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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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nicht wahr?«
    »Was meinst du?« Ich konnte in der Dunkelheit sein häßliches Grinsen erkennen.
    »Du weißt genau, was ich meine, Kamerad! Wie findest du es denn, wenn deine Kumpel erfahren, daß der große Stubbs im letzten Augenblick Schiß bekommen hat, eine Bibi zu vögeln? Ich hab’ dich beobachtet! Ich hab’ gesehen, wie du dich schnellstens verzogen hast, als du glaubtest, keiner sehe es.«
    Mit der rechten Faust schlug ich ihm hart auf den linken Rippenbogen, mit der linken traf ich genauso hart seinen rechten. Dort war weniger Fett und mehr solides Fleisch, als ich erwartet hatte. Er grunzte kurz, holte aus und verfehlte mich. Als ich zurückwich, folgte er mir nicht.
    »Willst du noch mehr, du fetter Bastard?« fragte ich.
    »Sieh lieber zu, daß du zum Dienst kommst«, murmel te er. Und mit diesem Rückzieher wandte er sich um und verschwand in Richtung Küchenzelt.
    Ich blieb stehen, wo ich war, wohl wissend, daß ich mich jetzt beeilen mußte, wenn ich pünktlich zum Wachdienst erscheinen wollte, und meine Gefühle ordnend. Es machte überhaupt nichts aus, was man tat – solange man dabei nicht ertappt wurde. Und selbst dann, welche Bedeutung sollten unsere Aktionen schon haben?
    Der Wachdienst war etwas Handfestes. Der Mond schien, und die Nacht war wunderschön. Natürlich war die Sehnsucht nach Frauen schlimmer als je zuvor. Das Wichsen trug wenig dazu bei, dieses Gefühl zu lindern, wenngleich es eine durchaus angenehme Abwechslung war, wenn man es für sich betrachtete. Das Geheimnisvolle Indiens verlangte nach einer geheimnisvollen Frau, mit der man alle notwendigen Rituale ausführen konnte. In dieser Nacht machte ich es mir selbst, indem ich an eine Palme gelehnt dastand, und zwar in ziemlicher Eile, für den Fall, daß ich erwischt wurde. Noch während der Saft in den Staub spritzte, verschwand meine Vision von warmen, braunen, biegsamen Gliedmaßen, roten Lippen und den geheimen Gerüchen der Begierde; zurück blieb ich und hielt einen schlaff werdenden und frustrierten Schwanz in der Hand.
     
    Eine allgemeine Desillusion setzte ein; wir nannten es »sich chokka fühlen«. Unsere amphibische Ausbildung war anstrengend – und je anstrengender sie war, desto sinnloser kam sie einem vor, obgleich wir erst noch erfahren sollten, wie sinnlos sie tatsächlich war. Am Ende der ersten Februarwoche verließen wir dankbar das Lager in Vadikhasundi und kehrten nach Kanchapur zurück. Obgleich wir unsere alten Quartiere erfreut begrüßten, war diese Freude nur von kurzer Dauer.
    Draußen in der Wildnis hatten wir einen Teil unseres Soldes sparen können. Dieser schmolz in den Basaren schnell zusammen, für Nachthemden von Freundinnen, Lederbörsen, die sich sofort in ihre Bestandteile auflösten, und bunte Seidenschals, die, wenn sie getragen wurden, die militärische Disziplin untergruben. Geordie Wilkinson kaufte sich eine Armbanduhr, die dreiundzwanzig Stunden später stehen blieb; wir fanden niemals den Betrüger, der ihn aufs Kreuz gelegt hatte. Sobald wir wieder pleite waren, wurden wir auch lustlos. Obgleich die dunklen Augen und die heißen Brüste meines rätselhaften Mädchens mir immer noch verlockend zuwinkten, wagte ich es nicht, noch einmal die Militärpolizei herauszufordern. Erwischt zu werden würde diesmal ernsthaften Ärger nach sich ziehen.
    Daher ließen wir die Routine der Appelle, des Drills, der Spiele und der Besäufnisse über uns ergehen und bauten langsam, aber sicher ab. Zweifellos waren die Listen im Umlauf. Es würde eine Erleichterung sein, wenn unsere endlich käme, ganz gleich was sie enthielt – und es würde nichts Gutes sein. Bis dahin waren wir praktisch machtlos.
    Nur sehr begrenzt konnte man gewisse persönliche Freiheiten ausleben. Die Befürchtungen, die ich hatte, daß Ron Rusk eine Lüge über meinen angeblichen Rück zieher in Vadikhasundi verbreitete, waren verflogen. Die se schnellen Rippentreffer hatten eine ganze Menge bei ihm bewirkt. Immer wenn ich jetzt mit meinem Eßgeschirr in der Schlange bei ihm auftauchte, grinste Rusk mich an und erkundigte sich: »Hallo, Stubby, wie geht’s denn so?« oder noch vertrauter: »Na, willst du dir mal wieder den Bauch vollschlagen?«
    Dennoch war es nötig, den Ruf, den man hatte, zu verteidigen. Wenn man sich selbst im Leben eine bestimmte Rolle verpaßt hatte, dann mußte man sie auch spielen und sich entsprechend verhalten. Männer ohne Frauen fühlen sich wirklich überflüssig, und ich kam mir bis zu den

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