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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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und wir hätten beinahe am Straßenrand zwei Reisfresser erwischt. Glücklicherweise waren sie noch jung und flink. Di lachte ebenfalls, was ich eigentlich für unnötig hielt.
    »Wie willst du denn dann für deine Bibi bezahlen?« erkundigte ich mich.
    »Oh, sie lassen den alten McGuffie umsonst ran – er hat ja nur einen winzig Kleinen!« Er und Di Jones brüllten wieder vor Lachen.
    Diesmal stimmte ich mit ein; jeder, der über die Winzigkeit seines Geräts Witze reißen konnte, mußte mit echtem Humor gesegnet sein.
    »In Wirklichkeit hat dieser schreckliche Kerl ein Ding so dick wie eine Gurke«, sagte Di immer noch lachend.
    »Was meinst du, was sie verlangen, Di?« fragte ich. »Mehr als fünf Zweier?«
    »Willst du nicht endlich aufhören, dir Sorgen zu machen? Wenn wir drei gleichzeitig reingehen, dann berechnen sie uns sicher einen Sonderpreis!«
    Weiteres Gelächter.
    Durch das Fenster leuchteten uns die Lichter von Indo re entgegen: gedämpfte, trübe, obszöne Lichter, genauso wie ich es erhofft hatte. Wir rollten durch die schreckli chen Randbezirke, wo ein kleiner Markt abgehalten wurde. Überall Gestalten, Erwachsene und dahinhastende junge Leute, Gesichter mit leuchtenden Augen, von einzelnen Öllampen erhellt, die man hinter den Auslagen oder Bergen von Obst ausmachen konnte. Wie immer gab es Musik und Gestank – die Grundsinne wurden in den Provinzen stets gleichzeitig angesprochen. Ich hing aus dem Fenster, von allem berauscht. Kühe schritten schwankend über die Wege oder drängten sich zwischen Verkaufsstände, altertümliche Automobile knatterten neben uns her, dazu Männer mit Tropenhelmen, obgleich wir nur vom Licht der Sterne beschienen wurden. Wir kamen an einer riesigen Fabrik vorbei – »Baumwolle«, sagte Di Jones mit dem weisen Ton eines Fremdenführers –, und ich sah Dutzende von Männern, die unter einem Wellblechdach herumwieselten und von Flutlicht übergossen wurden. Dann fuhren wir zwischen Wohnblocks und konnten sehen, wie es in jedem Stockwerk von Leben wimmelte. Welche unglaublichen Dinge konnten dort vor sich gehen? Als stellten sie sich die gleichen Fragen, starrten von einer Kinofront riesige rosige Gesichter von Filmstars auf uns herab, deren Züge grün und malvenfarbig gehalten waren. Geschockt erkannte ich, daß es sich um Alan Ladd und Veronica Lake handeln sollte.
    Es war unmöglich festzustellen, wo sich das Zentrum der Stadt befand. Es gab kein Zentrum. Wir stoppten in einem Nichtzentrum und waren sofort von Bettlern umringt.
    Jock McGuffie sprang auf den Boden. »Verschwindet, ihr Lumpengesindel! Macht die Fliege, ehe ich mit dem Maschinengewehr komme und euch alle erschieße!«
    Wir kletterten hinunter, und ich fragte nervös: »Liefert ihr jetzt den Schreibtisch aus, Jock?«
    »Den Schreibtisch ausliefern? Paß mal auf, ich liefere weder für dich noch für jemand anderen in meiner Freizeit irgendeinen beschissenen Schreibtisch, das sage ich dir! Ich höre um Punkt vier auf zu arbeiten, ob Krieg ist oder nicht, und darauf kannst du Gift nehmen –«
    »Okay, okay, ich dachte nur, deshalb sind wir ja nach Indore gefahren –«
    »Bist du das? Nun, ich bin jedenfalls nicht deshalb nach Indore gefahren, das kann ich dir versichern, was, Di?«
    »Ich bin auf ein Bier hergekommen«, fügte Di hinzu. »Stubby ist ein harmloser Junge, er hat nur nicht begriffen, daß der Schreibtisch das war, was man einen offiziellen Vorwand nennen würde.«
    »Dieser verdammte Schreibtisch bleibt in meinem Gharri, ehe ich etwas anderes verfüge«, meinte Jock wütend. Er packte einen der Inder, der in unserer Nähe herumstand, und befahl ihm, den Lastwagen zu bewachen, bis wir zurückkehrten.
    Der Bursche hatte eine dunkle und glänzende Haut, dazu gelbe Augen und ein mit Geschwüren übersätes Bein. Er lächelte friedlich. »Wieviel geben Sie mir dafür, Sahib?«
    »Wir geben dir zusammen fünf Rupien. Du bewachst den Wagen anständig. Wie heißt du?«
    »Ali, Sahib.«
    »Och, ihr heißt verdammt nochmal alle Ali! Kein verdammter Donald unter euch! Könnt ihr euch denn keinen anderen Namen ausdenken, um euch anders zu nennen als Ali? Wie lautet dein anderer Name?«
    »Baraf, Sahib.« Der Mann kicherte, und die Menschenmenge ringsum kicherte mit.
    Jock brachte sie mit einem Blick zum Verstummen. »Ali Arschloch, paß auf meinen Gharri auf, bis ich zurückkomme! Und falls jemand sich daran vergreift, zieh’ ich dir die Därme lang und mach’ mir Hosenträger daraus,

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