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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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einander an und nickten kurz. Ich verpaßte einem der kleinen Schweinekerle zwei Kugeln, als er versuchte, sein Gewehr auf mich zu richten, obwohl ihm die halbe Hand fehlte.
    Die Japse hatten uns mit einem leichten Maschinengewehr große Probleme bereitet. Wir richteten dieses leichte Maschinengewehr auf den nächsten Bunker. Obgleich wir damit nicht viel Schaden anrichten konnten, schafften wir es wenigstens, die Scharfschützen in Deckung zu halten. Unsere Abteilungen rückten vor und stopften gestreckte Ladungen in die Bunker – wir beobachteten sie dabei und erlebten, wie einer der Pioniere von einer versteckten Stellung aus niedergeschossen wurde.
    Obgleich die Lage sich erheblich gebessert hatte, hingen wir noch immer auf dem verdammten Berghang fest. Da alle Japaner im Dschungel auf uns aufmerksam geworden waren, war ein Vordringen unmöglich, ehe wir dieses Hindernis beseitigt hatten; daher blieben wir, wo wir waren, und warteten ab. Die beiden Nagas, die uns geführt hatten – wahrscheinlich ein Mann mit seiner Tochter –, holten sich ein paar japanische Souvenirs aus dem vorgeschobenen Bunker und verschwanden, wobei sie uns anlachten und aufmunternd die Daumen hochreckten.
    »Vor einigen Generationen waren sie noch Kopfjä ger!« sagte Gor-Blimey ehrfürchtig.
    In dem vorgeschobenen Bunker fanden wir Hacken und Schaufeln sowie eine Menge Schmutz. Badger Collins stellte einen Trupp zusammen, der einen Teil der Bunkerfront abriß. Anfangs erschien es nahezu unmöglich, aber sobald die ersten Balken herausgebrochen waren, konnten wir einen notdürftigen Eingang schaffen. Wir befestigten die hintere Seite des Bunkers und konnten ihn nun als Brückenkopf und Befehlszentrale benutzen. Im Schutz der Dunkelheit wurden Verbindungsgräben angelegt. Und nun war unsere Position doch etwas sicherer.
    Jeder war völlig erschöpft. So viele Männer, wie wir entbehren konnten, hauten sich aufs Ohr. Wir mußten unter unseren Regenmänteln dort schlafen, wo wir gera de lagen. Ich stellte fest, daß der Schlaf mich überkam, kaum daß ich die Augen zugemacht hatte.
    Unsere Aufklärungstrupps meldeten, daß weitere Japaner zur Verstärkung von Merema in unserer Richtung unterwegs waren. Kurz nach Mitternacht wurde ich geweckt und setzte mich ans Funkgerät, das mittlerweile im Bunker stand. Wir erhielten von der Brigade den Befehl, sofort aufzubrechen und auf unser ursprüngliches Ziel, Kohima, loszumarschieren. Unsere Offiziere fluchten; Offiziere in der Etappe hatten nie Verständnis für die Probleme der Männer, die sich in vorderster Front und unter feindlichem Beschuß befanden.
    Es blieb uns aber keine andere Möglichkeit – wir mußten die Japse umgehen und durften nicht versuchen, den Weg zu nehmen, den sie uns versperrten. Befehl war Befehl.
    Der Trick bestand darin zu verschwinden, ohne den Feind wissen zu lassen, welche Absichten man verfolgte – bei Nacht und im Dschungel keine allzu schwere Aufgabe. Alle wurden geweckt. Indem wir eine Nachhut bis zum Schluß feuerbereit hielten, verdrückten wir uns gekonnter in die Büsche als Sato selbst. Der Regen hatte aufgehört, die Nacht war klar. In der Ferne lag Kohima noch immer unter schwerem Beschuß.
    Während wir uns zurückzogen, erklang eine furchtba re Stimme über dem Dschungel: »Hallo, Johnny! Hallo, Johnny! Hör auf zu kämpfen, verlaß dieses Land! Kehr zurück nach England, sonst mußt du hier sterben! Geh zurück nach London, Johnny!«
    Sie hatten einen Lautsprecher eingeschaltet. Wir erfuhren, daß Angehörige der INA, der »Indian National Army«, mit den Japanern zusammenarbeiteten. Sie durften Lautsprecher einsetzen, obgleich die Japaner nicht so viel Vertrauen zu ihnen hatten, um ihnen auch Gewehre zu überlassen.
    Die Versuchung, einige Schüsse in die Richtung dieser Stimme abzufeuern, war nahezu unwiderstehlich. Aber wir drangen in die Nacht ein, auch diesmal unter der Führung der Nagas.
     
    Gegen Mittag, nach einem Schläfchen, fühlten wir uns wieder gut in Form. Wir schrieben den 18. April, ein erinnerungswürdiges Datum. Die A-Kompanie hatte sich eingegraben. Es wurden natürlich Patrouillen eingeteilt, doch diejenigen, die dienstfrei hatten, bekamen die Chance, sich auszuruhen, die Gewehre zu säubern und sich, falls nötig, verbinden zu lassen. Wir konnten unsere Decken zum Trocknen auslegen, denn es war ein heißer Morgen mit einer gnadenlos herunterbrennenden Sonne und ohne ein einziges Wölkchen am Himmel.
    Ich erwachte, fühlte

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