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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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herumlaufen. Diejenigen, die sich dem Alkohol hingaben, wie Omar Jussuf es früher selbst getan hatte, schlossen sich mit ihrer Schande ein und stießen leise Flüche aus, die gegen sie selbst gerichtet waren.
    Der koreanische Ladenbesitzer erschien zwischen den Plastikplanen, die sein Obst und Gemüse vorm Frost schützten. Er hielt die offene Bierdose mit spitzen Fingern. »Du für Bier zahlen«, rief er, »oder du verpissen!«
    Der Betrunkene rülpste und strich sich durch seinen Vollbart. »Du kriegst kein Geld, Schlitzauge. Ohne Fleiß kein Pleis.«
    »Fick dich, hau ab.« Der Koreaner ging in seinen Laden zurück. Der Betrunkene drehte atemlos eine Pirouette, kicherte vor sich hin und wiederholte seinen Witz.
    Als Omar Jussuf sich dem Café al-Quds näherte, hörte er den Betrunkenen kotzen. Der Koreaner kam mit einem Eimer Wasser heraus, um die Plastikplanen vor der Ladenfront abzuspülen.
    Omar Jussuf drückte auf die Klingel vorm Café und wartete. Er versuchte, seine Gedanken von der Szene fortzulenken, deren Augenzeuge er eben geworden war und die in ihm Erinnerungen an seine eigene, verhasste Zeit als Säufer wachgerufen hatte. Sogar Mord schien weniger abstoßend zu sein. Hat Nisar den abgeschnitten Kopf in den Eimer geworfen?, fragte er sich. Hätte nicht auch der Killer den Kopf im Playland liegen lassen können? Vielleicht hat er Raschid abgeschlachtet und will jetzt auch Nisar umbringen? War es der gleiche Mann, den ich in der Wohnung gesehen habe? Der mich verfolgt hat?
    Auf der Treppe hinter der Küche wurde Licht gemacht, und dann ging auch eine matte Glühbirne hinter dem Tresen an. Rania kam zwischen den Tischen hindurch und schob die Riegel zurück. Als sie die Tür öffnete, sah Omar Jussuf in ihren Augen einen spröden Glanz, aber ihr Kinn wirkte angriffslustig.
    »Seien Sie gegrüßt, meine Tochter.«
    Sie trat zur Seite. »Fühlen Sie sich wie zu Hause bei Ihrer eigenen Familie«, murmelte sie.
    Er humpelte durch die Tür und öffnete den Reißverschluss seines dicken Mantels.
    »Es ist schon sehr spät, Ustas «, sagte sie.
    »Aber Sie sind noch wach.«
    »Wenn ich schlafe, kommt Nisar zu mir, und dann wird das Verlustgefühl einfach zu stark.«
    »Empfinden Sie auch den Verlust Ihres Vaters?«
    Rania ballte die Finger zur Faust und führte Omar Jussuf durch die Küche. Das Blut ihres Vaters war von den Bodenfliesen geschrubbt worden, aber in der Luft roch Omar Jussuf etwas Dunkles, als ob der letzte Atemzug des Toten immer noch dort hing. Er zuckte zusammen, weil er seinen kritischen Ton an der Tür bereute.
    Er folgte ihr über die schmale Treppe in ein Wohnzimmer, das nur von einem fluoreszierenden Lichtstreifen in der Küchenzeile hinterm Sofa erleuchtet wurde.
    Sie füllte Kaffeepulver und Wasser in einen kleinen Metalltopf und setzte ihn auf eine Gasflamme.
    »Ohne Zucker«, sagte er und wartete schweigend. Als sie den Kaffee mit einem Löffel umrührte, roch er den Kardamomduft.
    Rania trug ein Tablett mit dem Kaffee und einem Glas Wasser an den niedrigen syrischen Tisch im Wohnzimmer. Er strich mit den Fingern über die Perlmuttintarsien auf der Tischplatte, während er darauf wartete, dass sich der Kaffeesatz in der Tasse absetzte.
    Sie saß aufrecht auf einem billigen Klappstuhl und legte die Hände in den Schoß. Ihre Augen blickten unkonzentriert und trostlos.
    Omar Jussuf probierte den bitteren Kaffee. »Allah segne Ihre Hände«, sagte er. »Der Kaffee ist sehr gut.«
    »Seien Sie gesegnet.«
    Er setzte die Tasse auf die Untertasse und stellte sie wieder aufs Tablett. »Nisar lebt«, sagte er.
    Ihre Lippen öffneten sich, und ihr Kopf fiel nach vorn. Sie richtete ihr Mendil am Haaransatz und legte die Hände wieder in den Schoß. An ihrem Hals sah Omar Jussuf eine kleine Vene so stark pulsieren, als versuchte sie, sich um den Saum ihres Kopftuchs zu winden.
    »Er lebt«, sagte sie mit einem Unterton bitteren Triumphs. »Wo ist er?«
    »Das weiß ich nicht. Er ist wieder verschwunden.«
    »Falls Sie damit gerechnet haben sollten, ihn hier zu finden – er wird nicht kommen.«
    »Warum nicht? Er will doch bestimmt bei Ihnen sein?«
    »Die Polizei würde ihn erwarten.«
    »Warum sollte er Angst vor der Polizei haben? Gilt es in New York als Verbrechen, wenn einem der Kopf nicht abgeschnitten worden ist?«
    Sie kaute an ihrem Daumennagelbett und sah Omar Jussuf dabei so durchdringend an, dass er das Gefühl bekam, sie würde ihn beißen.
    Er trank den Kaffee aus und wischte sich

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