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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Stubby! Ich kann nichts anderes tun, als mein Gerät zu reiben – anschließend fühle ich mich immer ganz schrecklich. Das Ding zuckt schon in meiner Hose, wenn ich nur irgendein Wort in dieser Richtung sage.«
    Ich drückte meine Zigarette auf dem Stein aus und kam auf die Füße. Es war ein ungeschriebener Bruch des Armeecodes, diese Art von Vertraulichkeit zu zeigen. Wir hatten alle unsere Probleme – die gleichen Probleme.
    »Dann solltest du nur noch in Boxhandschuhen schla fen, Kumpel«, riet ich ihm und machte mich auf die Suche nach meinem Charpoy.
    Kaum lag ich unter dem Moskitonetz, da schlief ich schon, bierschwer und sorglos, wenn auch nicht ganz unbelastet. Das nächste, das ich hörte, war Ernie Dutts Gebrüll am folgenden Morgen, das typisch laute: »Aufwachen, Leute, raus aus der stinkenden Suhle, und zwar dalli!«
    Jetzt bist du dran, Tertis, das bringt dich auf andere Gedanken. Schwerfällig stürzte ich mich in den Kampf um ein freies Waschbecken, der jeden Morgen vor dem Appell und der Inspektion stattfand.

2
     
    Die alte fünffingrige Witwe
     
    Szene: Kaserne von Kanchapur. Greller Sonnenschein. Gefreiter Aylmer und Funker Stubbs, Kalkpinsel in den Händen, ruhen sich offenbar aus. Sergeant Meadows erscheint, um sich zu vergewissern, welche Fortschritte sie machen.
    Sergeant Meadows: »Los, ihr zwei! Bewegt euch mal!«
    Stubbs: »Bewegen! In dieser Armee werden wir es wohl nicht erleben, daß sich irgendwas bewegt. Ich dachte, wir sollten in Arakan einmarschieren, Sergeant, und nicht diese beschissenen Steine anpinseln.«
    Aylmer: »Ich glaube, Delhi hat entschieden, daß es strategisch besser ist, wenn die Japse zu uns kommen, als wenn wir ihnen entgegengehen.«
    Sergeant Meadows: »Dann solltet ihr euch lieber mal die neuesten Meldungen anhören. Sämtliche Landefahrzeuge auf diesem Kriegsschauplatz sind abgezogen worden. Das Kriegsgeschehen im Mittelmeer ist wichtiger als das, was hier passiert, und deshalb haben sie uns alles weggenommen.«
    Stubbs: »Die arme 14. Armee! Jetzt steht sie wieder mal ganz unten auf der Liste.«
    Aylmer: »Soll das etwa heißen, daß die ganze Ausbildung völlig umsonst war?«
    Sergeant Meadows: »Alle Amphibienfahrzeuge wurden weggeholt. Jedenfalls habe ich es so gehört.«
    Stubbs: »Herrgott! Dann können wir praktisch einpacken und nach Hause zurückkehren.«
    Sergeant Meadows: »Ihr habt Glück! Wahrscheinlich schicken sie uns statt dessen nach Assam.«
    Aylmer: »Assam! Das ist ja noch schlimmer als Arakan! Wie du wahrscheinlich weißt, Charley, ist Assam der nasseste Ort auf Erden. Dort können wir nicht kämpfen.«
    Sergeant Meadows: »Das hängt doch von den Japsen ab, oder? Wenn sie auf diesem Weg reinkommen, dann muß jemand sie aufhalten. Und wer wäre besser dafür geeignet als die 8.?«
    Aylmer: »In Assam gibt es einen Ort namens Sharapinji, wo im Jahr über zweieinhalb Meter Regen fallen. In einem solchen Klima zu kämpfen ist unmöglich!«
    Sergeant Meadows: »Sie werden uns mit Regenschirmen ausrüsten. Und jetzt streicht weiter die Steine an. Ich will, daß diese Arbeit bis zum Essen abgeschlossen ist.«
     
    Während wir Steine anpinselten, wurden Aylmer und ich die ersten, die die offizielle Bestätigung eines Gerüchts erhielten, das im Umlauf war, seit wir nach Kanchapur zurückgekehrt waren. Wir hatten unsere Ausbildung für amphibische Operationen abgeschlossen – und nun gab es keine Fahrzeuge mehr, in denen solche Operationen hätten durchgeführt werden können.
    Was wir nicht wußten, war, daß auf höchster Ebene ein Kuhhandel stattgefunden hatte. Beteiligt daran waren Stalin, Roosevelt, Churchill und Tschiang Kai-schek, und zwar während einer Konferenz in Teheran und danach. Schritt für Schritt wurden amphibische Operationen in Südostasien eingestellt, und die daran beteiligten Flotten kehrten nach England oder ins Mittelmeer zurück. Die 14. Armee blieb zurück und führte einen Landkrieg. Und das 1. Bataillon mußte weitere endlos erscheinende sie ben Wochen warten und sich die Zeit in Kanchapur vertreiben, während die Listen über unseren Köpfen hin und her flatterten.
    Zweimal in der Woche während dieser Wartezeit spielten wir Fußball. Wir absolvierten einige gute Spiele, und während wir mit Eifer dabei waren, hatten wir das Gefühl, daß irgend etwas geschah, oder man vergaß wenigstens, daß überhaupt nichts passierte.
    Als die Briten das erste Mal in den Osten vordrangen, stellten sie angeekelt fest, daß die

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