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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Ohren überflüssig vor, als ich feststellte, daß ich vom allgemeinen Fickgeschehen der Welt ausgeschlossen war. Daher erfand ich Abenteuer im Basar von Kanchapur, um mit den Schilderungen von anderer Leute Abenteuern mithalten zu können. Seltsamerweise jedoch brachte ich es niemals über mich, auch nur ein Wort von dem kleinen heißen Mädchen verlauten zu lassen, das ich gehabt hatte. Was sie anging, so war ich immer noch voll zarter Gefüh le für sie.
    Es kam den Absichten aller entgegen, während dieser Wartephase zu lügen und die Lügen anderer Männer zu glauben. Selbst der Krieg regte in gewisser Weise die Phantasie an. Die japanischen Streitkräfte in Burma be kamen ständig Zuwachs, und um das zu verhindern, wur de nur sehr wenig unternommen. Joe Stilwell, der »Essigsaure«, schlug sich im Norden des Landes ein wenig mit den chinesischen Truppen herum, jedoch schien die 14. Armee auf dem Arsch zu hocken, abgesehen von einigen Scharmützeln in Arakan. Wir hatten unsere Amphibienausbildung abgeschlossen, und es gab in der ganzen Einheit nicht einen einzigen Mann, der seinen Magen nicht mehr als einmal mit brackigem Wasser gefüllt hätte; warum also waren wir wieder in Kanchapur? Um die Zeit totzuschlagen, nichts tuend, nicht den Japanern entgegenziehend? Was hatte man mit uns vor?
    Natürlich erzählten wir uns heiße Phantasiegeschichten. Abgesehen vom Pontoon-Spiel war dies die Art und Weise, wie wir die meisten Abende in der Kaserne verbrachten.
    Einer der Lehrer der Pontoon-Schule war Corporal Warren, ein sehniger alter Bursche, der seinen Abscheu vor unseren Geschichten stets offen zeigte. Nach einer besonders schmutzigen von Ginger Gascadden drohte Warren ihm mit dem Finger und meinte: »Du bist nichts als ein blutiger Narr, Gas, wenn du mit einheimischen Frauen rummachst. Ich hab’ schon viel junge Burschen wie dich gesehen, die wegen Frauen den Verstand verloren haben!«
    »Junge Burschen! Werden Sie wach, Corporal, ich bin verdammte fünfundzwanzig und hab’ zu Hause zwei Kinder!«
    »Umso mehr Grund hast du, dich vorzusehen. Ich habe Burschen in heißen Ländern gesehen, die verrückt spielten wegen der perversen Praktiken eingeborener Frauen. Als ich damals auf Malta stationiert war –«
    »Jetzt komm uns nicht mit diesem Scheiß, Warry!« brüllte jemand.
    »Als ich auf Malta stationiert war, genaugenommen in der Senglea-Kaserne in Valetta, gab es dort einen Kerl namens Hunter, der sich mit einem Gewehr genau zwischen die Augen schoß wegen der Dinge, die eine Eingeborenenfrau mit ihm angestellt hatte.«
    »Himmel Herrgott, was hat sie getan?«
    »Er war knapp zwei Monate vorher aus der Heimat gekommen. Ich glaube, die Frau war irgendeine arabische Tante. Seht mal, diese Eingeborenen werden ganz anders aufgezogen als wir – fragt Aylmer! Stimmt es nicht, Jack?«
    »Doch«, sagte Aylmer und nickte so sacht mit dem Kopf, daß wir nur zu dem Schluß kommen konnten, daß eine entscheidende Erfahrung ihn zu dieser nahezu vollständigen Gelassenheit gebracht hatte.
    »Sie werden anders aufgezogen, als man es mit uns getan hat«, wiederholte Warren. »Zum Beispiel japanische Mädchen, die schlafen mit einem Eiweiß im Loch, bis sie verheiratet sind, und dabei müssen sie sehr still liegen, sonst läuft es raus und über die Laken.«
    »Verdammt nochmal, warum tun sie das denn?« fragte Wally.
    »Es hält das Loch frisch, oder etwa nicht?«
    »Was war denn mit diesem Typ in Malta?«
    »Ich hab’s euch doch erzählt, er hat sich selbst erschossen – genau zwischen die Augen. Diese Araberin hat sich irgendwie an ihn herangemacht und ihn völlig verhext. Wenn die wirklich mal einen Mann kriegen, dann sind sie nicht eher zufrieden, als bis sie alles aus ihm herausgesaugt haben, was in ihm Gutes zu finden ist.«
    Darüber mußten wir alle lachen, und wir sagten Dinge wie: »Mir macht es nichts aus, wenn ich blind werde.«
    »Ihr werdet blind, sie saugen euch völlig aus! Darum gebe ich dir den Rat, Gas, wenn du jemals deine Kinderchen wiedersehen willst, dann laß dich nicht mit ihnen ein! Wenn du es wirklich so dringend brauchst, dann geh lieber zu einem dieser Lutschburschen. Du weißt doch, was ich meine? Es gibt da einen von sieben oder acht Jahren, der fast jeden Abend im Restaurant ›Golden Li on‹ herumhängt – er ist viel ungefährlicher als alle Frauen, und du fühlst dich nicht persönlich beteiligt. Nur wenn man sich auf eine Beziehung einläßt, wird die Sache am Ende

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