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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Rat hervorgestoßen hatte: »Häng hier nicht rum und versuch nicht, dich an mein Mädel ranzumachen – du bist alt genug, um selbst ein Mädel zu haben!«
    Diese totale Aufgabe von Grundsätzen im Verhalten erregte mich. Beim Bier tauschten Wally und Enoch Geschichten über die Mädchen aus, mit denen sie es schon getrieben hatten, und zwar während der Armeezeit und vorher. Auf diesem Gebiet waren sie echte Freunde – nur in politischen Angelegenheiten waren sie unterschiedlicher Ansicht, da Enoch den Kommunismus propagierte und Wally sich zu Winston Churchill und zum König bekannte. So sehr ich es mir auch wünschte, ich konnte mich nicht dazu durchringen, meinen eigenen sexuellen Werdegang zu offenbaren, obgleich ich mich wegen meiner Verschämtheit verfluchte; für Virginia und Esmeralda hegte ich noch eine Menge aufrichtiger Gefühle, und solche Gefühle waren es, von denen Wally und Enoch gänzlich frei zu sein schienen. Sie absolvierten ihre Nummern mit erstaunlicher Rasanz und in eher nachlässiger Art und Weise. Zumindest ließ sich das aus ihren Berichten schließen.
    Obgleich ich dieses Freisein von der lahmen Tradition bewunderte, in der ich großgezogen worden war – der Tradition, nach der ein Mädchen erst einmal mit Pralinen, werbenden Worten und jeder Menge Mondschein bearbeitet werden mußte –, konnte ich das Gefühl nicht unterdrücken, daß diese schnellen Nummern hier und da bemerkenswert flüchtig waren, um nicht zu sagen sehr kurz. Das Ziel schien stets zu sein, daß es einem, wie Enoch es ausdrückte, so schnell wie möglich »kam«. Einmal erwähnte jemand, daß die Hindus ihr Liebesspiel manchmal bis auf eine ganze Stunde ausdehnten.
    »Diese Kerle!« sagte Wally. »Einmal rein, einmal raus, dann abwischen, das ist mein Motto.«
    Die einzige Einschränkung meiner Bewunderung war, daß Wally und Enoch, wie so viele andere, deren Geschichten ich mir anhörte, für das Aussehen des jeweiligen Mädchens total blind zu sein schienen. »Sie war eine potthäßliche Kuh, aber lieber Himmel, konnte die fic ken!« war Enochs kurzgefaßte Charakteristik einer Frau, die er in der Fabrik kennengelernt hatte, in der er arbeitete. Die se Blindheit gegenüber dem weiblichen Gesicht steigerte sich zu meinem Erstaunen zu einer totalen Gleichgültigkeit gegenüber dem weiblichen Körper. Ich habe mich oft gefragt, ob Wally oder einer der anderen jemals den nackten Körper eines Mädchens betrachtet hatte und von diesem Anblick zutiefst bewegt worden war. Sie schienen so viele Gelegenheiten zu haben und vergeudeten sie so unbekümmert.
    Trotz alledem, sicherlich war Quantität ein guter Ersatz für Qualität, oder etwa nicht? Als wir diesen Abend beendeten und Enoch seinen unnachahmlichen Ruf: »Möpse frei!« ausstieß, empfand ich wieder einen großen Neid auf ihr freies Leben.
    Ich machte auf dem Heimweg einen Umweg über die Latrine und stellte fest, daß Jackie Tertis schon vor mir dort war. Sein rundes Kindergesicht glänzte vor Schweiß.
    »Oh, ich bin an so viel Bier nicht gewöhnt!« stöhnte er. Im nächsten Augenblick erbrach er sich schon auf den Fußboden.
    Nachdem ich mich durch einen Sprung in Sicherheit gebracht hatte, begann ich zu pinkeln, wobei ich mich mit der Stirn gegen die Wand lehnte, während ich es laufen ließ.
    »Verdammter Jesus Christus! Ich kann dieses beschissene Reisfresserbier nicht bei mir behalten!« sagte Jackie, nachdem er ein letztes Mal gewürgt hatte. »Jedesmal muß ich davon kotzen wie ein Reiher! Ich wünschte, ich wäre zu Hause, wirklich!«
    Tertis war erst achtzehn, der Jüngste des Zuges.
    »Es heißt, die ersten fünf Jahre sind die schlimmsten. Reiß dich zusammen! Du wirst dich viel besser fühlen, jetzt, wo du das Zeug aus den Nieren hast.«
    »Ich fühle mich aber nicht besser! Scheiße, ich fühle mich einfach furchtbar!« Er sah auch furchtbar aus, das Gesicht blaß und schweißglänzend, die Haare zerzaust und mit einer hellgelben Kotzspur auf der Vorderseite seiner Buschjacke.
    »Komm schon, laufen wir rüber in die Kaserne und gehen wir schlafen.«
    Während wir den großen Platz überquerten, meinte er, nachdem er sich ein wenig erholt hatte: »Weißt du, Stubbs, ich habe nie getrunken. Mein Vater ist Antialkoholiker. Er würde glatt durchdrehen, wenn er mich so sehen würde. Meine Mutter starb vor zwei Jahren, und seitdem war nichts mehr so wie früher. Ich wünschte, ich wäre zu Hause.«
    »Es ist aber besser, nicht zu Hause zu sein und hier

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