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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Schreibtisch, als habe er eine konspirative Mitteilung zu machen.
    »Sabotage, sage ich nur. Aber darüber soll ja geschwiegen werden, passt den hohen Herren nicht.«
    Fräulein Klinger betrat ohne anzuklopfen das Büro und legte eine schmale Aktenmappe auf den Schreibtisch. Daut beobachtete, wie Kruck die Augen fast verrenkte, um einen Blick auf die in der Tat wohlgeformten Beine seiner Sekretärin zu werfen, die einen Zettel auf die Mappe legte.
    »Das lag noch in der Ablage und ist nicht in den Personalbogen eingetragen.«
    Kruck warf zuerst einen kurzen Blick in die Akte und las dann die Notiz auf dem Zettel.
    »Nichts Besonderes, die Grahn hat in der Packerei gearbeitet und sich ganz gut angestellt. Allerdings scheint sie in den letzten Tagen nicht zur Arbeit erschienen zu sein. Ich kann ja mal in ihrer Abteilung anrufen, ob sie heute ...
    Daut sprang auf.
    »Vielen Dank, aber davon überzeugen wir uns gerne persönlich.«
     
    Im großen Saal der Packerei arbeiteten rund einhundert Leute, hauptsächlich Frauen, die Glühlampen in Pappkartons steckten. Daut registrierte einige verwirrte und viele ängstliche Blicke, als sie durch die Halle liefen. Rösen startete einen Testballon und fragte eine Arbeiterin nach Martha Grahn. Sie schüttelte energisch den Kopf.
    »Nix verstehen.«
    Die nächste angesprochene Packerin zeigte auf einen groß gewachsenen Mann in einem grauen Kittel am Anfang der Tischreihe.
    »Am besten fragen Sie den Chef.«
    Als Rösen und Daut auf den Vorarbeiter zugingen, trat er in den Gang und kam ihnen humpelnd entgegen.
    »Dienstunfähig«, murmelte Rösen. Das erklärte, warum so ein stattlicher, junger Mann nicht an der Front war.
    Kruck hatte Holten, den Vorarbeiter, per Telefon über den Besuch der Polizisten informiert, und so kam er sofort zur Sache.
    »Martha Grahn ist seit Donnerstag nicht mehr zur Arbeit gekommen.«
    Rösen sah sich in der Halle um, und deshalb übernahm Daut das Gespräch.
    »Ist es ungewöhnlich, dass Frau Grahn nicht zur Arbeit erscheint?
    »Natürlich ist das ungewöhnlich. Die Frau war Jüdin, oder wussten Sie das noch nicht?
    Daut nickte nur, und Holten fuhr fort:
    »Wenn die hier nicht auftaucht, können wir jederzeit dafür sorgen, dass sie ruckzuck auf einem Transport in den Osten ist. Und da ist die Arbeit allemal nicht so angenehm wie hier.«
    »Gibt es jemanden, der die Grahn hier näher kannte?«
    Holtens rechter Mundwinkel zuckte, und er wandte den Blick für eine Sekunde zur Decke.
    »Ich glaube, der Quint aus der Buchhaltung hat sich häufiger mit ihr unterhalten.«
    Rösen, der bisher gelangweilt wirkte, war auf einmal hellwach.

    »Wie heißt der Mann, und wo finden wir ihn?«
    Holten räusperte sich und wartete eine Sekunde, ehe er antwortete.
    »August Quint. Er ist Buchhalter. Aber er hat heute frei, weil seine Tochter heiratet. In diesen Zeiten! Das ist doch verrückt, oder?
     
    Auf dem Rückweg zum Auto beschlossen Rösen und Daut, im Personalbüro Erkundigungen über August Quint einzuholen. Kruck war nicht im Büro, was den Polizisten ganz recht war. Sekretärinnen erwiesen sich oft als auskunftsfreudiger, und Helene Klinger war zudem ein erfreulicher Anblick. Daut schätzte sie auf Mitte zwanzig. Entgegen der herrschenden Doktrin, dass eine deutsche Frau sich nicht schminkt, hatte sie einen dezenten Lippenstift aufgelegt und zeigte beim Lachen blitzend weiße Zähne. Rösen kam direkt zur Sache.
    »Ist August Quint beliebt in der Firma?«
    Helene Klinger schien von der Frage überrascht und stutzte merklich, ehe sie antwortete.
    »Er ist Witwer und hat eine Tochter, Marianne. Er hat es bestimmt nicht leicht gehabt, das Mädchen alleine zu erziehen. Deshalb ist er auch so glücklich, dass sie einen Mann gefunden hat. Sie heiraten übrigens heute.«
    »Das wissen wir schon«, knurrte Rösen ungehalten. »Meine Frage haben Sie aber noch nicht beantwortet.«
    Die Sekretärin stutzte, als könnte sie sich nicht erinnern, und sagte dann, jedes Wort deutlich betonend:
    »Doch. Ich denke, dass er beliebt ist.«
     
    Im Auto schwiegen die beiden Polizisten zunächst, als müssten sie das Gehörte zunächst rekapitulieren.
    »Komisch«, sagte Daut mit einer Zigarette im Mundwinkel, »beide, die Klinger und der Vorarbeiter, haben sich genau überlegt, was sie uns über diesen Quint erzählen. Als gäbe es da etwas, über das sie schweigen müssen.«
    Rösen war wie so oft erstaunt über die genaue Beobachtungsgabe seines Kollegen.
    »Jetzt, wo du es

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