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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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und alles andere. Du wirst sehen, daß nach dem Krieg alles so bleibt wie jetzt. Denk daran, wie sie nach dem letzten Krieg den Paßzwang eingeführt haben.«
    Ich lachte. »Es hätte wohl wenig Sinn zu kämpfen, wenn die Dinge sich anschließend nicht besserten, oder?«
    Einer der anderen Männer, ebenfalls mit einem verbundenen Bein, hatte uns zugehört und schweigend seine Zigarette geraucht. Sein Name war Coles. Er war einer von den harten Burschen aus Lazenbys Zug. Er sagte: »Du solltest mal ein wenig in den Geschichtsbüchern blättern, Freund. Der Krieg hat noch nie die Verhältnisse für Leute wie uns gebessert, nicht wahr, Di?«
    »Ja, das glaube ich auch. Jedenfalls nicht so, daß man es bemerkt. Mein alter Herr hat im letzten Krieg drei Jah re lang gedient und bekam bei Gallipolli ein Bajonett zwischen die Rippen. Er kam nach Hause und war anschließend zehn Jahre arbeitslos. Das hat ihn am Ende genauso umgebracht wie die Verwundung …«
    Danach saßen wir alle schweigend da, blickten auf das müde Laub der Bäume, zogen an unseren Zigaretten und warteten.
    Wir brauchten drei Tage, bis wir das Naga-Dorf Merema erreichten. Der Monsun brachte starken Regen, der alles tränkte. Wir gerieten auch mit Japanern aneinander, fanden jedoch keine befestigten Stellungen mehr vor. Das alte Schreckbild der unbesiegbaren gelben Rasse war ein für allemal zerschlagen.
    Während wir durch den strömenden Regen gingen, gerieten wir in einen japanischen Hinterhalt. In nullkommanichts wurden wir mit Salven aus Granatwerfern eingedeckt. Eine Granate explodierte zwischen einigen Pathanen, tötete zwei von ihnen und ließ ein Maultier in wilder Flucht zwischen den Bäumen verschwinden. Es stürzte eine Schlucht hinunter und nahm dabei eine Ladung Waffenöl und einige Bahnen Baumwollflanell mit.
    Wir spritzten auseinander und gingen in Deckung. Dabei geriet unsere rechte Flanke an einen versteckten vorgeschobenen Bunker, der sich bis zu diesem Moment aus dem Kampfgeschehen herausgehalten hatte. Er eröffnete sofort das Feuer aus allen Rohren, und mehrere Mendips kamen ums Leben, darunter auch der alte Chalkie White, der Ali, dem Teeverkäufer, acht Jahre lang fünf Rupien schuldig geblieben war. Der Regen prasselte mit frischer Wucht herab. Ich holte aus dem Funkgerät nichts anderes als atmosphärisches Knistern heraus. Schließlich wurde ein Meldegänger zurückgeschickt, der einen Rauchvorhang anfordern sollte, in dessen Deckung wir uns zurückziehen konnten.
    Wir mußten uns dort festsetzen, wo wir gerade waren. Die Japaner drangen nicht gegen uns vor, und wir kamen nicht an sie heran. Eine vertrackte Situation. Wir mußten unser Schanzzeug herausholen und uns, so gut es ging, eingraben.
    Während wir rasteten, gab es heiße Suppe. Ich hatte mit Carter ein Schützenloch besetzt, als Geordie mit einem Kochgeschirr voll Suppe herangekrochen kam und in unser Loch rutschte.
    »Wie hast du es denn geschafft, die Scheißsuppe nicht zu verschütten?« erkundigte sich Carter.
    »Oh, ich hatte wohl Glück … Ich weiß es nicht … Hör mal, Stubby, ich hab’ einen Japs erschossen.« Sein Adamsapfel fing wieder an zu hüpfen. »Ich hab’ den armen Teufel mitten in die Brust getroffen!«
    »Erschieß so viele, wie du kannst. Deshalb sind wir ja hier. Sei ja nicht zimperlich.«
    Carter meinte: »Wenn du sie nicht erschießt, Geordie, erschießen sie dich, verdammt nochmal. Und genau darum geht es letztendlich. Wenn du das bis jetzt nicht in deinen Schädel hineinbekommen hast, dann solltest du lieber darum bitten, nach Hause fahren zu dürfen, denn dann bist du für uns verdammt nochmal zu gar nichts nütze.« Er sah richtig gefährlich aus, wie er seine Zähne fletschte und über seinen Gewehrlauf hinweg herausfordernd in die Runde blickte.
    Geordie sah ihn an und meinte mit einem halben Flüstern: »Du hast auch Angst, Carter, nicht wahr?«
    »Natürlich habe ich manchmal Angst«, sagte Carter.
    Geordie trank seine Suppe und kroch dann dorthin zurück, woher er gekommen war.
    Mittlerweile hatten wir mehrere Verwundete zu verzeichnen. Einige von ihnen lagen auf freiem Feld, und es war unmöglich, an sie heranzukommen. Die Japsen schossen auf alles, was sich rührte. Wir konnten nichts anderes tun, als still liegen zu bleiben und auf den Einbruch der Nacht zu warten. Das Funkgerät lieferte weiterhin nicht mehr als ein Rauschen. Die Nachricht von unserer Lage war schließlich doch nach hinten durchgedrungen, und einiges an

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