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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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sich gerade schon angestellt, als müsste er seine letzten Ersparnisse aus dem Tresor holen.«
    Die beiden Männer machten sich mit großem Appetit über ihre Speisen her.
    »Sag mal, Ernst, ist das hier immer so leer?«
    »Du weißt doch, wie das ist, das meiste gibt es nur noch auf Marken, und die spart man lieber, um sich überhaupt noch etwas Anständiges kaufen zu können.«
    »Aber getrunken wird doch immer, oder?« Daut hob das Bierglas und prostete Axel zu. Rösen tat es ihm gleich, ehe er antwortete.
    »Vermutlich mehr denn je, aber nicht mehr in Kneipen. Dafür feiert man wilde Feste daheim. Nachdem der Giftzwerg vom Totalen Krieg gebrüllt hat, ist doch jedem klar, dass es in der Katastrophe enden wird und Tommies und Amis uns in Schutt und Asche bomben. Da denken die Leute halt: Lasst uns die Bude auf den Kopf stellen, so lange sie noch steht.«
    Daut hatte Goebbels Sportpalastrede nach dem Fall von Stalingrad am Radio gehört. Ihm lief noch heute ein Schauer über den Rücken, wenn er an das Gebrüll der Massen dachte.
    Rösen deutete Irma mit zwei erhobenen Fingern an, dass ihre Gläser bereits wieder leer waren. Daut wehrte sich, dabei allerdings schelmisch grinsend:
    »Meinst du nicht, du solltest etwas langsamer machen? Vielleicht hat Irma ja noch etwas mit dir vor.
    Rösen winkte ab. »Sie geht heute Abend zu ihrer Mutter, die sich nach Luftangriffen immer so sehr fürchtet, dass sie nicht alleine im Haus sein mag. Das legt sich zum Glück nach ein paar Tagen. Heute Abend schaden ein paar wärmende Bierchen also nichts.«

Zwölf
     
    Kurz vor zwölf schloss Daut die Wohnungstür auf. Nach den fünf oder sechs Bier fühlte er sich herrlich unbeschwert. Trotzdem bemühte er sich, leise zu sein und seine Zimmerwirtin nicht zu wecken. Vergeblich. Als er die Tür abschließen wollte, entglitt ihm der Schlüssel und fiel mit lautem Krachen zu Boden. Sekunden später riss Bertha Engelmann die Wohnzimmertür auf. Sie trug einen weiten, beigen Morgenmantel, unter dem das lange Nachthemd zu sehen war.
    »Entschuldigen Sie, Frau Engelmann.«
    Daut sah auf den ersten Blick, dass die Witwe geweint hatte.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    Er machte zwei Schritte auf sie zu und wankte dabei leicht. Die Engelmann wedelte mit der Hand vor dem Gesicht.
    »Mein Gott, was für eine Fahne. Wie viel haben Sie denn intus!«
    Daut fühlte sich ertappt. »Nur ein paar Bierchen, Frau Engelmann.«
    »Riecht eher nach einem halben Fass.«
    Sie ging wieder zurück ins Wohnzimmer und rief von drinnen:
    »Da sollten wir etwas vorsorgen, Axel, damit Sie morgen nicht mit einem furchtbaren Kater auf Verbrecherjagd gehen müssen.«
    Daut zögerte. Es kam nur äußerst selten vor, dass die Engelmann ihn ins Wohnzimmer bat. Normalerweise trafen sie sich nur im Flur und in der Küche.
    »Nun kommen Sie schon!«
    Sie deutete auf den Sessel neben dem Sofa. Daut nahm Platz, und die Witwe goss ihm eine dunkle, fast schwarze Flüssigkeit ein, von der sie selbst wohl auch schon getrunken hatte.
    »Der hilft gegen alles, hat mein Mann immer gesagt.«
    Bertha Engelmanns Ehemann war schon vor zehn Jahren gestorben. »Abends ins Bett und morgens nicht mehr raus«, hatte sie Daut erzählt und auf seine Entgegnung »Was für ein schöner Tod« geantwortet: »Für den Toten vielleicht.«
    Die Trauer um den Ehemann war aber nicht verantwortlich für ihre augenblickliche Melancholie. Sie sorgte sich um ihren Sohn Winfried, der an der Ostfront im Feld stand. Seit Wochen hatte sie keine Nachrichten von ihm und fürchtete das Schlimmste.
    Daut nahm das Glas und roch daran.
    »Bester Kräuterschnaps aus Düsseldorf, habe ich von meiner Schwester bekommen.« Daut nahm einen Schluck. Fast dickflüssig rann das Gebräu seine Kehle hinunter und hinterließ einen klebrig-süßen Nachgeschmack.
    »Machen Sie mal das Radio aus, Axel.«
    Erst jetzt bemerkte Daut das Rauschen und die Störgeräusche aus dem Lautsprecher der Goebbels-Schnauze auf der schmalen Anrichte neben dem Fenster.
    »Haben Sie wieder Feindsender gehört, Frau Engelmann? Seien Sie bloß vorsichtig, Denunzianten gibt es überall.«
    »Aber ich muss doch wissen, was mit meinem Winfried los ist. Und heute hat der Gefreite Hirnschal wieder einen Brief geschrieben.«
    Sie schluchzte auf und hielt sich ein Taschentuch vor den Mund.
    Daut verstand kein Wort. Wer war dieser Gefreite Hirnschal? Außerdem war er müde und hatte keine Lust, sich das Wehklagen seiner Zimmerwirtin über den Krieg im

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