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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Beamten ins Haus bat.
    »Werner ist vor einer halben Stunde weggegangen. Er trifft sich oft mit Kameraden.«
    Rösen wollte keine Zeit verlieren.
    »Können Sie uns sagen, wo wir ihn finden?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung, wo er hingegangen ist. Ich bin ja selbst nur deshalb hier, weil das Haus mit dem Friseursalon, in dem ich seit vielen Jahren arbeite, beim letzten Luftangriff beschädigt wurde. Alle Fenster sind zersprungen, und bei der Kälte können wir da jetzt unmöglich arbeiten.«
    Rösen machte Anstalten zu gehen, aber Daut hielt ihn zurück.
    »Kennen Sie die Frau Ihres Freundes?«
    »Martha, die Jüdin? Nein! Und die will ich auch nicht kennen. Mit denen hat man ja besser nichts zu tun.«
    Sie kontrollierte mit einem stechenden Blick die Wirkung ihrer Worte auf die beiden Polizisten. Mit gesenkter Stimme ergänzte sie:
    »Obwohl, es ist natürlich schrecklich, was mit ihr passiert ist. Stimmt das, was der Werner erzählt hat? Ist sie tatsächlich zerstückelt worden?«
    Rösen ging nicht auf die Frage ein.
    »Wann ist ihr Freund denn aus dem Lazarett nach Berlin gekommen?«
    Alma überlegte einen Moment, wobei sie einen Finger theatralisch an den Mund legte.
    »Warten Sie, heute ist Montag« - sie nahm die Hand vom Mund, ergriff die Revers des Morgenmantels und zog sie enger zusammen - »und in der Nacht von Freitag auf Samstag war doch der Luftangriff, wo die Scheiben des Salons zu Bruch gegangen sind.«
    Rösen ging die Frau mit ihrer umständlichen Erzählung auf den Wecker.
    »Kommen Sie zum Punkt, Frau Winkelbauer. Wir haben noch anderes zu erledigen.«
    Die Angesprochene war sichtlich beleidigt und wendete sich Daut zu.
    »Eins steht fest: Am Tag, nachdem Werner heimgekommen ist, musste ich noch arbeiten. Das weiß ich deshalb genau, weil es mir schwer fiel, am Morgen aus dem Bett zu kommen. Wir hatten so gut wie nicht geschlafen, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr Wachtmeister.«
    Rösen stöhnte auf. »Ihr Liebesleben interessiert uns nicht.«
    Alma Winkelbauer achtete nicht auf ihn, sondern sprach weiter nur zu Daut.
    »Es gab so viel zu bereden, wir haben uns doch ein halbes Jahr nicht gesehen.«
    Daut nickte ihr aufmunternd zu. »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass der Werner am Donnerstag zurückgekommen sein muss.«
    »Da sind Sie ganz sicher?«
    »Ja, freilich, Herr Wachtmeister«.
     
    Die Fahrt zum OSRAM-Werk draußen am Sternberg dauerte mindestens eine halbe Stunde. Rösen und Daut nutzten die Zeit, die Konsequenzen aus Alma Winkelbauers Aussage zu diskutieren. Daut brachte es auf den Punkt.
    »Schade, dass der Rechtsmediziner keine eindeutige Aussage zum Todeszeitpunkt machen kann. Auf jeden Fall ist Grahn nicht entlastet, im Gegenteil.«
    Bei OSRAM angekommen, fragten sie den Pförtner nach der Personalabteilung. Das Werksgelände war eine einzige Baustelle, die Fabrikationshallen wurden erweitert.
    »Hoffen wir, dass es hilft«, sagte Rösen, während die beiden Polizisten in Richtung Verwaltungsgebäude gingen.
    »Was meinst du?«
    »Na, dass dem einen oder anderen ein Licht aufgeht.«
     
    Der Personalchef Heinrich Kruck, ein wohlbeleibter Sechzigjähriger, der seine Glatze unter den wenigen quer gekämmten Haaren zu verbergen versuchte, empfing sie in einem muffigen, nach abgestandenem Zigarettenqualm riechenden Büro. Auf allen Möbeln waren Aktenordner und Mappen verteilt, und Kruck musste erst zwei Stühle freiräumen, damit sich Rösen und Daut setzen konnten. Sie fragten ohne Umschweife nach Martha Grahn, und der Personalchef bat seine Sekretärin, die Grahnsche Personalakte zu holen.
    Kruck rückte einige Gegenstände auf seinem Schreibtisch gerade und legte zwei, drei Briefe in einen ohnehin schon überquellenden Ablagekorb.
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es heute ist, vernünftige Arbeitskräfte zu bekommen. Sicher, die Männer tun ihren heldenhaften Dienst an den Fronten, aber wir haben hier schließlich auch eine Aufgabe zu erfüllen.«
    Kruck schaute Rösen und Daut abwechselnd an, als warte er auf Zustimmung. Als die Polizisten schwiegen, setzte er seinen Gedanken fort.
    »Manchen Arbeitsplatz können Frauen übernehmen, aber doch nicht alle. Jetzt haben sie uns auch noch die Juden abgeholt. Ich habe mich diesbezüglich beschwert, aber ob es was bringt? Wir können nur hoffen, dass wir genug Ausländer zugewiesen bekommen, obwohl es mit denen viel mehr Ärger gibt als mit den Juden.«
    Kruck schnaubte einmal und beugte sich über den

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