Der Aufgang Des Abendlandes
änderte sich, erst recht nicht in der Energie der Bestrebung, die bei den Seitenrassen sogar ungeheuer abnahm.
(Jüngstes Emporkommen der aus Malayen und Chinesen gekreuzten Japaner wird ebenso als Episode versanden wie der
arabische Islam.) Das heutige Afrika außerhalb der aufgepfropften Kolonisierung steht selbst bei den Nubiern, die einst
vorübergehend von einiger Kultur beleckt wurden, tief unter dem Afrika der Pharaonen, Berber, Karthager sowie der
kühnen Küsten- und Inselbesiedlung durch Araber, im Indischen Ozean durch Malayen. Karthagos und schon früher
Ägyptens (unter Necho) Umschiffung Afrikas kam den Portugiesen, Handel treiben bis zu den Scillyinseln den
Holländern und Engländern um Jahrtausende zuvor. Außerdem verweisen Funde am Zambesi und in Nubien sowie in
Westafrika auf uralten prähistorischen Kulturstand. Wenn wir aus dem Begriff Entwickelung völlig den Sinn
Fortschritt streichen, so bleibt selbst zoologische Transformation (für die ältesten Ungeheuer genau so
milieumäßig wie die heutige Fauna) für Menschenrassen unanwendbar. Germanen und Kelten sind heute die
gleichen wie bei ihrem ersten Auftreten, Semiten und Mongolen blieben ebenso unveränderlich wie Überbleibsel der
Hellenen in Epirus und Naxos, der berühmte Affenmensch lebt heute noch unverändert als Vetter Schimpanse. Wer die
Vergangenheit kennt, kennt auch die Zukunft, von der schon die Gegenwart imprägniert ist, wie Leibniz sehr richtig
lehrte. Das heutige Unheil ist sicher geringer als das der Eiszeit, wo das hyperboräische warme Klima sich tödlich
erkältete, die Überbleibsel der damaligen Rasse überdauerten es aber. Für die unverwüstliche
Lebenskraft der Deutschen ist die beispiellose Heldenleistung des Weltkriegs kein verlorenes Gut, sondern vererbt sich im
Blute. Wer das Trommelfeuer überstand, schafft ein psychisch stärkeres Geschlecht, und wer weiß, ob nicht,
wenn der aufgepeitschte Schlamm sich verlief, diese Sündflut manche alten Sünden ertränkte! Aus der
kleinasiatischen Überschwemmung (nicht zu verwechseln mit der kometarischen Sindflut in Sind am Indus, woher der Name
stammt) retteten sich die Sumerer in mächtig anschwellende Daseinserhöhung. Wenn Delitzsch diese Herrlichkeit den
Semiten zuschanzen wollte, so irrte er gradeso wie wenn Johnston die ägyptische den weißen Lybiern schenkt. Er
geriet in Verdacht, »Bibel und Babel« solle nach Art jüdischer Orientalisten semitische Propaganda treiben.
Man erboste sich freilich verfrüht, denn er bekehrte sich später überraschend zu den Sumerern als den wahren
Kulturträgern, meint aber irrig, sie seien bald in den Semiten untergegangen. Die Nordchaldäer (Akkader), weil von
Semiten anfangs unterworfen, verloren noch lange nicht ihren Urcharakter, und Elam (Südchaldäa) behielt sein
unsemitisches Wesen noch unter der Cyrusdynastie. Rasche Aufnahme der Gräkisierung am Euphrat-Tigris, wo die Urrasse
sich mit arischen Persern verschmolz, steht in vollem Gegensatz zur Widerspenstigkeit der Semiten von Karthago bis Arabien
gegen höhere Gesittung. Alle Evolutionisten legen sich zurecht, daß jüngere Rassen ältere
übertreffen, ein sinnloser Wahn. Die Urkultur gehört ausschließlich der Urrasse an.
Ägyptens alte Dynastien besaßen ein ausgebildetes Staatssystem des monarchistischen Legitimismus, wie es erst
viele Jahrtausende später Louis XIV. erreichte, ungleich der Zerfahrenheit des römischen Cäsarismus oder des
türkischen und russischen Sultanats. Der Ketzerkönig Akben-atem (Amenhotep III., 18. Dynastie) nahm Erscheinungen
wie Julian Apostata und Staufenkampf gegen den Klerus vorweg. Die äußere Zivilisation im Nilland mutet geradeso
»modern« an, wie die auswärtige Politik gegen Lybier, Neger und Vorderasiaten. Spätere Anpassung an
Hellas und Rom, wobei Ägypten seine Geheimlehre den Griechen (Eleusinische Mysterien) und seinen Religionskult den
Cäsarischen Römern aufzwang, zeigt von schmiegsamster Geschmeidigkeit im Beharren. Kultur im höheren Sinne
blühte derart, daß sie davon reichlich an Hellas abgeben konnte. Die gewaltige Skulptur und Architektur, verbunden
mit eigenartiger Malerei und gemalter Schriftsprache, gaben dem Ganzen einen feierlichen Ernst erhabenen Stils. Die
wirtschaftliche Kraft, durch großartige Kanal- und Schleusenbauten gefördert, die England dort später nur
nachahmen konnte, war stark genug, um politische Krisen wie unter Meremptah und Ramses III. zu
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