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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Grinsen. Er verzog sich in sein Hotel und schloß die Tür.
    Wir waren von Aufreißern und Zuhältern umringt, die alle auf sich aufmerksam machten. Der Bengel, der zum Bordell hatte laufen sollen, hatte unsere Absichten vermutlich schon auf der Straße ausposaunt, und nun versuchte jeder Loddel der Stadt, mit uns ins Geschäft zu kommen.
    »Mein Gott, ist das ein verkommenes Land!« rief Di aus und gab mißbilligende Schnalzgeräusche von sich, während uns von allen Seiten Sonderangebote gemacht wurden. »Wenn meine arme kleine Frau mich so sähe, dann würde sie sich wahrscheinlich in den nächstbesten Brunnen stürzen!«
    »Wenn meine hier wäre, dann hätten wir alle eine Nummer gratis!« brüllte Jock und schlug nach den ihm zu nahe kommenden Burschen.
    Das Bordell war vom Hotel nur ein paar Häuser weit entfernt. Voller Spannung und Erregung folgte ich den anderen beiden Männern durch die ramponierten Doppeltüren ins Innere. Ein mürrischer alter Mann saß in einer dunklen Nische im Foyer und zeigte nach oben. Wir folgten seinem Hinweis, Jock als erster, dann Di, dann ich, wobei unsere Stiefel auf dem nackten Treppenboden laut polterten. Obgleich mein Gesicht sich auf gleicher Höhe mit Dis Hintern befand, hatte ich Visionen von lüsternen nackten Mädchen.
    Eine schwache Beleuchtung entriß der Dunkelheit einen Treppenabsatz, von dem ein Korridor abzweigte. Der Absatz war in eine Art Wäscherei verwandelt worden. Zusammengepfercht auf engstem Raum saßen dort zwei alte Frauen auf dem Boden und flickten Bettlaken. Der größte Teil des Lichtes stammte von einer Straßenlaterne, die draußen genau vor dem Fenster hing. Eine dritte alte Frau erschien und begrüßte uns mit einem Kopfnicken.
    »Hallo, Oma! Wie machst du es denn? Mit dem Mund? Wo sind die Vögelchen? Wir brauchen drei, die fit genug sind, um ausgiebig aufgespießt zu werden.«
    Wir wurden in ein intensives Feilschen verwickelt. Die Hausregeln schienen zu fordern, daß wir die Mädels nicht zu Gesicht bekamen, ehe wir etwas bezahlt hatten. Danach waren es je Mann zehn Rupien für eine Kurznummer. Jock wehrte sich heftig gegen dieses Arrangement. Ich verlor allmählich die Geduld mit ihm und hätte gleich bezahlt; aber am Ende setzte er sich durch, und wir traten in den Korridor. Jock stieß die erste Tür auf.
    Ich trat hinter ihn, um einen Blick über seine Schulter zu werfen.
    »Himmel nochmal, du geiler Bock! Komm mir nicht zu nah! Das ist meine – versuch dein Glück an einer anderen Tür!«
    Während ich weiterging, rief er: »Komm schon raus, du Schlampe, und laß den lieben Jock mal ran!«
    Als meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnten, bemerkte ich, daß die anderen Türen alle offen standen oder zumindest nur angelehnt waren. Augen beobachteten uns. Am Ende des Korridors drückte sich ein Mann herum. Er war sicherlich ein Kunde. Eine ungewisse Angst, erstochen zu werden, erfüllte mich plötzlich. Ausgerechnet jetzt erinnerte ich mich, daß es erst vor einem Monat in Indore zu Unruhen gekommen war.
    Aber wir waren nun mal hier. Ich sah nur eine häßliche Wirklichkeit, aber ich konnte nicht zurück, und Di trat bereits durch eine andere Tür, daher ging ich ebenfalls weiter.
    Es war außerordentlich dunkel. Das erste, was ich erkennen konnte, war, daß die Korridortüren alle in den gleichen langgestreckten Raum führten, der durch Vorhänge unterteilt war. Wenn ich mich etwas streckte, konnte ich über den oberen Rand der Vorhänge hinwegsehen. Das einzige Licht drang von draußen herein, ein gelblicher Schein, der sich einen Weg durch die schmierigen Fensterscheiben suchte. Vor mir stand eine Liege mit dunklem Bettzeug. Räucherstäbchen brannten und schwängerten die Luft mit einem betäubenden Duft. Ein Mädchen stand an der Tür und berührte mich fast. »Hal lo, Süßer!« sagte sie.
    »Hallo! Wie heißt du?«
    »Hallo, Süßer. Magst du fick-fick?«
    »Richtig getippt. Aber ich will dich erst mal ansehen.« Ich faßte nach ihrer Schulter und versuchte sie ins Licht zu schieben. Sie sprach so gut wie kein Englisch. Beiden war uns nur das Wort »fick-fick« bekannt.
    Ich hörte Jocks Stimme brüllen: »Mädchen, werfen wir doch mal einen verdammten Blick auf deine Fassade! Steh still, okay? Ich tu’ dir nicht weh, wenn du endlich aufhörst herumzuhampeln.« Er zündete ein Streichholz an. Gute Idee, dachte ich.
    Als ich ebenfalls ein Streichholz anzündete, sah ich, daß eine der alten Krähen vom Treppenabsatz hinter mir

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