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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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schon hinreichend verstopft mit euren haarigen Teufeln von der 8. Brigade, die auf ihr herumbummeln.«
    »Pech, daß sie damals keine breitere Straße gebaut haben«, meinte ich.
    Er erstarrte und funkelte mich wütend an. »Was für eine Unverschämtheit!« Seine Verachtung ließ ihn nach Worten ringen. »Bist wohl ein ganz besonderer Witzbold, was? Kommst geradewegs aus Mamis Schoß und hast die Muttermilch noch hinter den Ohren kleben! Sieh dir die Straße nur gut an, wenn du heute morgen drauf fährst, und denk daran, daß jeder Zentimeter mit Unmengen von Schweiß und Entbehrung gebaut wurde, und das schon vor Urzeiten!«
    Es war begründet, sich an das zu erinnern, was er sag te, und er war dazu da, uns die Augen zu öffnen. Als der Lastwagen beladen war, kletterten wir hinein, und er roll te los.
    Was für eine Fahrt war das, als wir endlich richtig unterwegs waren! Wir hatten indische Fahrer, die, obgleich sich alles an äußeren Umständen gegen sie verschworen zu haben schien, dafür sorgten, daß wir auf der Straße blieben.
    Der Corporal hielt uns einen Vortrag zu allen Sehenswürdigkeiten und machte uns auf alles Mögliche aufmerksam, während die frühe Morgensonne zuerst hinter und später vor unserem Gharri am Himmel stand.
    »Seht euch das mal an! Vor zwei Tagen ist ein Gharri an dieser Stelle über den Straßenrand gegangen und hat eine mittlere Steinlawine ausgelöst. Sie sind noch immer damit beschäftigt, die Schäden auszubessern.«
    Scharen von eingeborenen Arbeitern arbeiteten mit Weidenkörben an der Straße, und andere waren unterhalb der Abbruchkante tätig, wo sie wie Insekten am steilen Abgrund zu kleben schienen.
    »Das sind die Burschen, die dieses grandiose technische Werk vollbracht haben – Scharen von Indern und Assamesen und Nagas und wie sie alle heißen, die ihr keines zweiten Blickes würdigen würdet. Sie haben das alles mit ihren nackten Händen gebaut und mit ein bißchen Hilfe von unseren Pionieren. Kommen euch nicht die Tränen, wenn ihr das seht? Jetzt wißt ihr, warum unser britisches Empire so großartig ist!«
    »Sie wollen sagen, daß wir die besten Straßenbauer für uns schuften lassen!« rief Carter.
    »Ich werf dich gleich in den Abgrund, wenn du weiter so redest, Kerl! – Was für eine Leistung das doch war! Ich komme fast jeden Tag herauf und wundere mich immer wieder aufs neue.«
    Auf Stapeln von Rindfleischkonserven sitzend, blickten wir mit ihm hinaus. Es war wirklich eine herrliche Straße. Unten im Tal, einige hundert Meter unter uns, sahen wir gelegentlich einen ausgebrannten Lastwagen, wo ein unglücklicher Fahrer nicht schnell genug gebremst hatte. Die Szenerie war wild und grandios.
    Ein ganzes Stück hinter dem Nichugard-Paß machten wir länger als eine Stunde halt. Eine japanische Vorhut hatte einige Kilometer vor uns in der vergangenen Nacht eine Brücke gesprengt. Wir warteten ohne Murren, bis der Verkehr wieder rollte, und standen dabei auf der Straße herum, während die Sonne auf unsere Arme und Gesichter herunterbrannte. Soweit das Auge reichte, waren Lastwagen zu sehen, und weit voraus schoben sie sich bereits um die Bergschultern, lange bevor wir an die Reihe kamen, wieder aufzuspringen und die Fahrt fortzusetzen.
    Das Gefühl, daß die Würfel gefallen waren, machte sich in uns breit. Kalkutta war hinter uns versunken. Was vor uns lag, konnten wir nur vermuten. Selbst McGuffie war an diesem Morgen sehr schweigsam, abgesehen von der gelegentlichen gefluchten Aufforderung an den Fahrer, er solle die Kurven etwas eleganter nehmen. Sein Versuch am Tag vorher, einen Flug zurück nach Kalkutta zu organisieren, hatte nichts gebracht – die Piloten waren ausnahmslos Kanadier –, und er mußte sich damit zufriedengeben, dem Vortrag des Corporals zu lauschen.
    Wir erreichten Kilometerstein 52, wo sich die Befehlszentrale des Bataillons befand. Ein rohes Straßenschild wies uns den Weg zu unserer Sammelzone.
    »Alles aussteigen!« brüllte der Corporal. »Willkommen in Zubza! Kinos oder schicke Restaurants mit Klimaanlage gibt es hier nicht!«
    Wir warfen unser Gepäck in den Staub hinunter.
    Der Corporal blickte mich herausfordernd an, während ich über die Heckklappe stieg.
    »Na, Freundchen, ich denke, du hast heute morgen was gelernt.«
    »Das ist schon eine tolle Straße, das gebe ich zu.«
    »Eine tolle Straße? Ich spinne wohl. Natürlich ist sie das! Sie ist das achte Weltwunder nach Stonehenge und Edisons Leuchtturm!« Er schlug mit der

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