Amerikanern Whisky trinken, wie die Amerikaner mit jedem zweiten Wort fluchen und sogar mit ihren Frauen ins Bett gehen. Aber er bleibt immer ein stinkender Araber für sie.« Der junge Mann starrte mit schweren Augen traurig und zornig zugleich auf den Teppich. »Ich glaube nicht, dass die wilden Amüsements, wie Sie es ausdrücken, Nisar glücklich gemacht hätten.«
    Weiß dieser Mann, was in Nisar vorging, oder projiziert er nur seine eigenen Enttäuschungen aus der Zeit, bevor er sich dem Islam zugewandt hat, auf ihn?, dachte Omar Jussuf. »Glauben Sie, dass das alles war, wonach er gesucht hat? Glück?«
    »Wenn Allah Nisar seine Liederlichkeit vergeben hat, dann ist er jetzt im Paradies beim Herrn des Universums und hat das Glück jedenfalls gefunden.«
    »Hatte Nisar etwas mit Drogen zu tun?«, fragte Omar Jussuf.
    Hantasch neigte langsam und zustimmend den Kopf.
    »Seit wann hat er gedealt?«
    »Seit ein paar Monaten.«
    »Was hat er verkauft?«
    »Haschisch.«
    »Wer hat ihn beliefert?«
    »Tja, woher kommt denn das Haschisch derzeit?«
    »Aus dem Libanon. Dem Bekaatal.«
    Hantasch öffnete die Hand und nickte.
    Wieder Marwan , dachte Omar Jussuf. Er blickte zu Chamis Sejdan hinüber. Der Polizeichef strich sich über den Handschuh seiner Prothese. Hantasch gab sich einen Ruck und stand

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