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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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der Spieler zu ruckartig gezogen hatte.
    »Aufsitzen!«
    Er brüllte lauter als zuvor, und seine Stimme war mindestens eine Oktave tiefer.
    »Aber dalli!«
    Die Soldaten schulterten die Maschinengewehre und rannten zum Lkw. Der Mann vom rechten MG blickte sich um, als er auf die Ladefläche des Wagens stieg. Carla sah, dass er lächelte.

Dreiundzwanzig
     
     
    Daut räkelte sich gemütlich in seinem Sitz, als Rösen den P 4 in die Hermann-Göring-Straße Richtung Potsdamer Platz lenkte.
    »Sag mal, Ernst, was ist los bei euch? Habt ihr irgendwelche Beziehungen, von denen ich nichts weiß und vermutlich auch nichts wissen möchte? Wie kommt ihr nur an die ganzen Fressalien? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so gut gegessen habe. Rehbraten! An einem Montag! Und zum Nachtisch Pralinen.«
    Er leckte sich in Gedanken an die Schlemmerei der letzten Stunden über die Lippen. Rösen lachte.
    »Du hättest Irmas Angebot, ein paar davon mit nach Hause zu nehmen, ruhig annehmen können. Ansonsten gilt: Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß. Wir sind da neulich auf einen kleinen Schatz gestoßen. Sagt dir Tüten-August etwas?«
    »Das kommt mir bekannt vor. War das nicht der Spitzname von dem Feinkosthändler, der unsere Großkopfeten gegen entsprechende Bezahlung mit allem belieferte, was sich nur denken lässt? Ist der Kerl nicht vor Kurzem aufgeflogen? Die Affäre war doch Stadtgespräch.«
    »Wenn die Berliner eins nicht mögen, dann sind es Bonzen, die sich den Wanst vollschlagen, während sie selbst trocken Brot essen und Ersatzkaffee trinken sollen.«
    Rösen bremste scharf ab, weil ein Pferdefuhrwerk aus einer Toreinfahrt kam und die Straße blockierte.
    »Vor ein paar Tagen haben wir diesen August Nöthling hops gehen lassen und dabei ein kleines, aber fein bestücktes Lager entdeckt, von dem, wie es aussieht, niemand etwas wusste. Wein, Sekt, Cognac, alles nur vom Feinsten. Zwei Zentner Rehfleisch, zweihundertfünfzig Kilo Geflügel, je hundert Kilo Wurst und Schinken, zwanzig Pfund echter Bienenhonig und, halt dich fest, fünfzehn Pfund Pralinen. Alles allererste Sahne, oder hast du irgendwelche Beschwerden?«
    »Keine«, antwortete Daut und setzte dann lachend hinzu: »Außer dass ihr mich nicht schon früher eingeladen habt.«
    »Wir mussten erst mal sicher sein, dass uns keiner auf die Schliche gekommen ist. Auf Nöthlings Kundenliste standen fünf Minister, ein paar Staatssekretäre, zwei Feldmarschälle und jede Menge Offiziere. Da ist Vorsicht geboten. Aber so, wie es dir geschmeckt hat, hast du jetzt bei Irma einen Stein im Brett. Sie freut sich garantiert, wenn du uns öfter besuchst.«
    Rösen stoppte den Wagen vor dem Haus Vaterland am Potsdamer Platz. Sie betraten das Haus durch den Haupteingang. In der riesigen Mittelhalle waren nur wenige Menschen zu den einzelnen Restaurants unterwegs. Mittags besuchten die meisten Gäste die Rheinterrasse, in der preiswerte Gedecke angeboten wurden. Daut erinnerte sich an einen Besuch mit Luise und den Kindern vor drei Jahren. Er musste lächeln, als er an Walters Begeisterung über das Rheinpanorama dachte, das die Attraktion des Restaurants war. Daut hatte einen Kellner gefragt, ob sie sich die Anlage von hinten ansehen durften. Sechs Meter tief war das Panorama. Es zeigte das Rheintal bei Sankt Goar mit der Burg Rheinfels. Auf dem Wasser vor dem dreidimensionalen Bild wurden Modellschiffe gezogen, und ein Modellflugzeug der Lufthansa zog an einem unsichtbaren Seil seine Bahn.
    Rösen fragte einen Kellner, der mit einem Tablett leerer Gläser in Richtung Küche unterwegs war, wo die Hochzeitsgesellschaft Quint feiere.
    »Ich glaube, im Löwenbräu.« Er zeigte auf die gegenüberliegende Seite der Halle.
    Als die Polizisten sich dem bayerischen Restaurant näherten, hören sie fröhliches Stimmengewirr. Rösen stieß die Tür auf. Die Tische im Saal standen locker, und die Emporen waren nicht besetzt. Daut schätzte die Zahl der Gäste auf fünfzig bis sechzig. Kellnerinnen in bayerischer Tracht servierten Getränke oder legten Speisen nach. Der Luftzug der geöffneten Tür ließ die Kristalle der imposanten Lüster leicht klirren. Auch in diesem Restaurant gab es ein, wenn auch kleineres, Panoramabild einer Alpenlandschaft.
    Daut stieß Rösen leicht in die Seite und flüsterte: »Ich glaube es nicht. Zwei Mal am Tag sehe ich Speisen wie im Schlaraffenland.«
    Rösen räusperte sich vernehmlich. Augenblicklich erstarben die Gespräche, und

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