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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Rassenvielfalt war verwirrend. Fast schien es, als wären diese Tausende von fremden Männern eingetroffen, um an diesem bisher unbekannten und unbedeutenden Ort einen neuen Turmbau zu Babel zu beginnen. Wir sahen chinesische Soldaten, die sehr bescheiden auftra ten, Gurkhas, die fröhlich winkten (»Sie sind die verdammt besten Kämpfer der Welt, nach unseren Glasgowern«, sagte McGuffie) und eine Gruppe von Westafrikanern – von einer verwirrenden Mischung indischer und assamesischer Truppen ganz zu schweigen. Jedermann schien auf den Beinen und aufbruchsbereit zu sein.
    Trotz dieses Menschenüberflusses rückte unser kleiner Trupp in ein sauberes und fast leeres Durchgangslager ein. Es war von der 2. Division errichtet worden. Wir waren praktisch die ersten der Division, die im Zentrum des Kriegsgeschehens eintrafen. Der Rest kam schubwei se, Zugladung um Zugladung, in dieses enge und gefährliche Tal, das in Richtung der vordringenden Japaner wies.
    Unser Trupp besorgte sich etwas zu essen und sah sich dann einen Film an: Tom Conway in »The Falcon of Danger«. Der Film wurde auf eine weiße Zeltplane projiziert, so daß die Zuschauer auf beiden Seiten der Leinwand auf dem Erdboden sitzen und das Geschehen verfolgen konnten.
    Aus Gesprächen mit anderen Soldaten erhielten wir einen allgemeinen Eindruck von dem, was um uns herum geschah. Die japanischen Einheiten rückten wieder vor, bedrohten Kohima und besetzten die Straßen zwischen Dimapur und Kohima und zwischen Kohima und Imphal. Niemand wußte genau, wo sie zur Zeit standen. Die Straße von Dimapur nach Kohima wurde von Bergen überragt, und jeder Berg war bis zu seiner Spitze mit dichtem Urwald bewachsen; einige unserer Kameraden hatten auf den Gipfeln vereinzelt Japaner gesichtet. Das 33. Korps sollte dieses lebenswichtige Stück der Straße sichern – »und die haben ganz schön geblutet«, bemerkte jemand traurig.
    »Die Mendips werden die Japaner schon aus dem Wald verjagen«, sagte Carter. Er lachte.
    Wir gingen die Straße hinunter, die durch das Tal führte, rauchten, unterhielten uns und gelangten zu einer Kantine in einem Zelt, wo Hühnerschenkel und Bier verkauft wurden. Über den Naga-Bergen stand ein Halbmond. London 13 500 Kilometer. Im Zelt stritten sich einige Cockneys betrunken über die genaue Strecke, die die Buslinie 15 nahm.
    Ich stand draußen, leerte mein Glas und rauchte. Ich wollte mit niemand reden. Sämtliche Erwartungen der jüngsten Vergangenheit waren wie weggewischt. Es reichte schon völlig aus, in diesem grandiosen Tal zu sein.
    Meine Kameraden hatten mir ihre Neuigkeiten berichtet: wie sie nach Barrackpore verlegt wurden, kurz nachdem ich zur Feldsanitätseinheit gegangen war, wie Gore-Blakeley wegen der fehlenden Ausrüstung verrückt gespielt hatte und wie alles plötzlich zweitrangig geworden war, weil die Japaner wieder vorrückten und jeder einsatzfähige Mann in Indien gegen sie aufgeboten wurde. Welche Intrigen und Pläne McGuffie, Gore-Blakeley oder sonst jemand auch verfolgt haben mochten, alles war unwesentlich geworden. Die Listen waren eingetroffen, die Befehle wurden verteilt, wir taten, was von uns verlangt wurde.
    Gelegentlich brandete in der Ferne heftiges Schießen auf.
    »Wahrscheinlich japanische Geschütze – die verlassen sich nur auf ihre Mörsersalven«, sagte Ernie.
    »Wahrscheinlich bekommen einige arme Teufel mal wieder die Hucke voll«, meinte Aylmer. Er und ich schlenderten zu unserer Basha zurück und überließen die anderen ihren Gesprächen. Es war das erste schwere Feuer, das wir hörten. Konvois waren in beiden Richtungen unterwegs. Sepoys standen entlang der Straße Wache.
    »Wenigstens sollten wir den Vormarsch mit Lee-Grant-Panzern der Yankees durchführen«, meinte Aylmer nachdenklich. »Die alten Valentines, die sie in Arakan hatten, waren kaum von Nutzen – die hätten sie schon vor langer Zeit stillegen sollen, die waren überflüssig. Wie ich kürzlich hörte, wurden sie den Chinesen überlassen.«
    Ich lachte. »Für die verdammten Chinesen reichen sie völlig aus!«
    »Die Chinesen sind ganz hervorragende Soldaten. Die Amerikaner sind nichts wert, wenn sie nicht mindestens Steckdosen für ihre Elektrorasierer in ihren Landefahrzeugen haben, doch der Chinese wird dazu erzogen, mit einer Handvoll Reis jeden Tag im Kampf seinen Mann zu stehen. Mit einer Handvoll Reis hält ein Chink tagelang durch. Wenn man ihnen die Gelegenheit gibt, dann sind sie wie die Japaner. Ich hätte

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