Der Attentaeter von Brooklyn
diesem Restaurant«, sagte er. »Dann bin ich von einem Mann verfolgt worden, der versucht hat, mich zu töten. Er wollte auch Nisar töten, da bin ich mir sicher.«
»Ihn ein zweites Mal töten«, sagte Hamsa.
Omar Jussuf aß den zweiten Hotdog und sah Hamsa über den Rand seiner Brille an.
»Die Hotdogs sind koscher.« Der Polizist lächelte zögerlich, als wollte er seinen Verdacht und seine Feindseligkeit Omar Jussuf gegenüber wiedergutmachen. »Die sind fast so gut wie Halal .«
»Unsere Speisegesetze sind mir egal. Aber diese Morde in Little Palestine sind mir nicht egal.« Omar Jussuf zog den Gebetsplan, den er vom Anschlagsbrett des Cafés mitgenommen hatte, aus der Tasche. Mit dem Daumen schmierte er Sauce auf eine Ecke, als er Hamsa das Blatt Papier gab. »Das habe ich in Marwans Laden gefunden«, sagte er.
Hamsa sah ihn vorwurfsvoll an. »Sie haben das vom Tatort mitgenommen?«
Omar Jussuf wischte sich mit einer Serviette den Schnauzbart ab. »Ich dachte, ich sollte vielleicht wissen, zu welcher Zeit ich zu beten habe.«
»Fick doch deine Mutter, Ustas. Ich wette, dass Sie nicht mehr gebetet haben, seit Sie ein so kleiner Junge waren, dass Sie noch an Dschinns geglaubt haben.«
»Wenn es nach Ihnen geht, glaube ich immer noch an Dschinns . Einen habe ich heute Nacht gesehen.«
Hamsa warf einen Blick auf die Titelzeile des Blatts. »Die Alamut-Moschee.«
»Ein Plan der gleichen Moschee hing am Kühlschrank in Alas Wohnung, wo ich den Enthaupteten gefunden habe. Würde es sich nicht lohnen, mehr über diese Moschee zu erfahren?«
»Halten Sie mich für einen Idioten, Ustas ? Das habe ich längst versucht. Es gibt sie gar nicht. Ich habe während der Verhöre sogar Ihren Sohn danach gefragt. Er sagte, dass er noch nie etwas von ihr gehört habe.«
»Jemand druckt einen Gebetsplan nur so aus Spaß aus? Ich bin mir sicher, dass die Gebetszeiten sich auf etwas anderes beziehen. Sie müssen ein Code oder ein Signal sein. Sehen Sie mal, einmal pro Woche ist die Zeit fürs Maghrib- Gebet um eine Stunde verschoben, aber immer an einem anderen Tag.«
Hamsa stand auf und steckte sich das Blatt Papier in die Tasche. »Wenn wir Nisars Kopf finden, fragen wir ihn nach dem Geheimnis der Alamut-Moschee.«
»Die Botschaft, die mit dem Messer kam, bezieht sich auf ein Ereignis in der Geschichte der Assassinen.« Omar Jussuf stand auf und zuckte zusammen, weil sein Fußgelenk schmerzte. »Derartige Anspielungen gibt es in diesem Fall überall. ›Alamut‹ ist eine weitere. Es war das Schloss der Assassinen. Ich glaube, zwischen dieser Moschee – oder zumindest ihrem Gebetsplan – und den Morden besteht irgendein Zusammenhang.«
Hamsa ging zur Tür. Omar Jussuf sah, dass das Messer immer noch auf dem grünen Tablett lag. Er nahm es an sich und rief hinter Hamsa her, aber der Polizist war bereits draußen. Omar Jussuf schob es sich in die Tasche und brachte das Tablett zum Abfalleimer am Ausgang, bevor er hinausging.
Der Vollmond schien kalkig blau auf das leere Grundstück hinter dem Playland . Eine Wolke schob sich vor den Mond, und Omar Jussuf dachte an die Prophezeiung des Korans über das Zeitenende. Er zeigte zum Himmel. »Wenn der Tag des Jüngsten Gerichts naht und der Mond gespalten wird«, sagte er, »wird der Mahdi als unser Messias kommen. Das behauptet die alte Sekte der Assassinen. Er wird der Menschheit Allahs Urteil übermitteln.«
»Glauben Sie, dass er zuerst in Brooklyn erscheint?«
»Der Schleier auf der Leiche in Alas Wohnung ist ein Hinweis, dass sich der Mörder für den Mahdi hält, weil der Mann mit dem Schleier der Feind des Mahdi ist.« Omar Jussufs Mund kribbelte von der Würzsauce auf den Hotdogs. Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne.
»Wie soll der Mahdi denn aussehen? Ich meine, mich zu erinnern, dass er Zahnlücken haben soll, stimmt’s?«, sagte der Polizist.
Omar Jussuf biss die Zähne zusammen, weil sein Fußgelenk heftig schmerzte. »Ganz recht. Es steht geschrieben, dass er sehr gut aussehen wird, mit langen Haaren und einem schönen Gesicht –«
»Wie Nisar.«
»– und er wird sterben und von den Toten auferstehen.«
»Wie Sie es von Nisar behaupten?«
»Richtig.«
Hamsa deutete nach oben. »Tja, die Wolke ist schon wieder weg und der Mond wieder voll. Ihr Mahdi hat also Pech.«
»Das hängt davon ab, wie sehr er in die Irre geführt wird.« Omar Jussuf stieß ein Lachen aus, das wie Keuchhusten klang. »Ich warne Sie. Wenn die Welt untergeht, tut man
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