Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
Vom Netzwerk:
braucht es uns nicht auch noch.«
    Rösen verlangsamte die Fahrt ein wenig, ehe er auf Dauts Überlegung einging.
    »Da fällt mir nur Eifersucht ein. Die ist meistens im Spiel, wenn Mordtaten dermaßen aus dem Ruder laufen.«
    Daut dachte über Rösens Vermutung nach und wollte etwas einwenden, aber der Kollege war schneller.
    »Was hat dieser Ingenieur ausgesagt? Grahn war auf Quint eifersüchtig, obwohl er von seiner Frau getrennt lebte. Damit wäre das Motiv klar, und weil er auch die Gelegenheit hatte, schließlich war er zum Zeitpunkt der Tat bereits in der Stadt, sollten wir ihn gleich nicht mit Samthandschuhen anfassen.«
    Daut schaute mit Widerwillen seine Prothese an.
    »Die habe ich auch gerade nicht dabei«, sagte er lachend und dachte insgeheim, wie entsetzt Luise wäre.
    »Es kann aber auch genau andersherum sein, Ernst. Gehen wir mal davon aus, dass Martha Grahn zu ihrem Mann zurück wollte. Es könnte doch sein, dass sie sich bei ihm sicherer fühlte, weil sie hoffte, als Frau eines Frontsoldaten nicht in den Osten gebracht zu werden. In diesem Fall wäre Quint auf ihren Mann eifersüchtig, es kam zum Streit und ...«
    »Möglich ist auch das. Wie dem auch sei, irgendein Mosaiksteinchen fehlt uns noch.«
     
    Rösen parkte den Wagen unmittelbar vor Grahns Haus. Daut war froh, aussteigen zu können, die neue Rennfahrerattitüde seines Kollegen behagte ihm gar nicht. Auf ihr Klingeln öffnete Alma Winkelbauer die Tür.
    »Sie haben immer Pech«, sagte sie grantig. »Werner ist spazieren.«
    Sie wollte die Tür sofort wieder schließen, aber Daut hielt sie zurück.
    »Wollen Sie uns nicht hereinbitten? Wo wir schon den weiten Weg gefahren sind, warten wir gerne ein bisschen.«
    Alma führte sie in die Küche.
    »Setzen Sie sich, aber erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen etwas anbiete. So dicke haben wir es nämlich nicht.«
    »Ihr Freund ist aber häufig außer Haus«, bemerkte Rösen mit einem sarkastischen Unterton, den sie entweder nicht bemerkte oder überhörte.
    »Er hält es in der Wohnung nie lange aus, hat wohl einen Knacks abbekommen im Osten. Und jetzt auch noch die Sache mit seiner Frau. Das hat ihn mehr mitgenommen, als er zugibt.«
    Grahns Freundin setzte sich zu den Polizisten an den Tisch und begann, Kartoffeln zu schälen.
    »Mir geht diese Rumsitzerei im Haus auch langsam auf die Nerven. Den Salon hat es jetzt vollständig erwischt. Das Haus ist nur noch ein Schutthaufen. Möbel, Trockenhaube, Scheren - alles perdu. Mein Chef ist todsicher ruiniert.«
    Sie konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Eine Locke fiel ihr ins Gesicht, die sie mit dem Unterarm zurückstrich.
    »Wissen Sie, ob sich Ihr Mann in der vergangenen Woche mit seiner Frau getroffen hat?«
    Dauts Frage nahm Alma Winkelbauer ohne jede Regung auf.
    »Er wollte sie besuchen, aber sie war nicht zu Hause. Deshalb ist er ja zur Polizei gegangen.«
    »War Ihr Mann denn in der Wohnung seiner Frau?«
    »Ja, zumindest hat er mir das erzählt. Ich war ja nicht dabei.«
    »Hat er irgendetwas mitgenommen?«
    »Nein, zumindest hat er nichts bei sich gehabt.«
    Das Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür unterbrach die Befragung. Grahn hängte seinen Mantel an die Garderobe, zog seine Stiefel aus und betrat auf Socken die Küche. Ohne Begrüßung fragte er:
    »Haben Sie den Mörder von Martha gefunden?«
    Daut reagierte genauso unfreundlich.
    »Im Moment wären wir zufrieden, wenn wir Sie ausschließen könnten.«
    Grahn blieb abrupt stehen, als wäre seine Bewegung von einer Sekunde zur anderen eingefroren.
    »Wie kommen Sie denn darauf! Sie müssen verrückt sein. Was sollte ich denn für einen Grund haben, meine Frau zu töten. Wir haben uns schon lange auseinandergelebt. Seit drei Jahren wohne ich schon hier bei Alma.«
    Er tätschelte seiner Freundin über den Arm. Für Daut sah es aus, als spiele er ihnen etwas vor, und auch Rösen schien es eine genau kalkulierte Geste zu sein, denn er stellte die nächste Frage äußerst barsch.
    »Wenn alles so Friede, Freude, Eierkuchen ist, warum haben Sie sich dann nicht längst von Ihrer Frau scheiden lassen? Wäre doch ein Leichtes, die Jüdin loszuwerden.«
    Respekt, dachte Daut. Rösen stocherte zwar im Nebel, aber das machte er geschickt.
    Grahn blieb erstaunlich ruhig.
    »Was Sie nicht sagen, Herr Kommissar. Natürlich könnte ich sie problemlos loswerden. In den Osten könnte ich sie loswerden. Aber wissen Sie was: Ich war da, im Osten. Und ich habe Dinge gesehen, da im Osten, die

Weitere Kostenlose Bücher