Der aufrechte Soldat
er sich selbst zerriß. Das Leben schien zwischen den Mühlsteinen Himmel und Erde zerrieben zu werden.
»Wieviel für das Mädchen?«
»Kurze Zeit zehn Rupien. Wenn sie Sie mögen, acht Rupien. Kommen ansehen. Meine Schwester. Sehr schönes Mädchen mit hellem Gesicht.« Er ergriff meine Hand, und ich ging mit ihm. Am liebsten hätte ich zu ihm gesagt: »Wir tun solche Dinge nicht in England«, aber das war wohl nicht der Ort für eine solche Art Konversation; außerdem war ich ganz heiß vor Neugier, das Mädchen endlich zu sehen. Nur neugierig. Das ganze Drum und Dran war so schrecklich. Vielleicht hätten wir es wirklich den Japsen überlassen sollen, dieses Land zu besetzen und zu beherrschen.
Der Mann am Wasser erhob sich nun, blieb reglos stehen und beobachtete unser Näherkommen. An der Hütte tat sich auch etwas. Ein Mann kam heraus, stülpte sich seinen Buschhut auf den Kopf, ein massiger Mann in Hosen, Gamaschen und Stiefeln und ohne Hemd. Ich blickte aufmerksam hin in der Hoffnung, das Mädchen werde nach ihm herauskommen.
Als der andere Mendip und ich beinahe auf gleicher Höhe waren, erkannte ich, daß es Rusk war, der Koch. Seine Erkennungsmarken hüpften zwischen seinen fetten, haarigen Brüsten. Er schenkte mir ein dreckiges Grinsen. »Demnach bekommst du doch noch ein bißchen Action mit, was? Geh nur rein, das wird dein Geburtstag! Ich hab’ sie für dich extra angewärmt.«
Während er an mir vorbeiging, konnte ich seinen verschwitzten Körper riechen. Der Junge zerrte mich weiter. Ich schaffte es fast bis zur Hütte, und dann konnte ich nicht weitergehen. Die Vorstellung, irgend etwas nach Rusk zu bumsen, war einfach zu viel für mich; ich konnte es nicht. Die Lust hatte sich verflüchtigt – ich wollte nichts anderes als in die Kaserne zurückkehren und duschen. Ich wollte die Kuh noch nicht einmal sehen. »Kein Fick«, sagte ich.
»Dann schlucken? Geht ganz schnell.« Er streckte die Hand nach meinem Schritt aus.
»Verpiß dich, du kleiner Bastard!«
»Du verpissen dich! Und ficken dich selbst, Wichser!« Er sprang davon, spuckte fast vor Wut, drohte mir mit der Faust und eilte zu dem Mann hinüber, der immer noch reglos am Wasser stand. Ich drehte mich um und rannte weg.
Was für eine Enttäuschung! Sex war hier genauso schmuddelig wie alles andere, was es hier gab. Ich hatte die Basha weit hinter mir gelassen, doch die schmierigen Bilder hingen noch immer in meinem Bewußtsein wie Geier, die jeden Augenblick auf ihre Beute herunterstoßen. Ich hatte die Bibi gar nicht zu Gesicht bekommen. Natürlich war sie eine abgewrackte alte Hure … Dennoch hatte die Vorstellung von Brunst, von widerwärtigen Akten, von totaler Erniedrigung, die aus der ausgetrockneten Erde hervorzusteigen schien, mich völlig gefangengeno mmen. Eine qualvolle Sucht nach Lust überkam mich.
Wie konnte ich sie anders befriedigen als mit Wichsen? O Virginia! O Gott! Und es gab in dieser Wildnis noch nicht einmal einen Ort, wo man anständig und gefühlvoll wichsen konnte – ganz gewiß nicht im Zelt oder in der Latrine. Nirgendwo.
Da war noch der See. Von verhaltener Wut getrieben, ging ich an seinem Ufer entlang, bis ich mich nicht mehr in Sicht der Kaserne befand. Im Wasser konnte ich immer noch so tun, als nähme ich ein Bad – dagegen gab es keine Vorschrift. Ich streifte meine Kleider ab und watete ins Wasser. Es war unter meinen Füßen schlammig und unangenehm, So daß ich mich kurz ekelte.
Ich betrachtete meinen Schwanz und faßte mir ein Herz. Wenigstens konnte ich heftig und unbemerkt unter Wasser daran herumreiben.
Das Wasser war trübe, aber warm. Selbst wenn man ganz wild auf eine Ejakulation in kürzestmöglicher Zeit ist, dürfte Wasser nicht gerade das ideale Element für sinnliche Experimente sein; es leitet die Hitze viel zu schnell ab. So hitzig die Bilder waren, die ich in Gedanken abrief, dauerte es lange, während ich da lag, den Kopf knapp über Wasser, um überhaupt so etwas wie lüsterne Gefühle in mir zu wecken. Allmählich zeitigte meine Beharrlichkeit erste Erfolge.
»He, Mann!«
Ich sah mich um. Die kräftige Gestalt von Sergeant Meadows stand am Ufer. Hastig machte ich eine oder zwei andere Handbewegungen, um den Eindruck zu erwecken, ich schwämme.
»Hallo, Sergeant.«
»Stubbs, was hast du dort zu suchen? Komm da raus! In der Brühe gibt es jede Menge der schlimmsten Krankheiten!«
Anstatt ihn darauf hinzuweisen, daß wir seit unserer Ankunft in Vadikhasundi durch
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