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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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absolvierten unseren Nachtmarsch. Abgesehen davon, daß wir eigentlich hätten schlafen sollen, war es wunderbar, die Nachtluft zu atmen, die so viel lebendiger und geheimnisvoller war als die englische Luft. Wir brauchten praktisch keinen Kompaß, um das nächste Dorf zu finden – man konnte es schon auf einen Kilometer Entfernung riechen.
    Während dieser Übung führte Gor-Blimey unsere Abteilung. Ich ging hinter ihm und hatte das Funkgerät auf dem Rücken. Wir zogen in ein geräumiges Ziegelhaus ein, das auf einem kleinen Grundstück am Dorfrand stand. Es diente als vorübergehendes Hauptquartier, und es waren bereits andere Einheiten zugegen. Ich mußte beim Captain bleiben und unsere Brigadezentrale aufbauen, während die anderen Scheißer sich ein kleines Nickerchen genehmigen konnten.
    Ich saß im oberen Stockwerk auf einem Balkon und gab sinnlose Nachrichten und Meldungen durch. Irgend jemand brachte uns Tee. Dort draußen war Indien – wo es nicht einmal um drei Uhr morgens völlig still wurde. Schakale heulten, und irgendwelche nicht identifizierbaren Nachtvögel riefen.
    »Wachen Sie auf, Stubbs! Rufen Sie Köter Fünf!«
    »Ja, Sir.« Und schon ging es wieder los. »Hallo, Köter Fünf, hallo, Köter Fünf. Bestätigen Sie meinen Ruf. Teekanne an Köter Fünf, Ende.«
    Ich hörte nur das schwache Knistern der Leitung und andere bedeutungslose Geräusche, und dann erklang eine gelangweilte Stimme, die ich als die des hübschen Hanson erkannte und die aus einer Entfernung von vielleicht einem Kilometer zu mir drang: »Hallo, Teekanne, hallo, Teekanne. Ich empfange Sie mit Stärke Fünf, Ende.«
    Ich gab das Mikrophon an Gor-Blimey weiter. Nach einigem Herumfingern am Einstellknopf, bis alles nach seinem Wunsch war, redete er mit Blaumeise. Ich saß da und starrte hinaus in die Nacht.
    An diesem Abend gab es so gut wie keine Chance, eine anständige Nummer zu organisieren. Der verfluchte Gor-Blimey hatte sich richtig in der Rolle von Teekanne festgefressen und spielte sie auf Teufel komm raus. Erst kurz nach fünf durfte ich mich in eine Ecke des Raums verziehen und auf einer Matte langmachen. Kein Moski tonetz, keine Chance, die Stiefel und die Wickelgamaschen auszuziehen. Die Fliegen weckten mich um halb acht.
    Da war Gor-Blimey, so frisch wie eh und je umherstolzierend und Selbstvertrauen ausstrahlend. Er war ein massiger Mann mit einem groben Gesicht und einer kleinen Stupsnase, Eric Gore-Blakeley, von allen hinter seinem Rücken nur Gor-Blimey genannt. Er benahm sich zurückhaltend, soweit es seine Vorgesetztenposition betraf, obgleich er losdonnern konnte wie ein wildgewordener Stier, wenn er es für erforderlich hielt. Meine Mutter hatte einst von weitem ein Auge auf ihn geworfen und empfand große Verehrung für ihn. Im 2. Zug galt er als ein wenig hinterhältig.
    Es war Mittag, ehe ich in unser mesopotamisches Zelt zurückgetaumelt kam. Wally Page lag gemütlich auf seinem Charpoy und rauchte, wobei er die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte.
    »Wie lange hängst du denn hier schon herum, du fauler Sack?«
    »Nicht nur du hast Dienst, Stubbs! Ich liege erst seit zwei Stunden auf meinem Arsch. Ich habe geduscht und mich sofort auf mein Charpoy gehauen.«
    »Du bist ein richtiger Scheißkerl, der reinste Drückeberger! Ich horche bis zum Mittagessen noch eine Stunde an der Matratze. Der alte Gor-Blimey hat mich die ganze Nacht in Atem gehalten – ich hab’ keine Minute Ruhe gehabt.«
    »Du hättest dafür sorgen sollen, daß dein Gerät den Geist aufgibt, so wie ich es getan habe. Du mußt endlich mal deine verdammte Birne gebrauchen, Stubbs, oder wir gewinnen den Krieg niemals. Willst du nicht endlich den Schlamm von der Peitsche schütteln? Ich weiß, wo es hier eine Frau gibt. Ginger Gascadden hat es mir erzählt. Offensichtlich ist schon der gesamte 1. Zug drübergerutscht.«
    »Eine Frau in diesem verfluchten Loch? Jetzt steigt dir der Saft in den Kopf, Page, das ist dein Problem! Du warst zu lange in der Sonne!«
    Er setzte sich auf und wies auf Charley Cox, der im letzten Bett der Reihe vor sich hindöste. »Stimmt es denn nicht, Charley? Hat Ginger Gascadden nicht behauptet, unten am See gebe es eine Frau?«
    »Er meinte sogar, sie sei eine absolute Granate«, mein te der Obergefreite.
    Wally lachte. »Na ja, du könntest das wahrscheinlich nicht beurteilen, Charley, oder etwa doch? Du ziehst doch Schafe oder Ziegen vor, nicht wahr? Kleine Jungs, Schafe und Ziegen.«
    »Fick dich

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