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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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klar?«
    Wir gingen weg und ließen Ali Baraf zurück.
    Di machte ein nachdenkliches Gesicht. »Fünf sind ganz schön viel, Jock.«
    Jock starrte ihn ungläubig an. »Viel? Du denkst doch nicht etwa, daß wir diesen armen Bastard bezahlen? Wenn ja, dann solltest du schnellstens umdenken!«
    »Man sollte gegenüber den niederen Rassen sein Wort halten, sonst werden sie niemals Achtung vor einem haben.«
    Jock warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Du ahnungsloser walisischer Gimpel! Erzähl mir nur nicht, daß dieser armselige Bastard ernsthaft damit rechnet, die Bezahlung zu erhalten! Er bewacht den Lastwagen, weil dies ein Privileg ist, aus keinem anderen Grund. Er weiß genauso gut wie ich, daß, wenn er irgendwelchen Ärger macht, ich ihm den Arsch aus der Hose raustrete, wenn wir zurückkehren.«
    Der Staat Indore war einer der Fürstenstaaten. In einigen der unabhängigeren wie Haiderabad war die Armee nahezu vollständig verboten; hier wurde sie allenfalls geduldet, und wir sahen nur wenige Soldaten. Frech wie Oskar marschierten wir in der Mitte der Straße, riefen Passanten Scherzworte zu und lachten – genauso wie die Leute um uns herum, nur waren sie weniger streitsüchtig.
    Bäume wuchsen auf beiden Seiten der Straße. An vielen waren Ziegen festgebunden und knabberten derart heftig an der Baumrinde, daß es ein Wunder war, daß die Bäume noch am Leben waren. Straßenbahnen rumpelten vorüber, vollgestopft mit Menschen, und schleuderten ihren bläulichen Funkenregen zwischen das Laub der Bäume. Insekten prallten gegen die hängenden Straßenlampen, um vor unseren Füßen klatschend auf den Boden zu fallen. Bettler mit abenteuerlichen Deformierungen lagen zitternd in der Gosse, Männer pinkelten gegen Wände, Trödler riefen ihre Waren aus. Das Universum wimmelte von Leben, das aus den fruchtbaren Lenden Brahmas hervorbrach.
    »Dreckiges Volk! Das ist hier noch schlimmer als die Sauchihall Street an einem sonnigen Samstagnachmittag – da kannst du kaum dein eigenes Wort verstehen!«
    »In Cardiff war es aber niemals so wie hier!«
    Ein Mann versuchte uns einen Teppich zu verkaufen. Jock verscheuchte ihn und bog in eine Seitenstraße ein. Dort war es dunkler und noch wilder. Ein Hotel mit ei nem Balkon über dem Haupteingang stand auf einer Seite.
    »Dort oben setzen wir uns hin!« sagte Jock und wies hinauf.
    »Das sieht ganz schön voll aus«, stellte ich fest.
    Auf dem Balkon drängten sich schwarze Gesichter.
    »Sie werden uns Platz machen. Ich kenne den Inhaber – ich war schon mal hier. Laßt den alten Jock die ganze Sache in die Hand nehmen!«
    So platzten wir in einen überfüllten und schäbigen kleinen Speisesaal. Jock verlangte brüllend nach einer Bedienung, und der Inhaber erschien. Er war groß und unbeholfen und trug einen hellblauen Anzug im westlichen Stil. Sein zerknittertes braunes Gesicht strahlte erfreut, als er Jock entdeckte.
    »Sind Sie wieder aus dem Lager geflohen, Mr. Jock?«
    »Ach, du bist auch noch hier, du verdammter Ganove! Sie haben dir also doch nicht die Kehle durchgeschnitten! Hast du mittlerweile das schmutzige Mistbier verkauft, mit dem du mich beim letzten Mal fast vergiftet hast?«
    »Wir haben noch ein ganz besonderes Bier, um Sie diesmal fertig zu machen.«
    »Willst es wohl auch mal auf die britische Tour versuchen, nicht wahr?«
    »Ha, ha, ich werde es auf meine Art den Briten heimzahlen! Ich werde mit dem schmutzigen indischen Bier noch alle Männer töten!«
    »Nimm nur die Offiziere. Das ist alles, worum ich dich bitte.«
    »Wir killen die Offiziere zuerst und die Schotten zuletzt.«
    Jock gab ein röhrendes Lachen von sich, und er und der Inhaber stampften nach oben, schlugen sich gegenseitig auf den Rücken – ein lustiger Anblick, da Jock fast einen Meter kleiner war als der Inder. Di und ich folgten den beiden.
    »Nehmen wir erst ein paar Bier, Stubby«, sagte Di. »Und dann nichts wie ran an die Bibis. Sei nicht ungeduldig. Du mußt dich erst richtig in Stimmung bringen.«
    »Ich brauche eine Frau!«
    Jock hörte meine Bemerkung. Zu seinem indischen Freund sagte er: »Unser junger Gefährte hier hat es sehr eilig, endlich den Schlamm von der Peitsche zu schütteln! Bietest du heute abend wieder deine Tochter an?«
    »Ja, ja, ich verkaufe auch meine Tochter. Sehr zu empfehlen.«
    »Du hast sie gestern abend wohl selbst ausprobiert, du alter Schweinekerl! Bring uns zuerst Bier – und diesmal pinkel verdammt nochmal nicht schon wieder in der Küche

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