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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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gehst, als sei alles in bester Ordnung.«
    Omar Jussuf schlug sich gereizt mit der Hand auf den Oberschenkel.
    Chamis Sejdan legte ihm die Hand an die Brust. »Mein lieber alter Freund, du hast meine Handynummer. Ruf mich an, wenn dir auf der Konferenz etwas Ungewöhnliches auffällt. Zu den Sicherheitsvorkehrungen kannst du gar nichts beitragen. Dein Job ist erledigt, und ich will, dass du mir jetzt aus den Augen gehst.«
    Er küsste Omar Jussuf dreimal die Wangen und zog die Tür hinter sich zu.
    Omar Jussuf setzte sich auf die Bettkante. Er holte seinen Kalender aus dem Koffer, suchte Alas Telefonnummer und wählte. »Ala, mein Sohn, sei gegrüßt. Ich bin’s, Papa.«
    »Sei doppelt gegrüßt, Papa.« Die Stimme des Jungen klang ruhig und düster.
    »Ich bin im Hotel.« Er hatte die Absicht gehabt, seinem Sohn zu erzählen, was er von Nisar erfahren hatte, aber Ala klang so bedrückt, dass er ihn lediglich warnte: »Nisar läuft frei herum. Er war in Gewahrsam, ist aber geflohen. Verriegele deine Tür und mach ihm nicht auf.«
    »Wenn ich ihm öffnen würde, würde er hier sowieso nichts finden. Ich packe. Ich habe bereits ein Ticket für deinen Flug gebucht.«
    »Aber er ist ein Killer. Er hat gestanden, Raschid und Ranias Vater ermordet zu haben.«
    »Wie gesagt, hier wird er nichts finden. Alles Gute für deine Rede, Papa.« Ala legte auf.
    Die Leere in der Stimme seines Sohnes schockierte Omar Jussuf. Er verstand jetzt, wie tief der Abgrund war, der sich in Ala aufgetan hatte, nachdem er Rania verloren hatte. Such dir nie eine Frau, die dich entflammt, dachte er. Sie könnte genauso gut dein Feuer ersticken, und dann hat sie dich nur ausgenutzt .
    Vorm Fenster schimmerte die blaue Verglasung des UN-Gebäudes im stumpfen Morgenlicht. Omar Jussuf schlurfte ins Bad, duschte, rasierte sich und fummelte an den weißen Haarsträhnen herum, die er sich über die Glatze kämmte. Der Spiegel beschlug. Er wurde auch nicht wieder klar, als er die Oberfläche mit kaltem Wasser abrieb. Es kam ihm so vor, als sei er so heftig am Kopf getroffen worden wie Hamsa: wohin er auch sah, sein Blick blieb verschwommen.

Kapitel
29
    Die Vormittagssitzung der Konferenz bestand aus einer sentimentalen Folge von Forderungen, Schulen und Kliniken in den Flüchtlingslagern Palästinas zu finanzieren, Forderungen, die nur wenige unter den UN-Mitarbeitern davon überzeugten, dass das Geld jemals fließen würde. Von seinem Sitz neben Magnus Wallander im Zuschauerbereich blickte Omar Jussuf durch den Saal des Wirtschafts- und Sozialrats zur libanesischen Delegation hinüber. Ismails Platz war leer geblieben, bis der Junge kurz vor der Mittagspause durch die Doppeltür eintrat. Er setzte sich zu seinen Kollegen an den langen Tisch und flüsterte dem Mann neben sich ein paar Worte zu, worauf dieser hinter vorgehaltener Hand ein Kichern verbarg und damit begann, sich Notizen zu den Reden zu machen.
    Omar Jussuf tippte Magnus Wallander auf den Arm. »Gleich wieder da.«
    Er tappte über den dünnen grünen Teppich im Foyer hinter dem Konferenzsaal und wartete einige Reihen hinter den libanesischen Delegierten auf einem freien Sitz. Als der ägyptische Vorsitzende müde murmelte, dass die Konferenz nach einer zweistündigen Mittagspause fortgesetzt werden würde und mit seinem Hammer auf den Tisch klopfte, ging Omar Jussuf auf den Jungen zu, der einmal sein Schüler gewesen war.
    Er traf Ismail im Gespräch mit dem langen iranischen Abgeordneten, an dessen runden Kragen und gestutzten Bart er sich noch von der Eröffnungssitzung her erinnerte. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die Omar Jussuf nicht verstand, und er begriff, dass Ismail wohl Farsi gelernt haben musste. Das schnappt man nicht einfach so im Libanon auf, dachte er. Er ist mit Iranern zusammen gewesen, vielleicht mit den Revolutionsgarden, von denen Rania gesagt hat, dass sie im Bekaatal stationiert waren. Ismails Begleiter gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Wange und verschwand.
    »Sei gegrüßt, o Ismail«, sagte Omar Jussuf.
    In ihren dunklen, tiefen Höhlen wirkten Ismails kastanienbraune Augen blass und resigniert. Er sah genauso aus wie der Anweisungen befolgende Beamte, der er auch war. Wenn er lächelte, tat er es mit jener kläglichen Hilflosigkeit, die wie das Eingeständnis eines Fehlers ist. »Seien Sie zweifach gegrüßt, lieber Ustas Abu Ramis.«
    »Wir müssen reden.«
    »Hat Ihnen das Gerede während der Vormittagssitzung nicht gereicht?«
    »Das Gefühl

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