Der Aufgang Des Abendlandes
überstehen. Kein
späteres asiatisches oder gar afrikanisches Staatswesen läßt sich auch nur im entferntesten damit
vergleichen, kaum ein europäisches. Der Sturz des Pharaonenreichs bedeutete für Afrika den Rückfall in
ständige Barbarei. Als der Mahdi bis Assuan barbarischer hauste, als je die Hirtenkönige der Hyksos in uralter
Zeit, konnte man auf seinen Schädelpyramiden über Evolution nachsinnen. Die Akkader-Sumerer
(Babylonier-Chaldäer), wohl zweifellos Magdalenier oder sonstige Seitenableger der Urrasse, obschon ihre Sprache sich
den Mongolen Zentralasiens etwas nähert, hatten eine andere Linienführung der Kultur, die noch mehr der modernen
glich als die ägyptische. Hier tritt die bildende Kunst in den Hintergrund neben erstaunlicher Entwickelung der
Industrie, die den in Ägypten tonangebenden Ackerbau, obwohl auch dieser die Täler am Euphrat und Tigris üppig
beherrschte, weit überwog. Hier treffen wir eine Rechtsordnung bis ins kleinste (Ärztehonorare auch für
Chirurgen und Tierärzte) durchgearbeitet, wo der Arbeitersklave sparen, Eigentum erwerben und sich freikaufen kann, wo
der weibliche Geburtenüberschuß sich in kooperativer Gilde unverheirateter Geschäftsdamen mit
zölibatärem Gelübde vereinte (so die Frauenfrage besser löste, als bisher den Europäern
vergönnt), wo die Verheiratete dem Manne gleichberechtigt und jeder asiatischen Haremswirtschaft enthoben. Wahrlich,
Hammurabi, den ein kindischer Willy neben Wilhelm dem Großen gelten ließ, war der weise Fürst eines weisen
Volkes. Das Fehlen großer Kunst, so begreiflich bei industrieller Bourgoisie, darf man hier wohl mehr dem Mangel an
Stein zuschreiben. Vom so reichlich vorhandenen Ton machte man erfinderischen Gebrauch in Schreibtafeln, die eine
überaus rege Korrespondenz ermöglichten. Schaut man dies babylonische System an, dessen milde Sternengötter
keine semitischen Opfer verlangten, obwohl Priesterhierarchie geradeso unheilvoll wirtschaftete wie unter der 21.
ägyptischen Dynastie, und später sogar noch das minderwertigere Perserreich, wo Darius regelmäßigen
Postdienst einführte, wie ihn Mitteleuropa erst im 19. Jahrhundert durch Thurn- und Taxissche Postkutschen bekam, so
lacht man bitter über eine Evolution, die an Stelle der Ägypter und Babylonier, dieser würdigen Fortsetzer der
Neanderthalrasse, erst Semiten und später nach unfruchtbarer Gräkisierung mongolische oder tatarische Horden
setzte. Von dieser glorreichen Entwickelung erholte sich Vorderasien bis heute nicht. Die alten Beduinen waren nur dazu da,
um durch semitische Razzia gegen Ur und Erida und später im Norden, wo man (ähnlich wie die »Chinesische
Mauer«) einen »Medischen Wall« gegen die iranischen Nomaden errichten mußte, die sumerische Kultur zu
stören. Sargon und Naramsin gründeten ein Semitenreich von Akkad bis Ur und zwangen den Babyloniern teilweise ihre
Sprache auf, sonst hatten sie nichts zu geben. Als im 3. Jahrtausend v. Chr. die zweite Semitenrazzia Kanaan besetzte, nahm
dort die Barbarei überhand. Kananiter und Syrer als Zweig der Araber und andere Semitenpulks überschwemmten das
Sumererland und gründeten Assyrien. Aus ihnen bildeten sich auch die Juden und der Hirtenkönig Abraham scheint dem
langen Einfall der Hyksos in Ägypten (2000–1500 v. Chr.) nicht ferngestanden zu haben. Ob dies vor, während
oder nach der ägyptischen 12. Dynastie stattfand, weiß man nicht, wahrscheinlich nach. Indessen heftet sich noch
an Sargon sumerische Tradition und wir möchten unsererseits mehr ethnologisches Licht verbreiten, daß es sich
ursprünglich schwerlich um Semitisches handelt. Die Phryger nämlich zwischen Hellespont und Taurus, zwar
durchtränkt mit babylonischer Industrie, doch sonst ein neolitisches Urvolk mit Ablegern bis Armenien und am Schwarzen
Meer, überrannten schon unter Hattusil I. (Zeit 12. ägyptische Dynastie) zeitweilig Babylonien und drangen
später, mit Kananitern vermischt und mit Gefolge von Beduinen, in Ägypten ein, wo sie die 14.–16. Dynastie
gründeten, dann aber gänzlich von der neuen einheimischen 18. bis Cilicien zurückgeworfen wurden. Diese Hyksos
werden wirklich auf Urkunden mehrfach als Nordlandtyp angedeutet und brachten vielleicht schon damals Enakssöhne der
Philister nach Kanaan, welche möglichenfalls (Chamberlain ergeht sich darüber) zur arischen Rasse gehörten,
die im Bronzezeitalter sich ankündigt. Keinenfalls können die
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