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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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hinein, klar?«
    »Nein, nein, heute abend pinkle ich nicht ins Bier! Wenn Sie das nächste Mal kommen, dann tue ich es wieder!«
    »Versuch es ruhig, und du bekommst sofort etwas auf deine Kokosnuß!«
    Lachend führte er uns auf den Balkon, der, wie ich schon von unten gesehen hatte, vorwiegend mit stattlichen Indern besetzt war, die einen kleinen Imbiß zu sich nahmen oder einheimischen Fusel tranken. Der Inhaber ging zu einem Tisch und brachte mit heftiger Gestik die vier dort sitzenden Männer dazu zu gehen. Sie erhoben sich widerstrebend und blickten stirnrunzelnd in unsere Richtung.
    »Guckt mich nicht so blöde an!« rief Jock. »Los, Tempo, noch haben wir nicht unseren Kopf für euer Kalkutta hingehalten, merkt euch das, ihr Gesindel!«
    »Scheint ein bißchen hart zu sein, da sie eigentlich nur einen angenehmen Abend verleben wollten«, sagte Di.
    »Ein wenig hart? Hast du denn total den Verstand verloren, Di? Diese Bastarde hocken hier herum, werden fett und trinken ihren billigen Fusel, und wenn die Briten nicht wären, würden sie jetzt irgendeinem fetten Japaner in den Arsch kriechen. Oder etwa nicht? Sie sollten verdammt nochmal dankbar sein. Verschwindet endlich, Geschmeiß!«
    Wir setzten uns. Ein Kellner brachte Flaschenbier und schenkte die Flüssigkeit sofort in drei Gläser ein.
    »Ah! Mückenpisse!« rief Jock und nahm einen tiefen Schluck. »Mehr Bier, ihr lahmen Ärsche! Ihr könnt erst aufhören, wenn mir das Zeug aus den Ohren kommt.«
    Eine Stunde später tranken wir noch immer. Es war angenehm auf dem Balkon. Die Moskitos stachen nicht allzu heftig, und das Bier war trotz meines starken Verdachts, daß der Inhaber ganz gewiß hineingepinkelt hatte, durchaus genießbar. Jock hatte sich beruhigt, nun, da all seine Wünsche befriedigt wurden, und erzählte uns einige unwahrscheinliche Geschichten; Di und ich taten dabei nichts anderes, als ihm die Stichworte zu liefern und ihm ansonsten zu applaudieren.
    Als Jock eine neue Runde bestellte, sagte ich: »Für mich nichts mehr, Jock. Ich hätte jetzt Lust, etwas anderes zu tun.«
    »Kein Bier mehr? Du kannst doch unmöglich schon voll sein. Nimm noch ein Glas wie ein Mann! Ober, drei weitere Bier, und sorge um Gottes willen dafür, daß sie nicht den ganzen Tag in der verdammten Sonne gestanden haben. Du bist genauso wie all die anderen Scheißengländer, Stubby, du kannst dein Bier nicht bei dir behalten! Nun, du rauchst ja noch nicht mal richtig!«
    »Ach nein? Dann verrat mir doch mal, wohin die meisten Stäbchen aus dieser Zwanzigerpackung indischer Players verschwunden sind. Hab’ ich sie mir etwa in den Arsch geschoben?«
    »Das nennst du doch wohl nicht rauchen, oder? Du bist darin nur ein Amateur, stimmt’s, Di? Ich sag’ dir eines, ich hab’ schon geraucht, ehe ich entwöhnt wurde! Meine Mutter konnte es sich nicht leisten, mich richtig zu füttern, deshalb gab sie mir die Brust, bis ich drei Jahre alt war, und in diesem Alter habe ich schon bei meinen älteren Brüdern Zigaretten geschnorrt. Und jetzt sieh zu, daß du dein Bier trinkst, und mach keinen Ärger.«
    »Ich will kein Bier mehr, verdammt nochmal! Ich will verdammt nochmal endlich ficken – hoffentlich geht das in deinen dämlichen, dicken Schädel!«
    »Laß uns endlich rübergehen in den Puff, Jock – wir können ja nachher noch etwas trinken«, meinte Di.
    »Habt ihr euch gegen mich verschworen? Ich hab’ ja noch gar nicht richtig angefangen zu trinken!« Aber er schüttete sich das Bier jetzt doch etwas schneller in die Kehle und schob schließlich den Stuhl zurück.
    Der Inhaber kam herbeigeeilt und strich sämtliche Falten von seinem blauen Anzug glatt. Das Bezahlen ging viel glatter vonstatten, als ich erwartet hatte. Es stellte sich heraus, daß Jock doch Geld bei sich hatte. Während er die Zeche beglich, rief der Manager einen Jungen zu sich und schickte ihn ins Freudenhaus, um unser Kommen anzukündigen.
    »Komm doch einfach mit, Mann – dir wird schon niemand das Tischbesteck klauen!«
    »Nein, nein, ich muß leider ablehnen. Gehen Sie nur und haben Sie Ihren Spaß mit den Mädchen.«
    »Den Mädchen? Dort ist doch keine unter fünfzig! Ich muß nur aufpassen, daß ich ihn nicht in deine Tochter reinstecke, sonst fallen mir nach einer Woche alle Zähne aus dem Maul!« Mit solchen Nettigkeiten stolperten wir die Treppe hinunter und auf die Straße.
    »Ihr Freund ist ein sehr lustiger Mann«, meinte der Inhaber und zeigte Di und mir ein goldblitzendes

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