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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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schnelle Schritte zu hören. Er ging durch die Tür und zog sie hinter sich zu.
    Das leere Grundstück hinterm Playland bestand aus einem Dickicht braunen Wintergestrüpps. Omar Jussuf brach durch die froststarren, beigefarbenen Büsche. Fantaflaschen aus Plastik und eimergroße Colabecher bedeckten den Boden wie Samenschoten eines giftigen Krauts, das jetzt mit Schnee bedeckt war und ihn stolpern ließ. Er schlug sich zum Zaun durch und rutschte in einen Graben.
    Er rappelte sich wieder auf und ging durch die Senke, wobei er im Schnee ausrutschte, der hier höher aufgeweht war. Er blieb stehen, um vor sich Nisars Schritte zu hören oder hinter sich die des Schützen, der ihn verfolgte. Aber er hörte nur sein eigenes Keuchen. Ein Schuss knallte. Wenige Meter hinter ihm spritzte der Schnee hoch. Er hetzte durch den Graben und schleppte sich einen Abhang hinauf bis zu einem zwei Meter hohen Zaun.
    Das war eindeutig Nisar, dachte er. Er lebt. Aber jemand will ihn töten .
    Er rüttelte am Zaun, bis er eine lockere Stelle fand, durch die er sich hindurchzwängen konnte. Sein Mantel verfing sich im verschlissenen Maschendraht. Er drehte sich, um freizukommen. Noch ein Schuss, und dann fiel er auf der anderen Seite des Zauns auf die Hüfte. Stechend heißer Schmerz schoss ihm so heftig durchs Kreuz, dass er sich sicher war, eine Kugel abbekommen zu haben.
    Als er Richtung Strand torkelte, brüllte er vor Schmerz. Er rieb sich den Rücken und stellte fest, dass er keine Schusswunde hatte, sondern nur ein Pressen spürte, das sich tief unter der kümmerlichen Muskulatur um sein Rückgrat krallte.
    Wenn Nisar lebt, wessen Leiche habe ich dann in der Wohnung gefunden?, fragte er sich. Raschid wird immer noch vermisst. Könnte er es gewesen sein?
    Zwischen seinen unregelmäßigen, humpelnden Schritten auf dem Beton hörte er, wie parallel zu ihm der Killer durchs Unterholz brach. Den Zaun bedeckten primitive Schilder, bemalt mit fetten Buchstaben, die für Muschelbuden und Knisches , kandierte Äpfel und Shishkebab warben und Omar Jussuf von dem Schützen abschirmten. Er tippte mit den Fingerspitzen aufs Reklameschild eines Fischrestaurants und flüsterte seinen Dank.
    Omar Jussuf erreichte die höhere Uferpromenade und humpelte an den Rollläden einer Brathähnchenbude vorbei. In einer Lücke zwischen den Imbissbuden kam er an eine hüfthohe Mauer und ließ sich dagegen fallen. Auf einem orangefarbenen Hintergrund war die Mauer mit blauen Buchstaben bemalt: Knall den Freak ab – Paint Ball. Lebende menschliche Ziele .
    Hinter der niedrigen Mauer ging es drei Meter tief zu einem verwahrlosten Grundstück hinab, auf dem leere Ölfässer, vertrocknete Zweige und ausgeweidete Autoteile lagen. Omar Jussuf runzelte die Stirn. Das sollte ein Spiel sein? Er stellte sich einen Sommertag auf der belebten Uferpromenade vor: Die Leute schleckten Eiscreme und Zuckerwatte und rückten einen Dollar dafür heraus, mit Farbgeschossen auf Menschen zu schießen, die dafür bezahlt wurden, hinter Betonklötzen und Holzverschlägen in Deckung zu gehen. Es kam ihm vor wie etwas aus uralten Zeiten mit Menschenopfern und mörderischen Volksbelustigungen.
    Schritte kamen über die Rampe zur Promenade hoch. Vom Mondlicht beschienen kam ein Mann zur Ecke des Brathähnchenstands. Er hob seine Waffe.
    Das ist kein Spiel, und ich werde nicht der Freak sein , dachte Omar Jussuf. Er sprang über die niedrige Mauer und fiel auf das dunkle Grundstück.
    Als er aufprallte, schmerzte sein Fußgelenk. Auch wenn es sehr wehtat, musste er sich bewegen. Er humpelte zu einer Motorhaube, die an zwei Ölfässern lehnte, und ließ sich dahinter fallen.
    Der Killer blieb ruhig vor der Mauer stehen.
    Kommt er hier herunter? Omar Jussuf rieb sich das Fußgelenk und bemühte sich, ruhig zu atmen. Er spähte durch die Luftlöcher der Motorhaube und sah die Silhouette des Bewaffneten vorm Mond über die Promenade. Der Mann hob den Arm, und Omar Jussuf duckte sich.
    Ein Schuss knallte ein paar Meter neben ihm in einen Baumstamm. Er zuckte zurück, presste sich rücklings gegen die Motorhaube und hoffte, dass die Ölfässer ihm Deckung geben würden, falls der Bewaffnete nach unten klettern und sich genauer umsehen sollte. Er strich mit den Fingerspitzen über die Scheide des Omani-Dolchs in seiner Tasche. Würde er dazu fähig sein, ihn zu benutzen, falls der Killer ihm nahe genug kommen sollte?
    Ein zweiter Schuss traf eine Flaschenkiste, und ein dritter prallte ganz in der

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