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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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richtige Art und Weise, den Urlaub in Assam zu beginnen«, stellte ich fest.
    Carter tätschelte das Zelt liebevoll. »Zum Teufel, es ist schließlich ein richtiges Heim!« Und wir begannen gemeinsam ein Lied zu singen.
    Wir sangen noch immer, als Sergeant Chota Morris, mein alter Kumpel aus dem 1. Zug, auf uns zukam. Auch er sah wilder und erfahrener aus als in Kanchapur. »Wie fühlt man sich, wenn man weiß, daß irgendwo dort draußen an die zwanzigtausend mordlustige kleine japanische Sauhunde herumschleichen und immer näher auf einen zugekrochen kommen, Horry?«
    »Herrgott, sie wissen doch nicht, daß ich schon hier bin, oder?«
    »Natürlich wissen sie das, Junge – die Nachricht dürf te längst bis nach Tokio gelangt sein.«
    »Wann werden wir uns endlich mit ihnen befassen?«
    »Das mußt du mich nicht fragen. Niemand scheint genau zu wissen, wo die Japse sich aufhalten oder wie viele Divisionen sie in dieser Gegend stehen haben. Sie greifen Imphal massiert an – das liegt hundert Kilometer südlich von Kohima, aber sie haben vielleicht auch zwei Divisionen zwischen uns und Imphal.«
    »Und wie weit ist es von hier bis nach Kohima? Doch nur fünfzehn Kilometer, nicht wahr?«
    »Das ist nicht der springende Punkt. Wir müssen hier bleiben, bis die gesamte Division zusammen ist, und dann können wir auch nicht einfach die Straße hochmarschieren.«
    »Und warum zum Teufel nicht?«
    »Weil das für diese verdammte Armee zu gefährlich wäre!« warf Carter ein.
    Chota sagte: »Alles, was sich auf dieser Straße bewegt, kann von den Bergen aus beobachtet und unter Beschuß genommen werden. Es ist ein geradezu lehrbuchmäßiges Ziel! Man kann die Straße nicht halten, ohne auch die Berge zu beherrschen, verstehst du? Meine Vermutung ist, daß wir demnächst die Berggipfel hinter uns erstürmen werden.«
    Wir standen da und betrachteten die endlosen Dschungelflächen um uns herum.
    »Das ist mal eine Abwechslung zu Kanchapur!«
    »Wir werden den Japanern das Fell über die Ohren ziehen. In Streifen wird es ihnen heruntergerissen. Sie haben sich hier lange genug breitmachen können. Wenn wir sie hier erst einmal zum Stillstand gebracht haben, dann können wir sie auch nach Burma zurück und auf der anderen Seite gleich wieder hinausjagen.«
    »Warum zerbrechen wir uns eigentlich den Kopf darüber, was mit Burma geschieht?« fragte Carter. »Ich habe von diesem verdammten Land noch nie etwas gehört, bevor ich nach Indien kam.«
    »Eigentlich geht es gar nicht so sehr um Burma, sondern wir müssen Indien halten, nicht wahr?«
    »Warum?«
    »Nun sei doch nicht so verdammt dämlich, Mann! Weil es uns gehört, oder etwa nicht?«
    »Carter ist Kommunist«, sagte ich. »Ihr müßt euch nicht an dem stoßen, was er so redet! Er findet, der Kö nig und die Königin müßten aus dem Palast ausziehen und statt dessen in einer städtischen Mietwohnung hausen.«
    Chota Morris lachte. »Ich nehme an, du denkst, wir unterdrücken die Inder, nicht wahr? Ihnen ginge es verdammt nochmal viel schlechter, wenn wir uns nicht um sie kümmerten.«
    Carter schnappte immer nach so einem Köder. »Arschlöcher! Die herrschende Klasse Großbritanniens unterdrückt die Inder genauso wie den britischen Arbei ter. Wenn wir uns zurückhielten und Indien den Japanern überließen, dann wären wir alle etwas freier.«
    »Aber wie steht es denn mit den Rechten der japanischen Arbeiter?« fragte ich.
    »Diese Bastarde erschieße ich, sobald ich sie sehe«, sagte Carter, und wir brachen alle in schallendes Gelächter aus.
    Ich stand unter einem niedrigen Baum, um mich abzukühlen und die einzigartige Landschaft zu betrachten, durch die in diesem Augenblick die japanischen Arbeiter schlichen. Ein Blatt löste sich von einem Zweig und segelte zu Boden. Es lag in der Sonne da und leuchtete grün neben meinen Füßen. Ich rauchte eine Zigarette. Meine Gedanken gingen auf die Reise. Ich fühlte mich einfach verdammt glücklich, wieder da zu sein, mit meinen Kameraden zusammenzusein und mitten in diesem wundervollen Land zu stehen. Ich war gesünder und härter als je zuvor, wichste zweimal am Tag, ohne etwas davon zu merken, und verbrannte nur überschüssige Energie. Die Luft war wie eine Rüstung – sie strahlte und klirrte und kam direkt aus dem Himalaja, der nicht mehr weit entfernt war. Man konnte sie in sich hineintrinken wie Bier.
    In dieser Nacht wurde die Garnison in Kohima heftig angegriffen; die Konzentration japanischer Truppen in dieser

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